Ich nahm den Zettel und packte ihn in meine Tasche. Nachdem ich mich entschlossen hatte, der Botschaft glauben zu schenken, hatte ich mich schnell angezogen und mir die Route in mein altes Heimatsörtchen angeschaut. Ich hatte sofort gewusst, was sie mit "dem Herzen unserer Kindheit" gemeint hatte: unser altes Haus. Dort hatten wir mit unseren Eltern gelebt, bis diese auf tragische Weise umgekommen waren. Schnell versuchte ich an etwas anderes zu denken, sonst kam ich nie wieder aus diesem Teufelskreis der Traurigkeit heraus. Wie es aussah musste ich mit dem Zug fahren, denn erstens fuhr so spät kein Bus mehr dorthin und zweitens hatte ich kein Auto. Ich musste mich beeilen, denn der nächste Zug fuhr schon in 30 Minuten und so spät würde es schwer werden noch mit einem öffentlichen Verkehrsmittel zum Bahnhof zu kommen. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich. Es war, als würde mich jemand beobachten. Oder etwas?
Ängstlich schaute ich mich in dem kleinen Schlafzimmer um. "Melanie?", flüsterte ich in dem kleinen Raum, doch insgeheim wusste ich, dass es nicht sie war. Da bemerkte ich im Augenwinkel eine Bewegung. Langsam drehte ich mich um, aber konnte nichts erkennen, bis mein Blick wieder auf den Block fiel. Was dort stand, ließ mir den Atem stocken: Du kannst es nicht schaffen. Du wirst das gleiche Schicksal erleiden wie ich und darauf freue ich mich schon.
Meine Knie wurden weich und ich sackte in mich zusammen. Ich wusste es war soweit. Melanie war fort, sie war zu einem von ihnen geworden. Einem Seelenfresser.