Zugegebenermaßen machte es Pakhet noch immer nervös. Sie öffnete die Tür zu dem Hotelzimmer und schenkte ihrem Begleiter ein kurzes Lächeln. Eigentlich sollte es sie beruhigen, dass auch er nervös wirkte, als er es erwiderte, doch sie fand eine solche Ruhe nicht.
Sie steckte die Schlüsselkarte in ihre Handtasche und griff dann mit ihrer freien Hand nach der seinen.
Er hatte sich als David vorgestellt, hatte gesagt er arbeite als Koch in einem Hotel und sei 29. Eigentlich war all das egal. Sie wollte ihn nicht kennenlernen, sie wollte nur Sex. Er war recht hübsch, schien dies jedoch selbst nicht zu wissen. Er hatte ebene Haut, keinen Bart, kurzes braunes Haar. Er wirkte nicht wie ein Loverboy oder jemand in der Art. Für diese war sie ohnehin eigentlich zu alt. Die Nervosität blieb dennoch.
Sie hatte sich als Stephanie vorgestellt. Es war der Name, den sie meistens für diese Dinge benutzte. Stephanie, Bankangestellte und Hobbysportlerin. Ohne den letzten Teil kamen öfter die Fragen auf. Immerhin war sie muskulöser, als die meisten Frauen, wenngleich es jene ebene, athletische Muskulatur, die man eher bei Tänzerinnen fand. Dahingehend hatte sie wohl Glück.
Mit dem Fuß stieß sie die Tür zu, ihre Augen auf ihn gerichtet.
Ja, er war sehr unsicher hiermit. Er hatte so etwas wohl noch nicht oder wenn nur selten gemacht. Er wich ihrem Blick aus, ließ seine Hand jedoch in der ihren liegen.
Pakhet streckte sich und küsste ihn kurz auf die Lippen.
Sie trug eine Perücke, Make-Up – weitere Dinge, die das hier einfacher machten. Männer mochten Frauen mit langen Haaren lieber. Sie wusste soviel: Die meisten, die sich auf so etwas einließen, wollten eine Illusion und vielleicht etwas, dass sie ihren Kumpeln erzählen konnten. Sie wollten eine gute Geschichte. Pakhet wollte derweil nur Sex. Sie brauchte es. Es war eine der wenigen Sachen, die ihr half, sich zu entspannen.
Auch wenn sie gerade nicht entspannt war.
Erneut küsste sie ihn, dieses Mal etwas länger, ließ seine Hand los, um durch sein Haar zu streichen. Wenngleich zögerlich erwiderte er den Kuss.
Als sich ihre Lippen trennten, sah er sie an. „Bist du dir sicher, dass du das hier tun willst?“, fragte er. Wollte er einen Weg raus?
„Ja, bin ich“, erwiderte sie leise. „Und du?“
„Ich ... Ja ...“ Er schluckte.
Sie war sich manchmal nicht sicher, was ihr lieber war: Männer wie er, die zurückhaltend waren, oder Männer, die genau wussten, was sie wollten. Männer wie er waren meistens vorsichtiger und mehr auf sie bedacht - teilweise aber auch zu vorsichtig und ließen sie manchmal hinterfragen, ob sie es wirklich wollten. Männer, die genau wussten und so etwas häufiger machten, bereiteten ihr kein schlechtes Gewissen, aber brauchten mehr Mühe, sie unter Kontrolle zu halten.
Pakhet küsste ihn noch einmal und führte seine Hand zum obersten Knopf ihrer Bluse.
Noch immer zögerte er, kam dann aber ihrer unausgesprochenen Aufforderung nach. Er knöpfte die Bluse halb auf, hielt dann aber inne. Seine Wangen brannten sehr deutlich. Er zögerte wieder. „Ähm, wäre es für dich okay ... Wäre es für dich in Ordnung, wenn ich noch einmal auf die Toilette gehe?“
Sie musste sich beherrschen, nicht zu lachen, nickte aber. „Mach nur“, erwiderte sie.
Sie fragte sich, ob es ein Fall von nervösem Pinkeln war oder ob er nur einen Moment für sich brauchte.
Wie dem auch sei: Er verschwand in die Toilette, während sie sich im Hotelzimmer umsah. Es war ein relativ kleines Zimmer - selbst wenn Hotels hier billig waren, für jemand, der auf internationalem Niveau gezahlt wurde, waren Luxushotels keine Dauerlösung. Nicht solange das hier eine beinahe wöchentliche Angewohnheit war.
Doch das Bett sah sauber aus und war außerdem breit genug. Nicht, dass es im Notfall nicht auch ein normales Bett getan hätte.
Sie hielt inne, knöpfte dann ihre Bluse ganz auf und setzte sich auf das Bett.
Prüfend sah sie auf ihre linke Hand und das Armband am Handgelenk. Er schien zumindest die Prothese nicht bemerkt zu haben. Gut. Das verunsicherte sie nachwievor am meisten. Doch mehr als den Zauber konnte sie nicht tun.
Während im Badezimmer erstaunlich lang das Wasser lief, zog sie sich die Bluse ganz aus und nahm dann ein Kondom aus ihrer Handtasche, legte es auf das Bett bereit.
Endlich kam er aus dem Badezimmer zurück. Als er sie auf dem Bett sitzend fand, schluckte er wieder. Er kam zu ihr, hielt inne, küsste sie dann seinerseits auf die Lippen. Wieder fuhr sie mit ihrer Hand über seine Wange. „Du musst nicht, wenn du nicht willst, ja?“ Sie würde schon noch jemand anderen finden.
„Nein. Nein. Ich ... Ich will“, erwiderte er. „Ich habe nur noch nie ...“
Das hatte sie sich schon gedacht. „Es ist okay.“ Wieder führte sie seine Hand, dieses Mal zu ihrer Brust. Seine Berührungen waren sehr vorsichtig. Er brauchte einen Moment, ehe er sich traute unter den BH zu fassen.
Wieder küsste er sie, dieses Mal inniger.
Sie rückte weiter aufs Bett. Während sie sich mit der Prothese abstützte, begann sie mit der Rechten sein T-Shirt hochzuschieben. Sie konnte Gänsehaut spüren.
Endlich traute er sich, ihren BH zu öffnen. Sie half ihm, den BH auszuziehen.
Er küsste ihren Hals, ihr Schlüsselbein, während seine Hand über ihre Brust rieb. Dann schließlich richtete er sich auf und zog sein T-Shirt aus.
Sie rückte nun komplett aufs Bett und rieb seinen Schritt. Es verwunderte sie kaum, unter seiner Jeans ein hartes Glied zu spüren. Umso mehr machte es Spaß ihn noch ein wenig zu reizen. Soweit traute er sich nicht, sie dort zu berühren. Doch ihr sollte es recht sein. Die meisten Männer rieben dort ohnehin nur blindlings rum, als warteten sie drauf, dass ein Dschinni herauskam.
Nun öffnete sie seine Hose.
Noch immer brannten seine Wangen förmlich und auch seine Ohren glühten rot. Er zögerte, zog sich dann aber die Jeans und außerdem die Socken aus. Also war er diese Art von Person.
Ihre Hose war knapp und sie hatte dazu nur Sandalen getragen - Sandalen mit viel zu hohen Absätzen für ihren Geschmack.
Sie schlüpfte ebenfalls raus. Als er sich wieder über sie beugte, um sie erneut zu küssen, ließ sie ihre Hand in seine Unterhose gleiten, um ihn ein wenig mehr zu reizen. Er stöhnte leise, unfreiwillig und sah sie dann entschuldigend an.
„Leg dich hin“, forderte sie ihn auf.
Kurz war sein Blick verwirrt, dann aber tat er, wie geheißen. Er legte sich auf den Rücken und erlaubte ihr, sich so über ihn zu knien.
Er trug einfache Boxershorts, was ein wenig underdressed gegenüber ihrer Spitzen-Unterhose wirkte. Doch anders als sie hatte er so etwas eindeutig nicht geplant.
Sie rieb sich an ihm, während sie seinen Hals und sein Kinn küsste, wartete, bis es begann sich gut anzufühlen. Dann ließ sie ihre Hand erneut in unter den Stoff seiner Unterhose gleiten. Sie sah ihn an. „Wollen wir?“
Noch immer wirkte er etwas unsicher, nickte aber. „Ja.“ Er zog sich die Unterhose selbst aus, während sie dasselbe tat.
Dann nahm sie das Kondom. Wenigstens war er einer der Männer, die dazu nichts sagten. Er schwieg, während sie ihm das Kondom überzog.
Erst dann zog sie ihre eigene Unterhose aus und positionierte sich dann wieder. Sie bevorzugte es, oben zu sein. Es gab ihr mehr Kontrolle und machte es einfacher für sie, auch etwas von der ganzen Sache zu haben.
Vorsichtig führte sie sein Glied zu ihrer Pussy und seufzte leise, als er in sie eindrang.
Derweil lag er nur unsicher da.
Sie half ihm, führte seine Hand zu ihrer Hüfte, während sie langsam begann, diese zu bewegen. Sie schloss die Augen und fand langsam ihren Rhythmus.
Er stöhnte.
Die Herausforderung würde sein, ihn lang genug davon abzuhalten zu kommen. Seine Hand auf ihrer Hüfte verkrampfte sich leicht.
„Entspann dich“, flüsterte sie und meinte es.
Sie brauchte das hier. Ablenkung von ihrem Job und dem Stress, den dieser mit sich brachte. Andere gönnten sich regelmäßig eine Massage oder einen Tag im Spa, aber sie brauchte das hier. Sex. Einfacher, hirnloser Sex.
Das Gefühl der Ekstase nahm ihr alles ab. Die Notwendigkeit zu denken. Die Anspannung. Alles. Für einige wenige Momente war ihr Kopf leer und diese Momente brauchte sie so viel mehr als alles andere.
Sie hörte sein Stöhnen und unterbrach ihren Rhythmus, um ihn aus dem Konzept zu bringen, machte dann aber weiter. Dankbarerweise brauchte sie selten viel um zu kommen. Ihr Seufzen war etwas lauter, als sie kam, doch nichts im Vergleich zu seinem kehligen Stöhnen.
Er hatte die Augen zusammengepresst und japste einen Moment später nach Luft.
Dann sah er sie atemlos an.
Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln.
Auch er lächelte, versuchte sie an sich heran zu ziehen, doch sie löste sich von ihm. Das war die Sache, die am kompliziertesten war. Diejenigen, die kuscheln wollten - denn das wollte sie nicht.
Er sah sie bedauernd an, richtete sich dann aber auf, um sich vorsichtig das Kondom abzuziehen.
Sie ließ sich auf das Bett fallen und erlaubte es sich kurz zu verschnaufen. Noch war ihr Gehirn angenehm leer. Das wollte sie nutzen und einfach nur hier liegen, es genießen. Ihr Körper fühlte sich gut an.
Vorsichtig legte er sich neben sie, hielt aber abstand. „Darf ich dich umarmen?“, fragte er zurückhaltend.
Sie seufzte. „Nein, lieber nicht.“
Natürlich war er enttäuscht. „Okay“, flüsterte er dennoch.
„Tut mir leid“, murmelte sie. Und doch wollte sie darüber nicht zu sehr nachdenken.