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Nach dem Prompt „Chaco-Hornfrosch [Tierische Geschichten mit Hüten]“ der Gruppe „Crikey!“
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Akira lauschte diesmal. Dann hörte auch Maximilian jedoch die laute Stimme der Zwergin herüberhallen.
"Hiergeblieben, du Mistvieh!"
"He! Vorsicht!" Mit trappelnden Schritten liefen die Wachen zusammen. "Waffe fallen lassen!"
Max stieß Akira an. "Das ist unser Signal! Los!"
Der Elf nickte. Sie huschten über die Straße zur Mauer, die das Gelände umschloss. Akira lehnte sich mit dem Rücken an den Stein und machte Max eine Räuberleiter. Mit der Brust landete er auf der Mauer, setzte sich rittlings auf den Stein und reichte dem Elf die Hand.
Am Haupttor umringten die Wachen Cydia.
"Ich wollte doch nur Ratten jagen!", verteidigte sie sich.
"Du hast meilenweit daneben geschossen!", schimpfte der Wächter.
"T-tut mir leid." Sie gab überzeugend das Dummchen vom Lande. "Wisst ihr, ich habe die Armbrust noch nicht so lange. Mein Vater wollte mir immer zeigen, wie man damit umgeht, doch jetzt ..." Sie schluchzte sehr überzeugend - dafür, dass sie ihren Vater erst vor drei Tagen noch zusammengestaucht hatte.
Daraufhin beruhigten sich die Wachen und erste begannen, Cydia Tipps zu geben. Einer Jungfrau in Nöten konnte wohl kein gerüsteter Wachmann widerstehen. Währenddessen bemerkte niemand, wie zwei Schatten zum Bunker huschten.
"Du gehst rein", wiederholte Akira Max' eigenen Plan. "Mach schnell!"
Er nickte und ließ sich aufs Dach helfen. Dann robbte er über das Stroh hastig zur Klappe, öffnete sie und ließ sich nach unten fallen.
Auch den Plan des Gebäudes hatte Akira ihnen letzte Nacht beschaffen können. So wusste Max genau, wohin er sich wenden musste. Er ignorierte die Goldhaufen auf der Erde, die Regalreihen mit magischen Artefakten und Zaubertränken, die Waffenkammer. Stattdessen ging er nach vorne, öffnete eine Tür und betrat die Sammlung an Kleidungsstücken. Stiefel reihten sich an den Wänden, darüber hingen Mäntel, Kleider und mehr an Haken, und auf Ablagen staubten Schals, Handschuhe und Hüte voll. Die Magie in der Luft war selbst für ihn fühlbar, summende, prickelnde Energie. Diese Artefakten mochten die beeindruckendsten Fähigkeiten haben, wie alles in dieser Sammlung.
Doch deshalb war er nicht hier. Reichtum und Macht interessierten ihn nicht.
Max sah sich um. Oben links, hatte Akira gesagt. Und dort sah er ihn: Einen grünen Zylinder mit breiter Krempe, in dessen Hutband kleine, immergrüne Zweige hingen. Er streckte sich und nahm den Hut aus dem Regal.
"Geht es dir gut, mein Freund?"
Leises Quaken antwortete ihm. In der leicht gewölbten Hutkrempe schwappte Wasser, und dort, zwischen Seerosen und halb unter einem Zweig versteckt, blinzelte ihn ein Breitmaulfrosch an.
"Oh, du brauchst keine Angst mehr zu haben!", flüsterte Max. "Ich bin ja jetzt da. Dieser böse Mensch wird dir nicht mehr tun!"
Er setzte den Hut auf und atmete durch. Endlich war sein Outfit wieder komplett! Und der Frosch zurück bei ihm, wo er reichlich Fliegen fressen und viel von der Welt sehen würde, statt in diesem Keller zu versauern.
Leise eilte Max zurück zur Leiter, auf das Dach und zurück zu Akira.
"Das alles für einen Hut", sagte der Elf missbilligend.
"Das ist nicht irgendein Hut. Das ist mein Hut! Mit meinem Frosch!"
Akira schüttelte den Kopf. "Dafür haben wir was gut. Komm jetzt, bevor Cydia auffliegt!"