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Nach dem Prompt „Apfelwickler [Tierische Geschichten mit Armbrust]“ der Gruppe „Crikey!“
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Am nächsten Mittag saßen sie in der Taverne. Die Bedienung war Cydia einen strengen Blick zu, als sie ihnen das Bier brachte.
"Tschuldigung." Sie räumte die Armbrust von der Platte, die sie auseinandergeschraubt hatte, um sie vor dem Einbruch noch einmal gründlich zu reinigen.
"Bitte sehr." Die schlanke Bedienung rümpfte noch einmal die Nase und rauschte davon.
"Du solltest mehr Trinkgeld geben", sagte sie zu Akira.
Der Elf warf ihr einen zornigen Blick zu. "Ihr beide könntet auch mal bezahlen!"
Sie beugte sich über die Armbrust und polierte die Mittelschiene mit einem geölten Tuch.
"Also gut", sagte Maxi, der bis eben ihren rasch gezeichneten Plan von gestern Nacht studiert hatte. Stillschweigend ignorierten sie den Elfen in Bezug auf diese lästige Frage des Goldes. "Wenn wir über das Dach einsteigen wollen, kriegen wir ein Problem mit der inneren Patrouille."
"Mörder", murmelte Akira finster. Ein Bogenschütze hatte gestern seinen Papierkranich beinahe erwischt. Zum Glück hatte der Mann ihn offenbar bloß für eine Motte gehalten und so ahnte der Besitzer der reichen Schatzkammer noch nichts von ihrem Plan.
"Sie kommen zu oft vorbei", fuhr Maxi fort. "Und sie sind zeitversetzt mit der äußeren Gruppe. Wir kommen nicht über die äußere Mauer, durch den Garten und aufs Dach, ohne dass sie uns sehen. Und Deckung ist ..." Der Mensch sah zu Akira.
"Spärlich", brummte der Elf. "Für einen Schmetterling!"
"Kein Wunder, wenn die Idioten zum Üben auf Motten schießen", warf Cydia ein. "Und nicht einmal treffen! Zuhause auf der Plantage haben wir mit Apfelwicklern geübt, wenn die zu zahlreich wurden und uns die Ernte verdorben haben!"
"Wir brauchen eine Ablenkung oder ... irgendwas!" Ihr Taktiker sah sie an. "Vorschläge? Kommt schon, Leute, wir müssen zuschlagen, bevor sie es wegbringen. Uns läuft die Zeit davon!"
Akira verhehlte sein Augenrollen nicht. "Dir läuft die Zeit davon."
"Wir schaffen das", sagte Cydia zuversichtlich. Sie kannte Maxi schon länger. Seine Mutter war aus ihrem Dorf gewesen und hatte zwar nach Sawjuama geheiratet und ihren Sohn dort großgezogen, doch mindestens einmal im Jahr hatte sie ihre Familie besucht. Dabei hatten sich Cydia und Maxi kennengelernt und viele glückliche Stunden auf der Apfelplantage von Cydias Eltern verbracht.
Jetzt zog er eine besorgte Miene. Der Verlust machte ihn fertig, das konnte sie sehen, und sie wollte ihm helfen. Und auch Akira wollte helfen, obwohl er sich unbeteiligt gab. Doch warum sonst hätte er dieser gefährlichen Mission zustimmen sollen?
Cydia richtete sich mit einem Ruck auf. "Sekunde, Leute - ich weiß, was wir machen!"
"Nicht so laut!" Akira sah vielsagen zu den anderen Gästen herüber.
Sie senkte die Stimme und grinste breit. "Wir machen es wie mit den Apfelwicklern. Für die hängt man eine Pheromonfalle in die Bäume und kann die Tiere dann einfach nehmen und wegbringen. In den Wald oder auf die Plantage der Konkurrenz."
"Wir sollen die Wachen in eine Falle locken und verschicken?" Akira runzelte die Stirn.
"Nein, Dummerchen. Wir geben ihnen bloß einen unwiderstehlichen Lockstoff ..."