Kapitel 13
Abenteuer im Winterwunderland.
Morgens die Hühner zu füttern ist mittlerweile etwas, das nicht nur zu Max’, sondern auch zu meinem Alltag geworden ist, immerhin verbringe ich fast jede Nacht bei meinem Freund auf der Farm. In einem hatte er von Anfang an Recht. Irgendwie erdet es, hier auf der Farm zu leben und zu arbeiten. Man fühlt sich verbunden mit der Natur, alles, was man tut fühlt sich richtig, gut und wichtig an.
Wir stapfen durch den frisch gefallenen Schnee, denn auch heute Morgen sind wir auf dem Weg zu dem Hühnerstall.
„Du hättest ruhig im Haus bleiben können“, sichert Max mir zu, doch ich schüttle den Kopf.
„Nein, ich liebe es, dir auf der Farm zu helfen und ich liebe deine niedlichen Hühner.“
„Awww, Chicken-Boy wird sich freuen, das zu hören. Vielleicht könnt ihr Freunde werden und den Hühnern ein paar Tricks beibringen. Stell dir vor, wie viele Klicks es bringen würde, wenn Charly ihre Hühnerfreunde anführt und sie alle durch Reifen springen.“
Ich schmunzle. „Ja klar, ich bin aber kein Hühnerflüsterer. Muffin wäre sehr eifersüchtig, wenn ich mit den Hühnern mehr Zeit verbringe, als mit ihr.“
Max öffnet den von meiner Mutter gebauten Stall. Er lässt mich vorangehen, hinter uns schließt er die Tür. Die Heizung funktioniert gut, keines der Tiere muss im Winter frieren.
Das zufriedene Gackern der Hühner ist zu hören, als wir eintreten. Max hat mittlerweile 14 Hühner, das heißt 14 Eier pro Tag.
Eier…
Ich hasse Eier…
„Guten Morgen, Ladies, es wird Zeit, dass ich euch wieder eure ungeborenen Kinder stehle“, begrüßt Max seine Hühner freudig, was mich dazu bringt, den Kopf zu schütteln.
Während er die Eier zusammen sammelt, streue ich Futter aus, die Hühner picken zufrieden auf dem Boden herum, ich setze mich auf einen Heuballen und beobachte die Tiere beim Fressen. Mein Freund füllt einen kleinen Korb mit Eiern, setzt sich dann zu mir. Aus Gewohnheit lehne ich mich sofort an ihn, er legt einen Arm um mich und platziert einen Kuss in meinem Haar.
„Nächstes Jahr werde ich mir vielleicht noch mehr Hühner zulegen… Vielleicht rode ich auch noch ein paar Bäume, um Platz zu schaffen. Aus dem Holz könnte ich Möbel machen und die mit Hilfe von deiner Mum verkaufen. Außerdem könnte ich auf dem geschaffenen Platz zusammen mit ihr eine Scheune bauen. Ich hätte nämlich gerne Schafe. Wenn ich die Schafe schere, kann ich mit Emilys Hilfe lernen, wie man Wolle spinnt… Total altmodisch und rentiert sich bestimmt auch nicht, aber ich könnte dir Socken stricken, um deine kleinen Füße zu wärmen.“
Ich lache ein wenig. „Klingt nach einem Plan.“
„Ja, aber weißt du… Es ist so strange, alles per Hand zu machen. Ich bin zwar handwerklich begabt, aber im Endeffekt habe ich die meiste Arbeit als Tischler mit Maschinen erledigt, beziehungsweise haben die Maschinen für mich die Arbeit erledigt. Man drückt ein paar Knöpfe, legt das Holz hin und wie durch Magie bekommt man das fertige Möbelstück, falls man schlau genug war, die Maschine richtig einzustellen, versteht sich.“ Max bringt mich wieder zum Lachen.
Meine Mum hat mir viel beigebracht, was die einfache, handwerkliche Tischlerei angeht. Ich weiß, wie vieles funktioniert und wie viel Arbeit und Zeit man schon in einen schlichten Tisch stecken muss. Es fällt mir schwer, nachzuvollziehen, wie die viele Handarbeit von Maschinen erledigt wird.
„Lach nicht so.“
„Sorry. Du, im Winter hast du ja nicht soooo viel zu tun, oder?“, frage ich nach.
„Nein, eigentlich nicht, wieso?“
„Vielleicht kann Mum in der Werkstatt Hilfe brauchen. Dann vergisst du dein Handwerk nicht und du kannst vielleicht ein bisschen was dazu verdienen. Ich bin auch sicher, dass uns das Spaß machen wird.“
„Ach, ich weiß nicht… Deine Mum kann sich meine Arbeitskraft gar nicht leisten, außerdem hat sie selbst bestimmt auch nicht so viel zu tun.“
„Doch, sie hat viel zu tun. Sie arbeitet den ganzen Winter an verschiedenen Dekorationen für das Feast of the Winter Star. Sie verkauft den ganzen Dekokram auf einem Wintermarkt.“
„Ach wirklich?“, fragt Max interessiert nach.
„Ja, wenn ich es dir doch sage“, bestätige ich mich selbst.
„Na dann ziehen wir uns um und statten ihr einen Besuch ab. Vielleicht braucht sie ja doch meine professionelle Hilfe.“
…
In Mums Werkstatt ist es ziemlich laut. Sie steht an einer Kreissäge und schneidet gerade einige Scheiben von einem Baumstamm. Immer wieder führt sie dieselben Handbewegungen durch. Abgesehen von dem Lärm schallt Musik durch die Werkstatt, von der man aber durch besagten Lärm nicht viel hört.
Max beobachtet meine Mum beim Arbeiten, ich setze mich auf eine Werkbank und warte, bis sie fertig ist, bevor wir sie überhaupt begrüßen. Wahrscheinlich hat sie nicht einmal bemerkt, dass wir da sind.
„Ich bin gleich bei euch“, erklingt Mums Stimme, als sie zum letzten Schnitt ansetzt. Wenige Sekunden später legt sie das letzte Holzstück neben sich ab. Meine Mum kommt auf uns zu, sie nimmt ihre Schutzbrille ab und lässt sie um ihren Hals hängen. An ihren Arbeitssachen befindet sich wie immer Holzstaub, die gesamte Werkstatt duftet nach Holz. „Was kann ich für euch tun?“
„Wir wollen dir helfen“, falle ich mit dir Tür ins Haus, was sie zum Schmunzeln bringt.
„Weil ich armes Frauchen das alleine nicht schaffe?“, fragt sie neckisch, Max nickt sofort.
„Klar, wir gehen davon aus, dass du total inkompetent bist, deswegen hast du ja auch dein Haus selbst gebaut“, zieht Max sie auf.
Mum setzt zu einem Schlag an, sie boxt gegen Max’ Schulter.
„Kleiner Idiot.“
„Ich bin größer als du“, antwortet Max, wobei er sich die getroffene Schulter reibt.
„Im Ernst, was wollt ihr zwei wirklich?“, fragt sie nach. Sie geht an uns vorbei und greift nach einer Wasserflasche, die auf einem Tisch an der Wand steht.
„Du hast ja viel zu tun, wir wollen dir wirklich helfen.“
Mum trinkt einige Schlucke, stellt die Flasche dann wieder ab. „Wobei?“
„Bei den Deko-Sachen“, erkläre ich lächelnd. „Du machst doch wieder den Stand bei dem Wintermarkt in diesem Nachbarort, dessen Namen ich immer vergesse.“
„Das ist süß von euch. Ich kann euch aber erst bezahlen, sobald ich etwas eingenommen habe, falls das okay ist.“
„Ach was. Wir wollen dein Geld gar nicht“, winkt Max ab. „Bleibt doch alles in der Familie, immerhin heirate ich irgendwann deinen atemberaubenden Sohn.“
Mums Augen funkeln, als Max ausgesprochen hat. Sie fällt ihm sofort in die Arme. „Du willst Sebastian heiraten? Oh Max, du machst mich zur glücklichsten Frau auf der ganzen, weiten Welt.“
„Ich… äh… Robin, du zerquetschst mich.“
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich darüber freue. Mein kleiner Sebby wird heiraten“, strahlt Mum weiter, wobei sie von Max ablässt, nur um ihre Hände an seine Wangen zu legen. „Ich werde um dich beneidet werden, du bist der perfekte Schwiegersohn. Niemand kann dich übertreffen.“
Ich schüttle den Kopf. Max und ich haben über dieses Thema noch nie ernsthaft geredet. Er kann meiner Mum das doch nicht einfach so sagen, sie nimmt ihm bis zu dem Tag unserer Hochzeit beim Wort und wird ihn von nun an immer wieder fragen, wann er mir endlich einen Antrag macht und wann wir endlich heiraten. Mum drückt Max viele Küsse auf die Wange. Sie beginnt gleich von der Hochzeit zu schwärmen, es dauert einige Minuten, bis ich sie wieder zurück in die Realität holen kann. Es ist noch lange nicht so weit!
Mum weiht uns in die noch anliegende Arbeit ein. Max und sie finden schnell ein gemeinsames Thema zum Fachsimpeln. Während die beiden Meister noch Theorie und Ideen besprechen, mache ich mich an die Arbeit.
Im Prinzip bin ich dazu eingeteilt, Gestecke zu machen, mit Hilfe eines Brennkolbens verschiedene Holzschilder zu beschriften und kleine Schneemänner aus Holz zu fertigen. Das sind Dinge, die ich kann! Yaaay!
…
Ich mag den Winter eigentlich ganz gerne. Was mir am besten am Winter gefällt, sind die Lichter, die die dunkle Jahreszeit ein wenig erhellen. Da meine Mum immer viele Lichterketten zu Hause hat, beschließen Max und ich, ihr auch heute wieder einen Besuch abzustatten. Wir möchten uns ein paar ihrer Lichterketten leihen, damit auch die Farm hell erstrahlen kann.
Hand in Hand spazieren wir durch den Schnee, zu Hause angekommen schließe ich die Tür auf.
Zwei Dinge fallen mir sofort auf: Erstens, die Wärme, die meine erfrorene Nase wieder auftaut und zweitens Mums wütende Stimme, die durch das Haus schallt.
„Ich hab dich nur um eine einzige Sache gebeten, Demetrius! Deine verdammten Forschungen sind dir immer wichtiger als alles andere!“
„Ich hab dir bereits gesagt, dass ich es erledigen werde.“
„Ja, das war gestern. Du hast immer noch keinen einzigen Finger gerührt. Hol die verdammten Kisten vom Dachboden und zwar sofort!“
„Okay, okay!“
Mein wütender Stiefvater stapft den Gang entlang, direkt an uns vorbei. Mum folgt ihm, doch im Gegensatz zu Demetrius bemerkt sie unsere Anwesenheit.
„Sebby, Max“, erklingt ihre Stimme nun wieder sanfter. „Kommt rein, ihr seht ja ganz erfroren aus. Wollt ihr vielleicht Tee oder Kaffee?“
„Robin? Was brauchst du von oben?“, ruft Demetrius, seine Stimme klingt gedämpft. Mums Augen verengen sich.
„Wenn du Idiot mir zugehört hättest, wüsstest du, was ich brauche!“, schreit sie so aggressiv, dass Max vor Schreck nach meiner Hand greift.
„Wie soll ich dir das bringen, was du möchtest, wenn du mir nicht sagst, was du brauchst?!“
„Die Kisten mit der Dekoration für draußen, du Genie!“, antwortet Mum wütend. „Ich erzähle dir seit zwei Wochen, dass ich anfangen möchte zu dekorieren!“
Fluchend und murmelnd geht Mum Richtung Küche. Ich könnte schwören, dass ich den Namen meines Dads gehört habe…
„Sollen wir lieber gehen?“, fragt Max leise nach, ich schüttle den Kopf.
„Nein, nein. So sind die Festtage in meiner Familie…“
Wir schlüpfen aus unseren Jacken und Stiefeln, folgen meiner Mum in die Küche. Sie setzt gerade Kaffee auf, als wir uns an den Tisch setzen. „Braucht ihr irgendwas oder besucht ihr uns einfach nur so?“
„Wir wollten uns ein paar Lichterketten und Dekoration ausleihen, damit die Farm schön leuchtet“, erkläre ich lächelnd, Mum seufzt.
„Darf ich die Leihgabe an eine Bedingung knüpfen?“, fragt sie nach, wobei sie uns Kekse wie eine Art Bestechung auf den Tisch stellt, ehe sie sich zu uns setzt.
„Aber natürlich, liebste Schwiegermutter“, geht Max grinsend darauf ein. Ich greife nach einem Keks, halte ihn in beiden Händen und nehme winzige Bisse davon, als wäre ich ein kleiner Hamster.
„Könnt ihr mir helfen, mein Haus zu schmücken? Demetrius ist leider ‚zu beschäftigt‘, um seiner Frau einen Gefallen zu tun.“ Ich enthalte mich, da ich zu Demetrius noch nie einen besonders guten Draht hatte, doch Max ist mehr als interessiert.
„Was kann denn wichtiger sein, als die eigene Ehefrau? Vor allem, wenn sie so bezaubernd ist wie du? Wenn ich hetero wäre, wärst du meine Traumfrau“, erklärt Max überzeugt.
„Tja, liebster Schwiegersohn“, leitet Mum ihren Satz ein wenig genervt ein, räuspert sich dann. „Anscheinend Dreck, Steine, Blätter und Wasser…“
„Nein…?“, fragt Max verwirrt. „Das ist nicht sein ernst, oder?“
„Doch“, beschwert Mum sich weiter. „Demetrius hat nur noch Augen für seine verdammten Forschungen… Es wäre ja auch okay, aber hin und wieder würde ich mir schon wünschen, nicht ignoriert oder auf später vertröstet zu werden.“
Als mein Stiefvater zwei Kisten in die Küche bringt, wirkt auch er noch ziemlich sauer. „Hier bitte. Was brauchst du noch?“
Mit einem kurzen Blick checkt Mum die Aufschrift der Kisten. „Die Lichterketten und den Schmuck für den Baum.“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verlässt er wieder die Küche. Als ich Mum ansehe, wirkt sie nicht mehr wütend, sondern eher traurig.
„Ist alles okay, Mum?“
Sie nickt, seufzt dann. „Ich… nein, vergesst es. Es ist alles in Ordnung.“
Mum steht auf, um uns Kaffee einzuschenken. Ich bekomme eine Tasse mit schwarzem, ungesüßtem Kaffee. In Max’ Tasse landet ein kleiner Schluck Milch, ehe sie beide Tassen serviert.
„Wenn du reden willst, sind wir für dich da, Robin“, bietet Max unverbindlich an.
„Ich weiß, danke, aber ich habe einfach überreagiert, es ist nur Dekoration, wegen so einem Unsinn sollte man nicht streiten. Es ist schon gut, wie es ist. Macht euch keine Gedanken.“
…
Zusammen mit Max helfen wir Mum, das Haus zu dekorieren. Zitternd halte ich die Leiter fest, auf der mein Freund gerade arbeitet. Irgendwie habe ich immer die panische Angst, dass die Person, die auf eine Leiter steigt, auch von besagter Leiter sofort wieder runterfällt. Irrationale Ängste, ich weiß, aber so bin ich nun einmal. Ich bestehe zu 40 Prozent aus ihnen.
„Ich kann euch Jungs gar nicht genug danken. Demetrius hätte nie seinen Arsch bewegt. Gut, dass ich euch beide habe“, freut Mum sich zufrieden, als Max von der Leiter klettert. „Danke, tausend Dank.“
„Ach was, wir helfen gerne“, winkt mein Freund ebenfalls zufrieden ab, bringt dann die Leiter zurück in die Garage. Freudig schaltet Mum den Strom ein, um die bunten Lichterketten an den Fenstern zu aktivieren. Als ich bemerke, wie sehr sie sich freut, muss ich einfach lächeln und sie in den Arm nehmen. Ich bekomme einen Kuss auf die Stirn, Mum legt ihre Arme fest um mich und drückt mich an sich.
„Ich weiß, dass ich es dir viel zu selten sage, aber ich hab dich wirklich sehr lieb, Mum.“
„Awww, ich hab dich auch lieb, Sebby. Mein erwachsener großer Junge.“ Sie küsst mehrmals meine Wange.
„Muuuuum…“
…
„Happy Birthday du wunderschöner Emo-Boy“, begrüßt Max mich schon am frühen Morgen. Ich bin noch nicht einmal richtig in dieser Welt, nicht wirklich am Leben oder auch nur halbwach, schon werde ich mit Küssen überhäuft. „Ich liebe, liebe, liebe dich.“
„Max…“, murmle ich, verstecke mich dann hinter meinen Armen, um seinen Küssen zu entfliehen.
„Frühstück und Kaffee sind schon bereit für dich. Willst du in der Küche essen oder soll ich dir alles ans Bett bringen? Was ist mit deinem Geschenk? Willst du es jetzt öffnen oder erst nach dem Essen? Und worauf ha-“
„Maaaaaaaax“, unterbreche ich ihn, wobei ich mich zusammen rolle, als wäre ich ein Burrito.
„Ja?“
„Kuscheln. Jetzt.“
„Ach ja, ganz vergessen, du bist ja kein Morgenmensch…“
Max nimmt mich in seine starken Arme, ich kuschle mich an seine trainierte Brust. Es gibt nichts Besseres, als meinen Tag an seiner Seite zu starten. Ich bin wirklich unfassbar froh darüber, dass es trotz allen Umständen, die ich ihm ständig bereite, irgendwie zwischen uns funktioniert. Auch wenn wir uns bis jetzt ‚nur‘ geküsst haben, ist die Nähe zu ihm etwas ganz besonderes. Ich liebe meinen Freund, es ist als hätte man ihn nur für mich geschaffen.
„Die Hühner sind schon versorgt, Muffin ist gefüttert und das Katzenklo ist auch schon sauber gemacht, das heißt, dass ich den ganzen Tag nur für dich alleine Zeit habe.“
„Danke, Max, du bist zu süß für diese Welt.“
„Nein, du bist zu süß für diese Welt.“
„Einigen wir uns darauf, dass wir beide zu süß sind?“, frage ich nach, was meinen Freund zum Lachen bringt.
„Okay, einverstanden.“
Nach einem Frühstück im Bett, machen wir auf meinen Wunsch hin einen Spaziergang. Wir gehen durch den Cindersap Forest, in dem noch alle Eis- und Schneeskulpturen vom letzten Festival stehen. Beinahe alle Schneegebilde sind unbeschadet. Unter anderem steht auch noch das Iglu, das Shane zusammen mit Jas und Vincent gebaut hat. Max zieht mich sofort in Richtung des Iglus, er möchte es unbedingt erkunden. Ich glaube, dass ich genau weiß, worauf er hinaus will.
Wir machen es uns in dem Iglu gemütlich. Sieht so als wären wir nicht die ersten die auf diese Idee kommen, denn es liegt bereits eine Thermodecke auf dem Boden.
„Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist, hier einfach reinzuschneien?“, frage ich verunsichert.
„Ist das ein Winterwitz?“, stellt Max mir grinsend eine Gegenfrage, ich werfe ihm einen genervten Blick zu.
„Nein, es sieht aus, als würde der Besitzer der Decke jeden Moment wieder zurückkommen.“
„Macht nichts, ich brauche ja nur ein paar Minuten“, antwortet Max, wonach er tief durchatmet.
„Hm?“
„Also… Ich weiß, dass man das in dieser Gegend ein wenig anders macht, aber in Zuzu City funktioniert das so…“
„Was meinst du?“, frage ich irritiert, doch Max lässt sich nicht beirren.
Aus seiner Jackentasche nimmt er ein winziges Geschenk. Die kleine schwarze Box passt perfekt in seine Hand. „Sieh mich an.“ Ich richte meinen Blick in Max’ blaue Augen, er atmet ein weiteres Mal tief durch. „Sebastian, du bist der wundervollste Mensch, den ich jemals in meinem Leben getroffen habe und ich liebe dich genauso, wie du jetzt bist. Anfangs war es für mich ein wenig ungewöhnlich, weil… naja… aber ich habe das überwunden und ich weiß, dass sich in den nächsten Monaten und Jahren viel ändern wird und der Weg zu deinem Selbst noch weit ist, aber ich werde dich auf diesem Weg begleiten, egal, wie lange es noch dauern wird.“
Er macht doch nicht das, was ich gerade denke, was er tut, oder?
ODER?!
Ich bin gerade so geschockt, dass mir das Atmen schwer fällt, Max macht mir doch keinen…
„Sebastian Black, ich liebe dich und will keinen weiteren Tag meines Lebens mehr ohne dich verbringen. Willst du mich zum glücklichsten Mann dieser Welt machen und mich heiraten?“
Im gleichen Moment öffnet er das Geschenk, ein schlichter, silberner Ring mit einem kleinen schwarzen Stein kommt zum Vorschein.
Ich bin so sprachlos, dass ich nicht mehr klar denken kann. Geschockt lege ich eine Hand vor meinen Mund, meine Augen füllen sich mit Tränen. Meine Sicht verschwimmt, mein Atem ist immer noch angehalten. Natürlich will ich Max heiraten, aber ich bin so überrascht, so perplex, dass ich nicht antworten kann. Ich habe nicht erwartet, dass Max mir ausgerechnet heute diese Frage stellt. Ich bringe kein einziges Wort über meine Lippen. Schnell entscheide ich mich dafür, dass ich einfach nicke.
„Oh Yoba sei Dank“, entweicht Max ein erleichtertes Stoßgebet gegen Himmel. Wie verzaubert blicke ich auf meine zitternde Hand, die Max in seine nimmt. Er steckt mir den Ring an den Finger, zieht mich dann in seine Arme, um mich fest zu drücken.
Mein Herz schlägt wie verrückt, meine Lunge versorgt meinen Körper wieder mit Sauerstoff. Glücklich schließe ich die Augen, die warmen Freudentränen fließen meine Wangen entlang. Ich fasse es nicht. Ich fasse es einfach nicht.
Ich kann nicht glauben, was gerade passiert ist.
Max hat mich tatsächlich gefragt, ob ich ihn heiraten will!