Es war ein Glücksgriff gewesen.
Er hatte sich Thomas genannt, aber recht deutlich gemacht, dass es nicht sein richtiger Name war. Genau so, wie Mary nicht ihr Name war. Sie verstanden sich. Sie hatten dieselbe Vorstellung davon, was das hier sein sollte. Und genau das machte es jedes Mal leichter.
Keine Diskussionen. Keine Gespräche mit seltsamen Enden. Keine peinlichen Erklärungen.
Besser noch: Offenbar hatte er Geld, denn er hatte darauf bestanden ein besseres Zimmer im Hotel zu nehmen und dafür zu zahlen. Da Pakhet normalerweise selbst für die Zimmer zahlte definitiv eine angenehme Abwechselung.
Jetzt lagen sie hier nebeneinander. Der einzige Minuspunkt war, dass sie noch immer nackt war. Es war ein Gefühl, das sie unsicher machte. Sie war verletzlich und sie mochte es nicht verletzlich zu sein.
„Bist du dir sicher, dass du nichts willst?“, fragte er und bot ihr ein Glas mit Sekt an.
Sie lächelte matt, hob aber ablehnend die Hand. „Ich bin vorsichtig.“
„Vorsichtig?“
„Man weiß nie, was einem jemand unterschieben will.“
Thomas war gut gebaut, vollbärtig. Sein krauses Haar lag kurz an seiner Kopfhaut an. Ein Teil von ihr war neugierig, was er beruflich machte, doch sie stellte keine Fragen. Das tat sie nie. Selbst wenn zu viele ihr bereitwillig Dinge erzählten, die sie dann vergaß.
Jetzt hob er eine Augenbraue. „Meine Gute, habe ich nicht genug getan, um dein Vertrauen zu verdienen?“
Sie deutete ein Schulterzucken an und drehte sich auf die Seite. „Wenn ich bedenke, dass ich dich nie wieder sehen werde, bevorzuge ich es, mit dem Vertrauen nicht zu weit zu gehen.“
Er lachte, füllte sich sein Glas auf und trank. Er wirkte entspannt, was in Anbetracht der Umstände wohl nicht überraschend war.
Zugegebenermaßen wirkte der Sekt auf sie ein wenig übertrieben. Das war etwas, das sie nie verstanden hatte. Klar machte Alkohol entspannter, aber warum ausgerechnet Sekt? Da war sie mit einem Whiskey weitaus besser bedient.
„Was ist?“, fragte er, als er ihren Blick bemerkte.
„Nichts, was der Rede wert wäre.“ Vielleicht sollte sie aufstehen und gehen. Er wirkte nicht wie jemand der einschlafen würde. Außerdem wäre es hier nicht seltsam und brauchte keiner Erklärungen.
Als würde er ihre Gedanken lesen, musterte er sie. „Du denkst doch nicht schon etwa darüber nach zu gehen, oder?“
„Vielleicht“, erwiderte sie. „Es sei denn es gibt einen guten Grund es nicht zu tun.“ Sie lächelte vielsagend.
„Ah, ich verstehe, du willst mehr Aufmerksamkeit.“ Er grinste, stellte das Glas auf den breiten Nachttisch des Bettes und wandte sich ihr zu. Seine recht große Hand glitt über ihre Seite, ehe er sich vorstreckte, um sie zu küssen.
Pakhet erlaubte es, drehte sich auf den Rücken, doch er ging nicht mit. Stattdessen ließ er von ihr ab. Schon wieder musterte er sie, dieses Mal mit einem Funkeln in seinen Augen. Er griff zu dem Gefäß, in dem die Sektfalsche gewesen war, und nahm einen der Eiswürfel heraus.
Sie ahnte, was er vorhatte. Für einen Moment zögerte sie, unsicher, ob sie es zulassen wollte. Aber soweit war er absolut respektvoll mit ihr umgegangen. Er hatte nicht einmal eine Aufforderung gebraucht, um ein Kondom überzuziehen.
Daher schob sie seine Hand nicht fort, als er den Eiswürfel auf ihre Haut legte und mit einem Finger führte. Es war ein seltsames Gefühl. Es jagte ihr auf der einen Seite Gänsehaut über den Körper, rief jedoch auch ein seltsames Kribbeln auf ihrer Haut hervor. Ein angenehmes Kribbeln, wie sie beschloss.
Verspielt ließ er den Eiswürfel über ihre Brust wandern, beobachtete dabei fasziniert, wie ihre Nippel gleich beide hart wurden. Er rückte näher an sie heran und küsste ihren Hals, jedoch ohne den Eiswürfel loszulassen, der eine dünne Schicht kalten Wassers auf ihrer Haut hinterließ. Jetzt führte er ihn zu ihrer anderen Brust, während auch seine Lippen tiefer wanderten.
Ja, es war ein angenehmes Gefühl, gab sie zu. Sie genoss vor allem den Unterschied zwischen der Wärme seiner Lippen und der Kälte des Eises. Während die Lippen nun auch zu ihrer Brust fanden und sich um ihre Brustwarze schlossen, glitt der langsam merklich keiner werdende Eiswürfel über ihren Bauch.
Sie seufzte leise, legte ihre Hand auf die Schulter des Mannes. Dennoch kam sie nicht umher, sich etwas anzuspannen, als der Eiswürfel in ihren Schritt wanderte. Sie keuchte auf.
Er löste sich etwas von ihr. „Alles okay?“
„Ja.“ Sie strich über seine Wange. „Alles okay. Nur … überraschend.“
„Selbst jetzt noch?“, fragte er.
„Ja. Ein wenig.“ Sie streckte sich um ihn zu küssen, während der Eiswürfel sich nun gänzlich auflöste.
Er erwiderte ihren Kuss gierig. Seine Hand griff blindlings erneut zu dem Nachttisch, wo er die Kondompackung fand. Er brauchte ein wenig, bis er ein einzelnes Kondom daraus geholt hatte.
Sie nahm es ihm ab, öffnete den Blister vorsichtig und holte das Kondom heraus.
Ein leises Stöhnen entglitt ihm, als sie sein Glied berührte. Sie war vorsichtig, als sie es ihm überzog.
„Weißt du“, flüsterte er. „Ich könnte dich auch anders verwöhnen.“ Seine Fingerspitzen, die noch immer in ihrem Schritt lagen, glitten ein Stück in sie hinein.
„Nein“, erwiderte sie. „Ich will dich in mir spüren.“
Er sah sie an. Da war noch immer dieses verspielte Lächeln auf seinen Lippen. „Und du erlaubst es mir oben zu sein?“, fragte er.
Das erste Mal in dieser Nacht hatte sie ihn auf den Rücken gedreht. Es war, wie sie es bevorzugte. Dann hatte sie mehr Kontrolle über die Situation. Anders als die Männer, mit denen sie schlief, wusste sie genau, wie sie sich bewegen musste, damit sie zum Höhepunkt kam. Dennoch blieb sie nun so liegen, machte bereitwillig die Beine breit. „Sorg dafür, dass ich es nicht bereue“, forderte sie.
„Ich werde mein bestes geben“, erwiderte er. Dann griff er nach ihrem rechten Bein und schob seinen Arm darunter, so dass es zwischen ihnen war. Erst als sie nichts dagegen sagte, rückte er noch einmal näher und drang schließlich in sie ein.
Es war ein gutes Gefühl. Während er sich mit einer Hand abstützte, wanderte die andere ihr Bein entlang. Er küsste ihren Unterschenkel, ehe er sich zu bewegen begann. Ein leises Stöhnen kam über seine Lippen.
Sie schloss die Augen und gab sich dem Gefühl hin. Sein Rhythmus war schnell und kräftig, doch vor allem war er gut genug bestückt, als dass sie es gut spürte. So gut es in ihrer Position ging, passte sie sich seinem Rhythmus an.
„Ist es gut so?“, keuchte er.
Sie blinzelte ihn an. „Was?“
„Ein bisschen Feedback wäre gut.“
Kurz war sie irritiert, ehe sie verstand. Sie war, wie immer, leise, stöhnte nicht. „Ja“, erwiderte sie betont kehlig. „Mach weiter so.“
Er lächelte, während ein tiefes Seufzen über seine eigenen Lippen kam. Er wurde noch schneller, beherrschte sich aber dann.
Auch wenn es nicht ihre Art war, erlaubte sie sich ein entspanntes Seufzen und streckte sich ihm noch mehr entgegen. Sie genoss die Anspannung, die sich in ihr ausbreitete, genoss den regelmäßigen Rhythmus. Ein Zittern lief durch ihren Körper. Ein wohliges Zittern. Noch einmal seufzte sie, während die Anspannung mehr und mehr Besitz von ihrem Körper ergriff. Für einen Moment verschwanden die Gedanken, die fast immer in ihrem Kopf kreisten. Für einen Moment konnte sie sich nur auf ihren Körper konzentrieren.
Wie von weit her, hörte sie sein Stöhnen, spürte sie, wie sich auch sein Körper verkrampfte.
„Gleich“, hauchte sie, keuchte aber nur einen Moment später auf, als sich die Anspannung einen Moment später in einer Explosion der Ekstase entlud.
Er stöhnte tief und hielt für einen Moment in seinem Rhythmus inne. Er war atemlos, sah sie an.
Seine stumme Frage, beantwortete sie mit einem Nicken.
Er lächelte, ehe er auf ihr zusammensackte.
Unsicher, wie sie damit umgehen sollte, strich sie durch sein Haar.
Als sie ihn ansah, hatte er die Augen geschlossen. Offenbar genoss er den Moment und ausnahmsweise ließ sie ihn.
Sie schloss selbst die Augen und atmete einfach tief durch. Das hier war gut. Es war angenehm. Beinahe bereute sie es, dass sie ihn nicht wiedersehen würde. Er war echt ein Glücksgriff gewesen. So viel Glück hatte sie selten.
Schließlich drehte er sich auf die Seite, so dass er neben ihr lag, doch sie öffnete ihre Augen nicht wieder.
Sie hörte dennoch, wie er das Kondom abzog und entsorgte, obwohl er nicht dafür aufstand. Dann aber lag er wieder einfach nur neben ihr und strich über ihren Bauch. „Du schläfst nicht ein, oder?“
Wieder blinzelte sie ihn nur an. „Nein. Aber ich genieße es für einen Moment entspannt zu sein.“
„Ich nehme das als Kompliment“, meinte er.
„Das kannst du.“ Sie schenkte ihm ein müdes Lächeln. „Das hier war sehr angenehm.“
Er grinste. „Auch das nehm ich als Kompliment, das ich allerdings nur zurückgeben kann.“
„Danke“, erwiderte sie und schloss die Augen wieder. Zumindest für ein, zwei Minuten konnte sie den Moment noch genießen. Danach … nun, sie würde sehen, ob sie dann ging. Das konnte sie später noch entscheiden.