Ein Werwesen ist in erster Linie keine einzelne Person, sondern ein Fluch, der von einer speziellen Gruppe von Dämonen verhängt werden kann, den Therianern oder Theriomorphen, kurz Therys.
Diese Dämonen experimentieren seit der Urzeit damit, Erdvölker in Tiere zu verwandeln, und haben verschiedene Bestandteile des Fluchs entwickelt.
Am Ursprung von allem standen vermutlich Verwandlungen in Tiergestalten, bei denen die Erdwesen möglicherweise auch ihr Bewusstsein verloren und somit rein tierische Intelligenz behielten. Mit der Zeit entwickelte sich der Fluch jedoch dahingehend, dass eine Form von Hin- und Rückverwandlung angestrebt wurde. Die Erdwesen verwandelten sich in Tiere, früher durchaus auch zu ihrem Vorteil. So gab es immer wieder Familien von Werwölfen, die andere Dämonen bekämpften und die Erdwesen schützten, und Krieger nutzten die Macht von Wergestalten im Kampf.
Die frühen Werbestien waren vor allem herausragende Krieger, die nach einer bestimmten Tat von einem Dämon mit einer dauerhaften Tiergestalt verflucht wurden und oft erst zu ihren Tod erlöst werden konnten, wie mehrere unabhängige Legenden berichten. Mit der Zeit erst wurde der Flucht so weit abgeändert, dass erdvölkische Züge erhalten blieben, doch noch immer befällt der Werwolffluch vor allem Krieger. (Wissenschaftler scheinen dafür häufiger zu Vampiren und Magier zu Dämonen zu werden. Die Datenlage ist aber zu dünn, um einen Zufall auszuschließen.)
Als erste Werwolfskinder geboren wurden, vererbte sich der Fluch weiter, und wurde von den Dämonen ans Blut gebunden, der erste Schritt für das Werk des Monddämons Lupus, welcher schließlich Raserei im Vollmond, Empfindlichkeit gegenüber Silber und die Übertragung durch einen Biss zu den Fähigkeiten eines Werwesens schmiedete, was heute die bekannteste Ausprägung ist.
Um ein Werwolf zu werden, falls man dieses aus welchen Gründen auch immer beabsichtigen sollte, gibt es also drei Wege. Der erste besteht darin, Kind eines Werwolfs zu sein und ist natürlich nicht frei wählbar. Die ersten fünf Generationen erben den Werfluch fast unverändert, jedoch schwächt sich dieser ab und verteilt sich auf die Nachkommen. Je mehr Kinder ein Verfluchtet hat, desto stärker bleibt der Fluch auch, doch irgendwann nimmt er ab und die Nachkommen werden zunehmend zu Formwandlern, die sich willentlich in ein Tier verwandeln können, nicht an den Mond gebunden und ohne Raserei, oder in Tiermenschen mit erdvölkischen und tierischen Eigenschaften.
Der zweite Weg besteht darin, einen Therys-Dämon zu verärgern. Der Fluch kann von diesen selten gewordenen Kreaturen direkt verhangen werden und tritt dann sofortig und mit aller Macht in Kraft. Jedoch besteht hier wenig Möglichkeit, Art und Stärke des Fluchs zu wählen. Man könnte als hilfloser Werfisch enden, der beim nächsten Vollmond unweigerlich stirbt, da er kein Wasser findet.
Auch der dritte Weg ist riskant, denn er besteht darin, sich von einem Werwolf beißen zu lassen. Dies funktioniert nur, wenn der Wolf verwandelt ist, und kann folglich zum Tod des Opfers führen. Das Gift des Bisses ist in großen Mengen nötig und richtet im Körper verheerenden Schaden an. Allergische Reaktionen, Wundfieber und natürlich die Verletzungen durch den Wolfsangriff können dem Leben als Werwesen ein jähes Ende bereiten.
In Folge eines Bisses beginnt eine Krankheitsphase, die etwa einen Monat andauert und in der erstmaligen Verwandlung des neuen Werwesens zum nächsten Vollmond gipfelt. Wurde das Opfer sehr kurz vor dem Vollmond gebissen, kann es sein, dass das Gift beim ersten Vollmond nicht wirkt - oder den Körper des Gebissenen zerschmettert.
Während der Krankheitsphase ist der Gebissene ansprechbar und kann sich oft auch normal bewegen, allerdings sind phasenweise Teilverwandlungen oder aggressive Anwandlungen durch Hormonschwankungen keine Seltenheit, außerdem gehören Schmerzen dazu, da das Gift tief in die DNS und die Zellen eingreift und alles tiefgehend verwandelt. Der Werbiss fügt der DNS einen dritten Strang hinzu, welcher sich fast wie ein Schalter umlegen lässt, um einen der normalen Stränge zu ersetzen, was die Verwandlung auslöst, in deren Folge sämtliche Zellen umgruppiert werden. Zu den Symptomen gehören auch zunehmende Fressattacken und näher zum Vollmond hin Zahn- und Gliederschmerzen in Vorbereitung auf die Verwandlung. Krämpfe und Unverträglichkeit pflanzlicher Nahrung kann ebenso auftreten wie Albträume und Unruhe oder Rastlosigkeit. Generell können Werwölfe ein deutlichen Verlangen nach Wanderungen oder Sport zeigen, oder allgemein zu eher tierischem Verhalten regressieren. Auch teilweiser Sprachverlust infolge fehlerhafter Verwandlungen wurde beobachtet, eine Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen oder Gerüchen, häufige Ohnmachten oder verstärkter Haarwuchs, die auch noch nach Jahren auftreten.
Die anfängliche Krankheitsphase dauert mindestens einen Monat und endet mit dem darauffolgenden Vollmond. Da Werwolfgift unter dem Vollmond am stärksten wirkt, bleibt es meist dabei, dass das Opfer sich in einem Monat verwandelt, doch wer beispielsweise zum Neumond gebissen wurde, hat anderthalb Monate vor sich. In dieser Phase lässt sich der Fluch oft noch brechen, manchmal jedoch nur unter gewissen Bedingungen, etwa wenn der Werwolf noch keine Beute gerissen und den Fluch durch dieses Blutopfer verstärkt hat, oder wenn das Opfer sich noch nicht verwandelt hat.
Die Lebensqualität eines Werwolfs nimmt durch die ständigen Verwandlungen und die damit verbundenen Echos der Krankheitsphase rapide ab. Tendenziell verkürzt sich dadurch auch die Lebenszeit der Bestien, allerdings wohnt dem Werwolfblut auch Magie inne, die diese Entwicklung umkehren kann. Manche Werwölfe, insbesondere jene, die früher mit dem Fluch belegt wurden, sind sogar unsterblich.