Die Flammen loderten. Gernot wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und zog das gerade im Schmelzen begriffene Metall aus dem Feuer. Seine Bewegungen waren routiniert und sicher. Der Schlag des Hammers auf den Amboss zerriss die Nacht.
Mit jedem Hieb versank der Schmied weiter in seiner Konzentration. Jeder Handgriff musste sitzen, denn dies sollte sein großes Meisterstück werden. Die tödlichste Klinge, die je geschmiedet wurde.
Das Bastardschwert war für seinen Bruder bestimmt, der morgen aufbrechen würde, um seinem Herren seinen Dienst zu erweisen. Wann und wo die erste Schlacht auf ihn warten würde? Das konnte niemand vorhersagen. Wenn er könnte, würde Gernot auf der Stelle den Platz seines kleinen Bruders einnehmen, doch das stand leider außer Frage. Dieser Prüfung musste der junge Kämpfer sich selbst stellen. Gernot würde zumindest dafür sorgen, dass er die beste Ausrüstung erhielt.
Die Augen des Schmieds tränten beim Anblick des Feuers und auf seiner Stirn standen große Schweißtropfen. Die Schläge, unter denen sich die feine Klinge formte, drangen aus dem geöffneten Fenster und verhallten in der Schwärze des Himmels. Kein einziger Stern war zu sehen.
Gernot war vertieft in seine Arbeit. Bemüht, sein ganzes Können in das Schwert zu stecken, blendete er die Stube um sich herum vollkommen aus. So bemerkte er auch nicht, dass sich die schwere Holztür der Schmiede einen Spalt breit öffnete. Eine dunkle Gestalt huschte leisen Schrittes herein.
Eine Weile verharrte der Besucher stumm neben der Türe und musterte den Arbeitenden mit nachdenklicher Mine. Dann formten seine Lippen ein Wort und ein leiser Windhauch streifte Gernots Nacken. Der Schmied wirbelte herum und erstarrte bem Anblick des glühenden Augenpaars. Seine Glieder versagten jegliches Gehorsam. Ihm war es, als würde das Leuchten in ihn selbst eindringen, als plötzlich ein greller Blitz aufloderte und alles um ihn herum verschluckte.