Er stand seinem Vater gegenüber. Er würde keine Furcht, keine Angst ihm gegenüber zulassen. Genau das war es, wovon sich sein Vater ernährte, Angst, Furcht, Verzweiflung. Er wusste, dass seine Zeit zu Ende war, aber noch wohnte die Macht in ihm, mit der er seit tausenden von Jahren Angst verbreitete.
"Du kannst sie nicht beschützen, ich werde sie mir holen, sie wird mein sein!", der Teufel lachte, so wie sein Sohn es schon so oft gehört hatte. Dieses Lachen eines Gewinners. Das Lachen, das aussagte, er würde jeden anderen ins Verderben bringen und dabei noch Spaß haben.
"Du wirst sie nicht anrühren", sagte der Junge und stellte sich noch ein bisschen mehr zwischen seinen Vater und das Mädchen, dass er liebte. Er dürfte nicht lieben können und doch konnte es nur Liebe sein, die ihn dazu bewegte sich dem Teufel persönlich in den Weg zu stellen.
Der Junge fragte sich, wann die anderen beiden ihr Ziel erreichten, er wusste nicht wie lange er seinen Vater noch im Garten Eden aufhalten konnte, wie lange Savanna noch durchhielt. Er wagte es einen Blick über die Schulter zu werfen. Savanna lag unter dem Apfelbaum, der Wissen und Verderben gebracht hat. Er konnte sehen wie sie mit sich kämpfte. Wie viel Kraft es sie kostete das Tor offen zu halten. Laurel und Sahim müssten sich beeilen, sonst würde der gesamte Plan nicht funktionieren.
Wieder sah er zu seinem Vater, dem Teufel. So lange hatte er unter ihm gedient und doch war es ein Engel gewesen, der ihm gezeigt hat, was Leben bedeutet, was die Menschheit bedeutet, warum es galt sie zu schützen.
"Ich werde sie mir holen und du wirst mir nicht im Wege stehen!", der Teufel zog sein brennendes Schwert und Daimon zwang sich keine Angst zu zu lassen. Sie würde ihn nur schwächen und seinen Vater stärken. Viel zu mutig zog er sein eigenes Schwert, das gegenüber dem seines Vaters mikrig war. Er hatte keine Wahl als den Hieb seines Vater zu parieren, als zuzusehen, wie sein Schwert unter der Höllenklinge barst. Er spürte den Schalg bis tief in sein Inneres. Sein Vater holte wieder aus, doch statt ihn zu töten schlug er ihn mit der flachen Seite. Daimon flog über den Boden, ächzend und unfähig sich zu bewegen, konnte er genau beobachten, wie sein Vater vor dem Engel stand, wie Savanna nicht sah was passieren würde, wie sein Vater mit diesem schrecklichen Grinsen auf den Lippen sich ihr nährte.
"Ich verstehe, warum du sie schützen möchtest. So schön, so zart, so unschuldig. So rein wie es nur Engel sein können, doch sag mir Sohn, wie kann es sein, dass ein Dämon einen Engel liebt. Es kann nicht sein und doch sehe ich in dir, dass ein Herz schlägt, wo kein Herz sein sollte. Es schlägt und es schlägt nur für sie", während der Teufel zu seinem Sohn sprach, hatte er nicht einmal seinen Blick von dem Engel genommen, welcher noch immer das Tor in den Himmel geöffnet hielt.
"Was man mit einem Engel alles anstellen kann. Unsterblich und verdammt dazu immer das Beste in den Menschen zu sehen, so wie ihr Vater. Doch auch er machte Fehler, ich war sein größter und er verbannte mich in die Hölle. Nicht nur sein größter, sondern auch sein einziger! Und nun kann ich ihm zeigen, wie viel größer dieser Fehler ist, als er jemals gedacht hatte", der ehemalige Engel blickte zum Himmel. "Verbannt hast du mich Vater, weil ich nicht glauben wollte, dass der Mensch nur gut ist! Komm herunter und trete deinem Fehler gegenüber."
"Du bist nicht der Fehler!", presste Daimon hervor. "Sein einziger Fehler war der Eingriff in die Menschheit!"
"Du meinst seinen Menschensohn, der gestorben ist um mir zu beweisen, dass der Mensch so gut ist, dass er die Schulden aller auf sich nimmt? Nein, ich bin der Fehler, sonst hätte er sich mir nicht beweisen müssen!", sprach der Teufel verächtlich: "Doch nun wollen wir erst einmal sehen, was wir mit deiner Freundin anstellen. Ich finde ein Engel sollte nicht nur gut sein!"
Der Teufel beugte sich nach vorne, das Schwert dem Engel entgegen gestreckt. Daimon raffte seine letzten Kräfte zusammen und sprang ihm entgegen. Der Teufel traf ihm im Sprung. Das Schwerte zuckte schneller, als Daimon regaieren konnte. Sein Blick glitt herab. Das Schwert steckte Mitten in seinem Brustkorb.
"Hättest du kein Herz, Sohn, so würde es dir nichts antun, aber deine Liebe zu ihr wird dich töten. Aber sieh noch zu, was ich deiner Liebe antue."
Daimon entwich ein Stöhnen, als sein Vater das Schwert tiefer in die Brust stoß um ihm damit in der knieenden Postion zwang zuzuschaunen und nicht reagieren zu können.
Der Teufel beugte sich über den Engel. "Der Tod wäre gnädig, doch das bin ich nicht. Die Unsterblichkeit ist dir schon geschenkt, so werde ich dich zu einem Höllenwesen für deine geliebten Menschen machen. Du wirst sie jagen, wie Tiere, du wirst dich durch ihr Blut ernähren und sie töten um selbst nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Sterben kannst du nicht, aber der Drang nach Leben wird in dir überwiegen. Deine Schöhnheit wird sie blenden und sie zu willenlosen Beuten machen. Jeden Tag deines Daseins wirst du dir wünschen, ich hätte dich hier und heute getötet!"
Savanna hörte die Worte des Teufels und sie wusste, dass sie keine Wahl hatte als ihr Schicksal anzunehmen, wenn diese Welt gerettet werden sollte, dann dürfte sie nicht gegen den Teufel ankämpfen. Sie ließ keine Angst zu, all ihre Konzentration lag auf dem geöffneten Tor in den sie spürte, dass sich ihr Vater näherte, er müsste hier sein, um das zu beenden, was er angefangen hatte.
Daimon sah, wie sich der Teufel seiner Liebe näherte. Wie er ihr fast sanft die weißen Haare aus dem Gesicht strich. Er sah, wie er ihr Gesicht zärtlich in seine Hände nahm und seine Lippen auf die ihren legte. Ihr Körper kranfte, er kämpfte zwischen dem an, was sein Bestimmung war und was der Teufel ihm versprach. Ein lautloser Schrei drang über ihre Lippen, als sie all ihre Kraft in das geöffnete Tor steckte. Daimon sah, wie ihre weißen Haare langsam schwarz wurden, wie ihre elfenbeinfrabende Haut noch weißer wurde und dort wo das Licht auf ihre Haut fiel, diese leuchtet wie Diamanten. Ihre wunderschönen goldenen Augen wandelten sich in ein strahlendes blau und doch erkannte Daimon sofort, dass etwas in diesen Augen anders war. In ihn herrschte ein Hunger und er wusste, was dies für ein Hunger war. Doch sie kämpfte, kämpfte weiterhin für die Menschen!
"Und nun zu dir mein Sohn, ich werde nicht zulassen, dass du stirbst, nein, du sollst doch noch sehen, was deine Liebe ihr angetan hat. Du sollst dein ewiges Leben damit verbringen, zu wissen, dass du Schuld bist, für ihre Qualen. Wandeln wirst du auf dieser Erde unruhig getrieben von deiner Schuld. Wandeln zwischen dem sein eines Menschen und dem eines Bären. Wandeln zwischen Beute und Jäger, zwischen Hass und Liebe."