Kapitel 7
Die Sonnen- und Schattenseiten des Sommers
Hab ich schon von den Geschenken erzählt, die mein Dad mir vorbei gebracht hat? Nein? Gut, dann hole ich das nach.
Mein Dad wohnt in Zuzu City, wir sehen uns nicht mehr so oft, wie in meiner Kindheit. Nachdem meine Eltern sich scheiden haben lassen, war ich beinahe jedes Wochenende bei meinem Dad in der Großstadt. Seit ich erwachsen bin, beschränkt sich unser Kontakt auf kurze Besuche oder Anrufe. Auch wenn ich zu psychologischen Gesprächen in die Stadt fahre, statte ich meinem Dad einen Besuch ab. Wenn er Zeit hat, begleitet er mich sogar und wir essen nachher zusammen. Dass wir uns mittlerweile so selten sehen, liegt nicht etwa daran, dass er kein Interesse an mir hat, es ist eher so, dass ich einfach zu alt dafür bin, ständig Zeit mit meinen Eltern zu verbringen. Mit 21 hat man andere Prioritäten. Max zum Beispiel...
Zurück zu den Geschenken. Dad hat mir neue Klamotten besorgt. Ich habe drei schwarze Binder und einige Shirts bekommen. Außerdem habe ich jetzt einen neuen schwarzen Lieblingshoodie. Die Kapuze hat Katzenohren! Sobald es draußen endlich wieder kühler wird oder es regnet, werde ich Max mein neues Lieblingskleidungsstück präsentieren.
Mit einem Kleidungsstück, das Dad mir geschenkt hat, kann ich mich noch nicht ganz anfreunden. Es ist ein spezielles Shirt für Transmänner, das dazu gedacht ist, damit schwimmen zu gehen. Die Idee ist schon nett, aber ich weiß nicht, ob ich es benutzen werde. Ich fürchte, dass ich mich darin nicht unbedingt wohl fühlen würde. Dad will einfach das Beste für mich, dummerweise stehen mir in dem Punkt meine Unsicherheit und mein vermindertes Selbstwertgefühl im Weg. Der Sommer zehrt an meinen Kräften und meinen letzten Nerven… Es ist so heiß…
Trotz meiner Widerstände habe ich das Schwimmshirt zumindest anprobiert. Es passt eigentlich, nur benutzen werde ich es aber wahrscheinlich trotzdem nicht…
…
Mittlerweile ist die letzte Sommerwoche angebrochen. Es ist immer noch unerträglich heiß. Max, Abby und Sam haben mich wieder einmal dazu überredet, zum Strand zu gehen. Während meine Freunde das Wasser genießen, sitze ich auf einer Decke, sehe ihnen dabei zu. Ich hätte mein Schwimmshirt zwar in meinem Rucksack, aber ich weiß immer noch nicht, ob ich das kann... aber… es ist so heiß… und ich… schwitze…
Komm schon, Sebastian. Es kann doch eigentlich nichts passieren…
Weglaufen kann ich ja auch immer noch, wenn die Situation nicht angenehm ist…
„Max?!“, rufe ich nach meinem Freund, er dreht sich darauf sofort zu mir. Als Sam ihn anspritzt, hebt Max meinen besten Freund mit Leichtigkeit hoch, nur im ihn dann schnell ins Wasser zu werfen.
Lachend kommt er auf mich zu, lässt sich vor mich in den Sand sinken. „Bist du einsam?“, fragt er lächelnd. Um mich etwas abzukühlen, streicht er über meine Beine.
„Kannst du mir helfen?“, frage ich leise.
„Helfen? Klar, wobei? Geht’s dir nicht gut?“ Max legt seine kühlen Hände an meinen Hals und meine Stirn. „Ich hab doch gewusst, dass dir die Hitze nicht gut tut. Soll ich dich zu Harvey tragen?“
„Nein, nein, keine Panik. Ich…“ Ich drücke Max ein wenig weg, öffne meinen Rucksack und ziehe das Shirt heraus. „Ich muss mich umziehen… dann kann ich auch schwimmen…“
Auf Max’ besorgtes Gesicht breitet sich ein Lächeln aus. „Du kommst ins Wasser? Ehrlich?“, fragt er freudig überrascht. „Ich helfe dir liebend gerne. Was kann ich tun?“
„Kommst du mit und hältst mir ein Handtuch vor?“
„Klar. Ich verspreche auch, dass ich nicht linse.“
„Warum denkst du frage ich ausgerechnet dich?“, scherze ich.
„Weil Sam und Abby dich anstarren würden oder wie?“, lacht er.
„Ja… das auch.“
„Irgendwas sagt mir, dass ich jetzt beleidigt sein sollte.“
„Nein, solltest du nicht. Ich frage definitiv nicht, weil du schwul bist, sondern weil ich dir mehr vertraue als den zwei Idioten.“
Mein Freund hilft mir lächelnd auf. Wir gehen in eine unbeobachtete Ecke, Max hält mir das Handtuch vor. Trotz allem drehe ich mich von Max weg, als ich aus meinem Shirt und meinem Binder schlüpfe. Ich will nicht, dass er meine Brüste sieht, der Anblick könnte sich in sein Gehirn einbrennen und dann bekommt er das nie wieder aus seinem Kopf und hasst mich und meinen Körper.
In das Shirt zu schlüpfen ist nicht ganz so einfach, weil es so verdammt eng anliegt und ich ziemlich verschwitzt bin, dennoch bekomme ich das hin. Mich in enge Shirts zu quetschen ist ja mittlerweile Alltag für mich. Als ich sicher bin, dass ich es so bequem wie möglich habe und dass meine Brüste gut gestützt und flach gedrückt sind, drehe ich mich wieder um.
„Wie schlimm sehe ich aus?“, frage ich vorsichtig nach der Meinung meines Freundes.
„Flach wie ein Brett“, antwortet Max trocken. „…und ich kenne mich mit Brettern aus, ich bin Tischler.“
Ich fange an zu lachen, ziehe das Handtuch, das er immer noch in seinen Händen hat, weg. Belustigt gehe ich an ihm vorbei, werfe das Handtuch auf unsere Decke. Als ich plötzlich von hinten gepackt werde, kreische ich vor Schreck, es ist einfach ein Reflex, den ich nicht abstellen kann. Schnell realisiere ich, dass es nur Max ist, dennoch schreie ich noch einmal auf, als er mich auf seine Schulter hebt.
„Lass mich runter!“, bitte ich kreischend, wobei meine Stimme etwas kratzig ist, sie bricht sogar gegen Ende meines Satzes.
„Ich soll dich runter lassen?“, fragt er belustigt, geht dann mit mir immer weiter auf‘s Wasser zu.
„Wirf mich bloß ni-“ Ich schaffe es nicht, auszusprechen, schon werde ich von Max ins Wasser geworfen. Gerade rechtzeitig kann ich noch meine Nase zuhalten, um mich vor dem Salzwasser zu schützen. Ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr schwimmen gewesen, es hat mir mehr gefehlt, als ich dachte. Als ich auftauche, atme ich gleich tief ein.
„Oh Yoba, Sebastian ist im Wasser!“, freut Sam sich. Er wirft seine Hände in die Höhe, spritzt dabei nicht nur Abby, sondern auch Max an.
„Wieso erst jetzt? Der Sommer ist so gut wie vorbei? Wir hätten noch viel, viel, viel öfter schwimmen gehen können, wenn du Idiot dich getraut hättest!“, wirft Abby mir vor.
„Sorry“, gebe ich verlegen von mir.
Max kommt auf mich zu, schnappt mich sofort wieder. Er überflutet meine Wangen mit Küssen. „Ich bin so verdammt stolz auf dich.“
„Danke und sorry, dass ich euch den Sommer versaut habe… Es… ist echt nicht einfach für mich…“, entschuldige ich mich.
Mein bester Freund grinst mich an. „Alles cool, Mann. Es wird nicht unser letzter Sommer gewesen sein“, winkt er ab.
Wir plantschen ein wenig im seichten Wasser, es entfacht recht schnell eine Wasserschlacht. Immer wieder bespritzen wir uns gegenseitig mit Wasser, schubsen uns gegenseitig ins seichte Wasser und tauchen uns unter. Es ist schön endlich wieder die angenehmen Seiten des Sommers ein wenig genießen zu können, ohne ständig an meinen Körper denken zu müssen.
Als Max und ich einige Zeit später wieder auf unserer Decke liegen, streicht er mir die nassen Haare aus dem Gesicht. Er lehnt sich zu mir, verwickelt mich in einen Kuss. Dass meine Freunde anwesend sind, stört mich nicht besonders, auch nicht, als Max auf meine Hüfte klettert, um mich noch einmal leidenschaftlicher zu küssen. Er stützt seine Arme neben meinem Kopf ab. Als ich seine Zunge an meinen Lippen spüre, öffne ich sofort den Mund, um den Kuss zu erwidern. Einige Tropfen des Meerwassers fallen in mein Gesicht, ich zucke ein wenig, da ich mich erschrecke. Als Max sich von mir löst, sehen seine blauen Augen in meine.
„Du machst mich wirklich glücklich, Max.“
Lächelnd beugt er sich noch einmal zu mir, um mir einen weiteren sanften Kuss zu geben. „Und du machst mich glücklich, du besonderes, kleines Wesen.“
„Gaaaaaay!“, gibt Sam gespielt empört von sich. Ich drehe mich zu ihm, um ihn mit meinem bösen Blick zu bestrafen. Der Blondschopf öffnet gerade eine Dose Joja Cola, wobei er herrlich frech grinst.
„Gay? Ich geb dir gleich ‚gay‘! Na warte!“, meint Max streng. Er nimmt von mir Abstand, um aufzustehen. Als Max aufsteht, schnellt auch Sam in die Höhe. Er sucht eilig und lachend das Weite, doch Max kommt ihm mindestens genauso schnell nach.
„Ich finde, dass Max Sam töten sollte“, meint Abby grinsend.
„Und was machen wir dann mit seiner Leiche?“, frage ich nach, als ich den zwei Idioten immer noch nachsehe. Mein Freund stürzt sich auf Sam, drückt ihm viele Küsse auf die Wangen.
„Max verarbeitet ihn zu Dünger… Darauf kommt kein Mensch.“
„Klingt nach einem Plan“, meine ich grinsend.
„Ihhh! Max! Hör auf!!“, fleht Sam aufgeregt, doch mein Freund nimmt ihn nur auf die Schulter, wie er es vorhin mit mir gemacht hat. Max trägt den zappelnden Sam über den Steg, wirft ihn dann ins tiefe Wasser.
Belustigt kommt mein Freund wieder zu uns zurück, er lässt sich neben mich sinken und öffnet sich dann selbst eine Cola.
„Tz, du betrügst mich mit Sam“, scherze ich, Max trinkt einen Schluck, tätschelt dann meinen Kopf.
„Es ist kein Betrug, wenn man es nicht genießt.“
Abby fängt an zu lachen. „Dein Ernst? Es ist kein Betrug, wenn man es nicht genießt?“, wiederholt sie seine Aussage amüsiert.
„Ja, hetero Kerle zu küssen ist kein Vergnügen, die sind immer so abweisend. Ich frag mich woran das liegt. Es ist doch sehr schön, einen Mann zu küssen.“
„Von einem schwulen Kerl geküsst zu werden ist übrigens auch kein Vergnügen“, meint mein klitschnasser bester Freund grinsend, als er durch den Sand zu uns stapft. „Ein Glück, dass das Internet sagt, dass schwul sein nicht ansteckend ist. Hoffentlich ist das auch wahr…“
Ich fange an zu lachen. „Du hättest dich längst bei mir angesteckt.“
Sam fasst sich an die Brust. „Oh nein… Ich spüre, wie sich ein Regenbogen in mir ausbreitet… Und Max wird plötzlich auch immer attraktiver…“
„Du bist nicht mein Typ“, gibt Max grinsend von sich.
Sam lässt sich ebenfalls zu uns auf die Decke sinken. „Oh Mann… jetzt bekomm ich sogar schon vom anderen Ufer eine Abfuhr…“
„Awww“, verkündet Abby ihr Mitleid, sie tätschelt Sams nassen Kopf. „Weißt du… vielleicht liegt es einfach an dir.“
„Ich hasse dich…“
…
Der heutige Abend ist der schönste Abend des Sommers, genau genommen ist es auch der letzte Sommerabend. Max und ich spazieren Hand in Hand durch die Stadt. Wir sind auf dem Weg zu einem Festival. The Dance of the Moonlight Jellies.
„Und die Quallen kommen jedes Jahr an genau demselben Tag?“, fragt Max erstaunt.
„Ja, jedes Jahr. Ich wohne seit meinem sechsten Lebensjahr hier und sie sind jedes Jahr an genau demselben Tag bereit in die Nähe des Strandes zu kommen. Sie ziehen wegen dem Winter nach Süden, wie die Vögel“, erkläre ich. „…also nur, dass sie eben schwimmen und nicht fliegen.“
„No way.“
„Wenn ich es dir doch sage“, gebe ich belustigt von mir. „Im Ernst.“
„Die Natur ist echt seltsam.“
„Wem sagst du das…“
Max und ich spazieren den Strand entlang. Ich kann kaum aufhören zu grinsen, der Sommer ist offiziell vorbei und ab jetzt wird das Klima endlich Sebastian-tauglich.
„Du bist überdurchschnittlich zufrieden heute.“
„Dieses Festival ist wie die Beerdigung des Sommers… Rest in Pieces, Bitch.“
„Oh nein, sag so etwas nicht, ich liebe den Sommer. Der Sommer war klasse. Ich habe einen hübschen Freund gefunden, wir waren schwimmen und wir haben uns das erste Mal geküsst.“
„Ja, ja, okay, dieser Sommer hatte seine Momente, aber der Herbst ist prinzipiell schon mal viel besser. Es ist kühler und ich kann Hoodies tragen und ich kann endlich wieder leben.“
„Es ist schön, dass du dich über so kleine Dinge im Leben freuen kannst“, freut Max sich mit mir. „Und wenn du den Herbst so gern hast, muss ich mich mit ihm auch ein bisschen anfreunden.“
„Solltest du, ich helfe dir und zeige dir die besten Seiten am Herbst.“
„Abgemacht.“
…
„Hey ihr Loser“, begrüßt Max meine Freunde, als er sich neben Abby hinsetzt.
„Selber Loser“, entgegnet Sam, der auf Abbys anderer Seite sitzt.
Ich setze mich neben Max, lehne mich gleich an ihn an. Ich liebe das Rauschen des Meeres, es ist so beruhigend. „Du wirst sehen, die Beerdigung des Sommers ist wunderschön.“
„Ach ja, du kennst das ja noch gar nicht“, bemerkt Abby, stupst meinen Freund dabei an. „Was macht ihr in Zuzu City so, um den Sommer unter die Erde zu bringen?“
„Tz. ‚Ihr in Zuzu City‘ als wäre Zuzu City aus der Welt… Pelican Town ist aus der Welt, nicht umgekehrt.“ Max überlegt. „Ähm… Nichts Besonderes. Wir feiern eigentlich den ganzen Sommer verschiedene Feste im Zuzu City Central Park. Im Prinzip ist der Sommer die schönste Zeit in der Stadt. Es ist zwar das ganze Jahr irgendwas los, aber im Sommer ist es einfach am gemütlichsten, weil man das bisschen Natur, das man in der Stadt hat am besten nutzen kann. Im Sommer gibt es die Love Parade, die Zuzu City Beach Party und natürlich das Sunflower-Festival. An diesen Festivals hängen viele meiner schönsten Erinnerungen. Es ist gemütlich die halbe Nacht zusammen draußen zu verbringen, sich zu unterhalten und Spaß zu haben. Die Atmosphäre ist ausgelassener, als in den überfüllten Clubs oder in irgendeiner verrauchten Bar. Man kann sich viel besser unterhalten.“
„Fehlt dir die Stadt?“, frage ich nach, Max nickt.
„Ja schon, aber… naja, ich bin hier wirklich glücklich und ich werde auch garantiert hier in Pelican Town bleiben. Jetzt wo ich dich habe, habe ich einen sehr guten Grund, den Rest meines Lebens hier zu verbringen.“
„Awww, Max…“
„Du bist so schwul“, zieht Sam meinen Freund grinsend auf. „Echt kitschig.“
„Ja, du klingst beinahe wie ein Mädchen“, verarscht auch Abby ihn.
„Ach, ihr zwei seid nur neidisch, weil ihr single und einsam seid“, winkt Max selbstsicher ab.
Während die drei sich gegenseitig beleidigen, kann kaum aufhören zu lächeln. Meine Wangen sind bestimmt schon so rot wie Tomaten, die süßen Worte von Max machen mich ganz verlegen.
Wir genießen die frische Meeresluft, schon nach recht kurzer Zeit schickt der Bürgermeister ein kleines Boot mit einer Kerze auf das Meer hinaus. Ich lege meine Arme um Max’ Arm, kuschle mich näher zu ihm. Mein Freund küsst meine Stirn. Der Duft von Max’ herben, aber nicht zu aufdringlichen Aftershave zieht in meine Nase. Ich kann kaum aufhören, an ihm zu schnüffeln, er duftet einfach sehr lecker.
„Geht’s dir gut?“, fragt er fürsorglich, ich nicke.
„Ja, bei dir geht’s mir immer gut“, antworte ich glücklich. Meine Hand sucht die seinige und wir verhaken unsere Finger miteinander. Verliebt sehe ich auf unsere Hände. Max streicht mit seinem Daumen über meinen Handrücken, gibt mir einen zarten Kuss auf den Kopf.
„Oh, seht mal, ich glaube die ersten Quallen kommen schon“, bemerkt Sam aufgeregt, zeigt dabei in die Ferne.
„Oder es ist der Mond“, entgegnet Abby skeptisch.
„Nein, nein, das sind die Quallen“, freue ich mich.
„Ich seh‘ gar nichts außer Wasser“, gibt Max unbeeindruckt von sich.
„Du siehst wohl schon schlecht, besorg dir eine Brille, Max“, neckt Sam ihn, das Grinsen ist deutlich in seiner Stimme zu hören. „Sieh genauer hin, du alter Mann.“
„Schnauze, sonst musst du dir einen Rollstuhl besorgen.“
Max’ Skepsis löst sich allerdings innerhalb der nächsten Minuten. Immer mehr der schönen, leuchtenden Quallen kommen auf den Strand zu. Das Wasser glitzert in leuchtendem Hellblau, die Tiere schwimmen sogar bis zum Steg, sie sind nur einen knappen Meter unter unseren Füßen. Die Tentakel der Tiere gleiten durch das Wasser, die sanften Wellen lassen sie regelrecht durch das Wasser tanzen. Jedes Jahr an diesem Tag habe ich das Gefühl, dass es sich hierbei um einen magischen Moment handelt. Das Leuchten der Quallen kann nicht von dieser Welt sein.
„Wow… Ihr Dorfmenschen habt echt einige coole Magictricks auf Lager. Man lernt echt nicht aus, Leute… Ich glaube, dass das das zweitschönste ist, das ich jemals in dieser Stadt gesehen habe.“
„Wenn du jetzt sagst, dass Sebastian das schönste ist, dann muss ich dich leider zu den Quallen werfen“, meint Sam belustigt.
„Was? Nein, Sebastian ist das drittschönste, mein Spiegelbild ist das schönste. Man muss Prioritäten setzen“, erklärt Max lachend.
„Die Quallen sind schöner als ich?“, frage ich übertrieben schockiert nach, Max nickt.
„Also… wenn du auch im Dunkeln leuchten kannst, bist du Platz eins.“
Nicht nur ich, sondern auch meine Freunde lachen.
„Ich denke nicht, dass ich das hinbekomme“, gebe ich mich geschlagen.
„Hey wir könnten dich ja mit leuchtender Farbe bespritzen und dich nackt vor Max Farmhaus aussetzen“, schlägt Abby lachend vor.
„Nein, bitte nicht“, bittet Max lachend. „Ich glaube das ist zu viel Schönheit für mein System.“
„Könnt ihr einmal in eurem Leben eure Schnauze halten?“, fragt Shane verstimmt, als er wütend zu uns herübersieht. Er hält die Hand seiner Patentochter, die ebenfalls zu uns sieht, sich aber gleich wieder den Quallen widmet und sich auf den Boden setzt, um näher dran zu sein.
Max hebt seinen Kopf. „Was ist los, Chicken-Boy? Ich weiß, dass du gegen Happiness allergisch bist, aber gib dir ‘nen Ruck, ich lad dich morgen auf ein Bier ein.“
„Von mir aus, schraubt trotzdem eure Lautstärke runter, ihr seid total nervig.“
„Lady and Gentlemen, ich präsentiere: Der beste, aber humorloseste Arbeitskollege der Welt“, meint Sam grinsend.
Nach dieser kurzen Diskussion werden wir tatsächlich etwas ruhiger, ich genieße das Naturschauspiel unter meinen Beinen, und natürlich auch die Nähe zu Max. Mein Freund ist hin und weg, er kann kaum aufhören Fotos für seine Freunde in Zuzu City zu machen.
Der restliche Abend ist in meinen Augen sehr romantisch. Max und ich machen einen Spaziergang am Strand, selbst als die meisten der Stadtbewohner wieder nach Hause gehen, sind Max und ich noch hier. Viele der Kerzen in den aufgestellten Laternen im Sand sind bereits erloschen, dennoch wird der Strand noch hell genug erleuchtet, dass wir uns gegenseitig gut sehen können.
„Sebastian, zur Beerdigung des Sommers würde ich dir gerne etwas schenken.“
„Du schenkst mir etwas? Das muss doch nicht sein…“
„Doch, das muss sein, ich will dir eine kleine Freude machen. Schließ deine Augen.“
„Okay…“ Ich tue, was Max mir sagt, schließe die Augen und atme tief durch. Geduldig warte ich darauf, dass etwas passiert. Kurzzeitig habe ich sogar Angst, dass er mich jetzt hier sitzen lässt und einfach verschwindet, doch dann spüre ich, dass mein Freund mir etwas über den Kopf, um den Hals legt. Es fühlt sich an wie eine Kette mit einem Anhänger. Er nimmt meine Hände in seine.
…Oh bitte lass es keinen Mermaid's Pendant sein, es wäre viel zu früh für einen Heiratsantrag…
Ich bekomme einen sanften Kuss auf die Stirn, dann auf die Lippen.
„Du darfst die Augen öffnen, Sebastian“, erklingt seine Stimme sanft.
Als ich auf meinen Brustkorb sehe, erblicke ich einen Stein an einem Lederband. Er schimmert in vielen Regenbogenfarben, ich bin auf der Stelle in mein neues Schmuckstück verliebt.
„Der ist wirklich für mich?“, frage ich überrascht.
„Ja, sieh mal“, meint Max, zieht eine Kette von seinem Hals. Er legt seinen Stein an meinen, zusammen ergeben sie ein Herz. Er trägt eine schwarze Hälfte, soweit ich erkennen kann ist das sogar Obsidian. „Ich dachte mir, dass ich deinen Lieblingsstein trage und du trägst meinen. So als Glücksbringer. Wir können auch tauschen, das überlasse ich ganz dir.“
„Nein, ich finde es so schöner. Dann hab ich ein bisschen Farbe in meinem Leben, die Regenbogenfarben erinnern mich dann immer daran, wie schwul du bist.“
Max fängt an zu lachen. „Du zerstörst eiskalt meine schwule, romantische Geste, das ist so verdammt männlich von dir.“
„Sorry“, antworte ich, wobei ich allerdings nicht auch nur einen Funken Reue zeige.
Max legt seinen Anhänger wieder um, drückt mich vorsichtig in den noch warmen Sand. Er beugt sich über mich und wir küssen uns. Erst liebevoll, dann immer fordernder, leidenschaftlicher.
Max hat diesen Sommer zu etwas ganz Besonderem gemacht, es war der schönste Sommer seit vielen, vielen Jahren.