Langsam öffne ich meine Augen. Ein schwaches Licht strahlt mir entgegen. Es kommt von einer Laterne, die in einem kleinen Raum steht. Schwach erhebe ich mich und spüre plötzlich die starken Schmerzen meines Armes.
Ich schaue was so schmerzt und erblicke eine Bisswunde. Beim Ansehen von ihr erinnere ich mich , was passiert war.
Es war Nacht und ich und mein Bruder waren noch auf. Beide hatten wir einen heftigen Streit. Naja, eher einen kindischen Streit. Es ging darum, dass er mir nicht glauben wollte, wie mutig ich doch war. Wie das ganze entstanden ist, weiß ich aber selbst nicht mehr.
Ich wollte ihm unbedingt beweisen, wie mutig ich bin. Wir lebten in einem kleinen Haus am Waldrand. "Der Wald ist gefährlich bei Nacht!", hatte uns Mutter immer gesagt. Auch mein Bruder wusste davon.
Genau deshalb entschied ich mich aus dem Fenster zu klettern und nach wenigen Stunden heile zurück zu kommen. Mein Bruder fand die Idee gar nicht toll und bettelte, dass ich doch hier bleiben soll, aber mich interessierte dies herzlich wenig.
Also stieg ich aus dem Fenster. Als ich in den Wald ging, überkam mich ein kalter Schauer, doch ich wollte meinen Mut unbedingt beweisen. Ich hatte eine Taschenlampe mit genommen, damit ich auch sicher wieder nach Hause finden würde.
Ich machte sie an und ging durch den Wald. Manchmal hörte man eine kleine Maus über den Boden huschen, doch sonst war der Wald sehr still gewesen.
Ich fühlte mich beobachtet, ignorierte dieses Gefühl aber. Plötzlich ertönte ein lautes Knacken, als wenn jemand oder etwas auf einen Stock getreten wäre. Ich erschrak und in dem Moment gab die Batterie meiner Taschenlampe nach. Der Wald war nun in kompletter Finsternis eingetaucht. Ich hielt den Atem an, als ich Schritte hinter mir hörte.
Eine kalte Hand legte sich auf meine Schulter und ich schrie auf. Schnell rannte ich. Ich wusste nicht, wohin ich rannte, ich tat es einfach.
Plötzlich rannte ich gegen etwas pelziges. Ich schaute nach oben und erblickte lilerne Augen und das Gedicht eines Katzen ähnlichen Wesens. Um mich herum waren plötzlich weitere Augenpaare, die mich anstarrten. Es waren die Augen von kleineren Katzenwesen.
Ich rannte durch die Menge der Katzenwesen und konnte fast allen Angriffen perfekt ausweichen. Doch dann erwischte mich eines am Arm. Es kamen noch weitere. Und dann... Ab da weiß ich nicht mehr was passierte.
Plötzlich erblicke ich eine scheinbar männliche Gestalt direkt vor mir, die mich mit roten Augen ansieht. Sie sieht menschlich aus, bis auf die Hörner und den Drachen-artigen Schwanz, den sie besitzt. "Auch diese Wunde werde ich heilen, mein Kind.", spricht die Gestalt mit ruhiger Stimme und legt beide Handflächen auf meine Bisswunde.
Auch diese Wunde? Denke ich und frage mich, ob ich davor vielleicht noch mehrere Verletzungen erlitten hatte. Ich spüre wie meine Wunde zu wächst. Das Wesen nahm seine Hände von meinem Arm und da wo noch eine Wunde war, ist nur noch eine Narbe. Eine leichte Busspur.
"Wo...wo bin ich?", frage ich mit leiser Stimme. "Bei mir zu Hause, ich hatte dich vor kurzem gerettet.", spricht das Wesen mit freundlichem Lächeln. "Mein Name ist Taki und wie heißt du?", fragt er und hilft mir zum stehen auf, da mein Körper noch geschwächt wegen dem Davonrennen ist. "Klara", antworte ich leise. Taki läuft ein Stück vorwärts zu einer Tür, die nach Draußen führt und fordert mich dazu auf, ihm zu folgen.
Unsicher gehe ich zu ihm. "Keine Sorge,"spricht er,"ich werde dich nach Hause bringen. Ich möchte ihn fragen, woher er wissen wolle, wo mein Zuhause ist, doch diese Frage bleibt mir erspart. Als könnte er Gedanken lesen sagt er: "Logischer Weise trägt dein Zuhause den Geruch von dir, anhand dessen werde ich es aufspüren."
Er öffnet die Tür und kalter Wind weht uns entgegen. Taki nimmt mit seiner kalten Hand die meine und führt mich durch den dunklen Wald. "Wie kommst du überhaupt auf die Idee, hier allein in der Nacht rum zu spazieren, Menschenkind? Ich wollte dich vor den Monstern hier warnen, doch dann warst du schon weg gelaufen."
Für ein paar Sekunden schweige ich, doch dann beginne ich zu sprächen. Er erzähle ihm von dem Streit mit einem Bruder und das ich ihm desshalb beweisen wollte, wie mutig ich doch sei.
Taki schüttelt den Kopf und fragte: "Nur um dich zu beweisen, hast du dich in Gefahr gebracht? Warum interessierst du dich denn dafür, was dein Bruder von dir denkt. Du selbst weißt doch am allerbesten, wie mutig du bist. Nur wenn ein anderer nicht davon überzeugt ist, heißt es doch nicht gleich, das du etwas beweisen musst." Kurz vor der Kleinen Hütte macht er Halt und spricht: "geh nun zurück in dein zu Hause."
Ich sehe zur Hütte und denke über seine Worte nach. Auch wenn ich sie noch nicht ganz verstehen kann, bin ich mir sicher, dass sie wie ein helles Licht in meinem Herzen brennen werden. Für immer.
Ich drehte mich um, um mich bei Taki zu bedanken, doch dann war er schon verschwunden.
Thema: Licht