KOHANA
An diesem Tag wollten Felix und Marvin eine neue Basis in Belletristico errichten - oder wenigstens doch einen geeigneten Ort für eine solche Basis suchen. So würden ihre Expeditionen an einem geschützten Ort starten, den das Monster von Belletristico nicht erreichen konnte.
Schnell waren sich alle einig, dass eine Höhle den besten Schutz bieten würden. Auf ihrer Reise würden Sira, Doro und Eulenschlag ihre Freunde begleiten, und Bella würde hoffentlich noch zu ihnen stoßen.
"Sie sollte tief in den Berg gehen", überlegte Felix zur Basis. "Und nach Möglichkeit mehrere Ausgänge haben."
"Vielleicht eine der drei Minen von Takaro?", schlug Sira vor.
Doro war es nur wichtig, dass die Höhle Wasser enthalten würde.
"Eine Tropfsteinhöhle!", rief Felix aus. Und im nächsten Moment: "Ich muss wirklich die Geologia machen."
"Suchen wir eine Tropfsteinhöhle!", rief Marv begeistert.
Als Felix den Glitchcube warf, sprang plötzlich eine Gans heraus und versuchte sofort, das Inventar der Teilnehmer zu klauen. Nach erschrockenen Aufschreien warf der Bellologe erneut. Belletristica verschwandt und machte der zerstörten Welt von Belletristico Platz.
BELLETRISTICO
Aufmerksam guckte Sira sich um, aber sie erblickte kein Monster. Die fünf Expeditionsteilnehmer wagten es, aufzuatmen. Dann hatten sie also ein wenig Zeit ...
Eulenschlag erhob sich in die Lüfte und begann, zu kreisen. Mit ruhigen Schwingen suchte der Rabe nach Höhlen in der Nähe. Währenddessen hob Sira Doro auf ihren Rücken.
Mit triumphierenden Krächzen kündigte Eulenschlag an, dass sie eine Höhle entdeckt hatte.
Gerade, als sie überlegten, wie sie hinuntergelangen sollten, tauchte Bella mit dem nützlichen Enterhaken auf. Ein Glücksfall!
Sira trug Doro elegant nach unten. Eine Sekunde später schlug ein Marv neben ihnen auf. "Uff."
"Bist du verletzt?" Sira stupste Marvin besorgt an.
"Nur mein Stolz, glaube ich." Während der Wolf sich noch nach Verletzungen absuchte, stürzte Bella neben sie. Felix hatte den Abstieg dagegen ohne Unfall überstanden.
DIE HÖHLE
(Handlungsstrang geleitet von Doro.)
Etwas zögerlich starrten sie in das klaffende Maul der Höhle, deren Eingang sich vor ihnen aufspannte. Ihre Stimmen, während sie überlegten, wie man Licht machen könnte, erzeugten ein leises Echo. Schließlich erinnerte sich Doro an ihr Glas Sonne, das Kaktus ihr geschenkt hatte.
Getragen von Sira begab sich Doro als Erste in die Höhle. Felix sammelte ein paar Äste vom Boden auf. Eulenschlag ließ sich auf Marvs Schulter nieder.
Der Gang der Höhle wand sich in die Tiefe. Doro vermutete, dass es eine Mine sein könnte, nach einer natürlich entstandenen Höhle sah es nicht aus.
Umsichtig wagte sich die Gruppe hinunter. Bald schon blieb das Tageslicht hinter ihnen zurück. Nur geleitet von Doros Sonnenschein im Glas rückten die sechs Forscher eng zusammen.
Sira spitzte die Ohren in der Hoffnung, Wasser zu hören. Stattdessen hörte sie ein Rascheln. Oder war es ein Schmatzen?
"Ich glaube, hier wohnt schon was", flüsterte Sira und kauerte sich zusammen. "Wir sollten vorsichtig sein."
Felix dagegen grinste. "Ein neues Tierwesen!" Er preschte los.
"Der kennt keine Vorsicht", murmelte Bella. "Er stand mal im dritten Stock auf der Außenseite des Fensterbretts zum Putzen."
"Ich stand zur Hälfte drinnen und hielt mich dort fest. Bella hat halt gesagt, ich soll die Fenster von außen und innen putzen. Bella, kannst du bitte ein paar Kiesel aufnehmen?", bat der Bellologe.
"Soll ich fragen, warum?" Bella machte sich an die Arbeit.
Felix wartete nicht auf die Frage. "Kieselsteine in Finsternis werfen und hören, ob sich was regt. Ist ein Trick fürs Höhlenerkunden, von Surival-Profis wie Bear Grylls empfohlen."
Plötzlich quiekte Sira auf, als der Boden unter ihren Pfoten nachgab. "Doro, festhalten!"
"Das Glas Sonne!", rief Doro erschrocken.
"Sira!", riefen Marv und Felix.
Es wurde dunkel vor ihnen. Während Doro panisch nach dem Glas suchte, hörten die Anderen zu ihrer Erleichterung, dass Sira und die Seerose unverletzt waren.
"Um Flausches Willen, nicht bewegen!", schärfte Doro Sira ein.
"Hey, diesen rosa Schimmer, seht ihr den?", fragte Marv. "Das ist nicht das Sonnenglas, aye?"
Erstaunt merkten sie, dass Wände und Böden zartrosa leuchteten.
"Möglicherweise Leuchtkristalle", überlegte Felix.
"Pilze!", rief Bella aus. Das Kreaich hatte die Pflanzen entdeckt. "Leuchtpilze."
"Hoffentlich sind die nicht giftig", murmelte Eulenschlag.
Im nächsten Moment hatte Marv welche im Maul.
"Möchte jemand prob- natürlich." Doro seufzte.
"MARV!", rief Felix aus.
Sira hielt sich nur deshalb die Augen nicht zu, weil sie immer noch fürchtete, sonst Doros Glas zu zerstören.
"Schmeckt gar nicht übel", meinte Marv kauend. "Leuchte ich schon?"
Nachdem der Grauwolf überlebt hatte, musste sich Eulenschlag erst einmal verabschieden und kehrte durch das Portal zurück. Felix begann unterdessen, die Pilze genauer zu untersuchen. Als 'Pinker Höhlenleuchter' trug er sie in die Sys ein.
"Aber ich habe doch eben nicht die Pilze schmatzen gehört, oder?", warf Sira ein.
"Ich hab es!", rief Doro da. Sie hatte ihr Glas wiedergefunden und steckte es erst einmal ein, damit es sicher verstaut war. Immerhin hatte die Gruppe genug Pilzlicht.
Sie lauschten in die Höhle.
Marv schauderte. "Gibt es rülpsende Axolotls?"
"Rülpsschnaufer!", benannte Felix das unbekannte Wesen. "Wir sollten uns vergewissern, was es ist!"
Bella warf einen Kiesel in die Dunkelheit, bevor die Gruppe einfach blind weiterstürmte. In einiger Entfernung quiekte etwas empört auf. Sie hörten sich rasch entfernende Schritte. Dann senkte sich Stille über den Gang.
Die fünf folgten den Geräuschen tiefer in die Höhle, doch sie landeten nur vor einer Wand. Verwirrt sahen sie sich um. Dann entdeckten sie einen Vorsprung, hinter dem der Gang weiterverlief.
Sira schnupperte. "Hier riecht es nach Wasser."
Vorsichtig wagten sie sich weiter in den Gang, der eine L-förmige Biegung machte und sie an den Rand einer kuppelartigen Höhle brachte.
"Eeechooo!", brüllte Marv.
Etwas quiekte.
Die Höhle offenbarte einen kleinen, kreisrunden Teich rechts und ein Plateau aus Felsen links, alles gehüllt in den rosa Schimmer der Pilze.
Mit einem langen Stock, und untermalt von schiefem Wolfsjaulen, das leider kein Echo erzeugte, näherte sich Felix dem Teich.
Als Felix mit dem Ast im Teich rumstocherte, löste sich plötzlich ein sanftrosa Schatten aus dem Wasser und fiel zurück in den Teich. Kleine Wesen wimmelten im See. Felix steckte den Kopf unter die Wasseroberfläche, um einen besseren Blick zu erhalten. Er konnte etwas Fischartiges sehen, das jedoch schnell davonschwamm.
Neugierig steckten die Anderen ihre Köpfe hinterher, doch die Fischwesen dachten nicht daran, sich genauer beobachten zu lassen.
"Manche sind heller, andere dunkler", murmelte Sira nachdenklich.
Marv tapste ins Wasser. Schlamm trieb in verschiedene Richtungen aus seinem Fell.
Prustend tauchte Felix auf. Er hatte Wasser in die Nase bekommen. Stattdessen zog er nun die Angel heraus, während Sira einen Bunny ins Wasser schickte.
"Ich brauche einen Köder", murmelte Felix und sah zu Marvs Brotchips.
"Nimm einen Pilz!", schlug Marv schnell vor.
Das Bunny zappelte ängstlich im Wasser. Auf seine Angstlaute hin schwebten Irrlichter vom Boden auf und glitten über den Teich.
Aus dem Wasser sprangen die rosa Fischwesen, die sich als filigrane Mantarochen-ähnliche Wesen mit großen Augen entpuppten. Sie schnappten nach den Irrlichtern und leuchteten heller auf, wenn sie eines erwischten. Ihre langen Flossen ermöglichten es ihnen, ein wenig zu fliegen.
Geistesgegenwärtig warf Felix die Angel aus und erwischte einen Fisch. Damit hatte er sein Exemplar für die Systemo.
Währenddessen hatte Marv das Bunny aus dem Wasser gerettet. Er erhielt das Achievement "Bunny-Retter". (:3)
"Wie sollen wir es nennen?", überlegte Sira. Sie und Bella bestaunten Felix' Fang. "Leucht-Nechor?"
"Dörochen? Oder Corochen, für Belletristico!", schlug Marv vor.
"Clororochen?", überlegte Felix.
"Klorochen?!", rief Doro entsetzt.
"Traumfänger?", warf Marv ein.
"Lichtfresser?", meinte Sira.
Der Wolf überlegte. "Irrlichtfänger?"
"Nechor gefällt mir", murmelte Doro. "Und Corochen aus."
"Conechor?", rief Marv.
"Coronechor?", rief Felix.
"Conechor", entschied Doro. "Coro klingt so sehr nach Doro."
Nach dieser Diskussion sahen sie sich um, während Felix den Conechor freiließ und die Art vermerkte.
Als Basis schien sich dieser Flecken gut zu eignen. Er bot Wasser, Licht und Schutz.
"Was war eigentlich noch mal mit dem Schmatzen?", fragte Marv in den Freudentaumel hinein.
"Stimmt, Rochen schmatzen nicht", erinnerte sich Felix.
Sie horchten. Da war es wieder, das leise Schmatzen. Felix und Sira schlichen vorsichtig näher. Bella folgte.
"Wenn ihr gefressen werdet, werde ich Belletristica von eurem Tod berichten", bot Marv heldenmütig an und blieb sitzen.
"Vielleicht lässt es sich mit Pilzen anlocken. Weil es doch anscheinend so viel frisst", meinte Eulenschlag, die wie aus dem Nichts wieder in der Höhle erschienen war. Sie hatte zurückgefunden.
Marv kippte vor Schreck fast um, als plötzlich der Rabe neben ihm saß.
Felix, Bella und Sira wagten sich weiter vor.
"Da ist ein kleines Schweinchen!", rief Sira plötzlich.
Das Schweinchen rülpste vor Schreck und aus seinem Maul entfloh ein Irrlicht.
Befremdet starrten die Belletristicans es an.
"Rülpslicht", kicherte Marv im Hintergrund.
Behutsam nahmen Eulenschlag und Felix das Tierchen in Augenschein. Sira und Bella hatten den gleichen Plan, aber Sira stolperte in ihrer Eile über ihre Pfoten und Bella verlor ihre Brille und zog munter in die entgegengesetzte Richtung los.
Neben dem Teich versuchte ein Wolf, ein Knurps-Echo zu erzeugen.
Statt eine Flucht zu wagen, kaute das Edelpilzschweinchen weiter und ließ sich von Felix in die Systemo einspeichern.
Bella streckte die Hand aus, um das Schweinchen zu streicheln, als ein Brotchips geflogen kam. Nachdem es an Bellas Hand geschnüffelt hatte, ließ sich das Tierchen furchtlos von ihr und Felix kraulen. Genussvoll schloss es seine großen Augen.
Den Brotchips bemerkte es leider gar nicht. Marv versuchte es damit, den Chips mit Leuchtpilz einzuschmieren. In diesem Moment erschienen mehrere weitere Schweinchen, die sich auch rasch auf die leuchtenden Brotchips stürzten. Auf alle Brotchips ... Oh je.
Die Basis schien ideal zu sein, jedoch fehlte ein zweiter Ausgang und auch der Weg in die Höhle hinein war etwas schwierig.
"Es sei denn ... wir verlegen das Portal in die Höhle", murmelte Marv, als ihm eine Idee kam. "Dann starten wir unsere Expeditionen in Zukunft hier. Die Höhle müsste ja auch in Belletristica existieren ..."
"Vielleicht gibt es ja hinten auch noch einen Weg", überlegte Sira, während Doro sich zu einem Bad zwischen den Conechors in den Teich sinken ließ.
Weder sie noch Sira noch Bella konnten einen zweiten Gang entdecken.
"Suchen wir ihn ein anderes Mal", schlug Marv vor. "Wir sollten gehen, bevor die Bestie zurückkehrt und uns hier noch einsperrt. Felix und Katana suchen diese Höhle in Belletristica, und wir hätten unsere erste Basis."
BELLETRISTICO
Die Belletristicans eilten zurück nach draußen. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen, doch keine Sterne waren zu sehen. Wehmütig starrten sie in den finsteren Himmel.
In der Dunkelheit war es gar nicht so einfach, das Seil zu entdecken. Hinaufzuklettern war erst recht schwierig. Felix plumpste wieder nach unten. Bella ebenfalls.
Schließlich schaffte es Sira hinauf und Doro auf ihrem Rücken konnte mit ihrem Glas leuchten. Eulenschlag landete neben ihnen. Nachdem Bella und Felix hinaufgelangt waren, folgte auch Marv. Jedenfalls versuchte er es. Nachdem er beim zweiten Anlauf nach oben gekommen war, grinste er überheblich. "Welpenspiel!"
Dann sahen sie sich auf der dunklen Bergkuppe um. Wo war der Faden, der sie zurückführen würde? Es war finster, und der dünne Faden kaum zu sehen.
"Da!", rief Felix zur Erleichterung aller. Er zog am Faden, an dessen Ende plötzlich der Glitchcube auftauchte, sich zu einem Ballon mit 48 Zentimetern Durchmesser aufblähte und die sechs Belletristicans zurück in ihre Heimat trug.
Doro schloss die Augen und klammerte sich an Sira.
KOHANA
Katana begrüßte die Zurückgekehrten mit dem Flammenschwert in der Hand. "Guten Abend."
"Ah, Katana, wir müssen eine Leuchtpilzhöhle finden!", sagte Felix und zeigte auf eine gekritzelte Karte. "Ungefähr da ..."
Doro bewunderte so lange Katanas Schwert und überlegte halblaut, ob ein Ninjalotus mit Schwert nicht viel epischer wäre.
Kohana nickte. "Sie werden danach suchen." Dann sah er Doro an. "Wenn Ihr es wünscht, werde ich es dem Schmiedekundigsten von uns in Auftrag geben."