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Nach dem Prompt „Amsel / Erste Begegnung“ der Gruppe „Crikey!“
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Das Schilf am Ufer des Salio wiegte sich raschelnd im schwachen, warmen Wind. Eine Melodie begleitete den trägen Lauf des Stroms. Eine Klarinette spielte, irgendwo außer Sicht unter dem kopfhohen Schilf, über dem Bienen und Schmetterlinge tanzten.
Es war der erste warme Tag des Jahres und Émilien Merloriat hatte es in die Sonne gezogen, wie so viele andere Celyvari. Der Unterschied für diesen Jungen bestand darin, dass er sich nun vor seinen Leibwachen verbergen musste, die ihn auf den Wiesen vor der nahen Stadt Coryvera suchten, dem Handelszentrum, in dem Émilien als Sohn der reichsten Händler der wohl am strengsten bewachte Elf der Welt war.
Sie würden ihn sicherlich bald aufspüren. Insbesondere, da er sich nicht gerade unauffällig verhielt, sondern auf der Klarinette den 'Amselgesang' spielte, eine Weise, die speziell für die Familie Merloriat geschrieben worden war und ihn so effektiv verriet, dass er ebenso ein Leuchtfeuer hätte entzünden können.
Aber er mochte das Lied. Amseln waren das Wappentier seiner Familie, er hatte sogar als junger Elf ein gezähmtes Tier besessen und ihm dieses Lied beigebracht. Zwar stimmte er nicht mit allen Entscheidungen seiner Familie überein, aber die Amseln konnten nichts dafür, dass sie auf dem Familienwappen dieser eifrigen Händler abgebildet waren, die ihre Finger in alle Geschäfte steckten, die es in Celyvar nur gab.
Der Trubel war ihm oft zu viel. Émilien glaubte nicht, so wie seine Eltern, dass Neider ständig versuchten, den Reichtum der Merloriat zu stehlen und ihn bei der geringsten Chance entführen würden, um Lösegeld zu erpressen. Dass sie so oft davon sprachen, dass Geld Begehrlichkeiten weckte und sie deshalb vorbereitet sein mussten, überzeugte ihn eher, dass all die Maßnahmen nicht seiner persönlichen Sicherheit dienten.
Und an einem Tag wie heute, so fand er, sollte ein Elf kurz vor der Volljährigkeit in der Sonne sein und nicht in einer Studierstube verstauben.
Ein Geräusch klang über das Flötenspiel. Mehrere Personen riefen etwas. Émilien setzte die Klarinette ab, um zu lauschen.
Nun, da nur noch das Rauschen der Gräser und die schwappenden Wellen des Flusses ertönten, konnte er die Rufe besser hören. Offenbar eine Gruppe Elfen auf dem Salio. Die genauen Worte verstand er nicht, dafür waren sie noch ein wenig zu weit entfernt.
Ärgerlich erhob er sich. Das Schiff konnte er sofort sehen: Ein einfaches Floß, scheinbar aus Resten zusammengebunden. Es war zu klein für die vier Personen, die sich darauf drängten.
Es waren Igniera, das erkannte er an dem kupferroten Haar und der leicht grünlichen Haut. Natürlich! Es war typisch für Feuerelfen, so leichtsinnig zu sein. Das warme Wetter hatte sie wohl dazu verleitet, diese gefährliche Flussfahrt zu wagen. Mit viel Glück hatte das Floß es unter der großen Brücke hindurch geschafft, ohne in den Wirbeln um die mächtigen Füße zu sinken. Nun jedoch drohte es erneut, zu kentern. Drei Elfen versuchten, den vierten festzuhalten, der sich scheinbar in den Fluss stürzen wollte. Dieser Narr war besonders schlank und trug Kleidung, die wie aus einem Gemälde von großen Abenteuern gestohlen aussah. Die Stiefel waren fiel zu hoch und schwer, der Kapuzenumhang sah zwar fein aus, war jedoch höchstens unpraktisch, und der Degen an der Seite würde einen eher stolpern lassen als irgendwie nützlich zu sein.
Noch während Émilien zusah, riss sich der junge Elf tatsächlich los und sprang. Mit einem Platschen tauchte er unter die Fluten des Salios. Die anderen drei auf dem Floß schrien auf.
Émilien rannte, bevor er überhaupt nachdenken konnte. Die Klarinette ließ er achtlos ins Gras fallen, dann riss er sich die Weste vom Leib. Er sah den Idioten mit dem Kopf über die Wellen stoßen. Der Igniera spuckte Wasser aus und paddelte ungeschickt. Die Kühle des Flusses musste ihn überrascht haben. Außerdem erkannte Émilien, dass der Umhang den Narren wieder nach unten zog. Dessen Begleiter auf dem Floß wurden hilflos abgetrieben, wenngleich sie sich bemühten, mit den Paddeln zu dem Gestürzten umzukehren. Dieser schwamm in seiner Panik auch noch fort von ihnen.
Émilien streifte die Stiefel auf je einem Bein hüpfend ab und riss sich das Hemd vom Leib, während er bereits durch das sandige Ufer watete. Er stieß sich ab, als der Boden zu tief wurde, um zu gehen, und tauchte wie ein Pfeil durch das Wasser. Der junge Elf hatte sich gegen die Kälte gewappnet und spürte doch, wie ihm kurz der Atem stockte.
Doch er sprang nicht zum ersten Mal in kaltes Wasser. Rasch kam er an die Oberfläche und kraulte auf den Ertrinkenden zu. Émilien war ein großartiger Schwimmer, anders als der Idiot, der eine Flussfahrt so früh im Jahr für eine gute Idee gehalten hatte. Er tauchte dem Igniera nach, fand ihn im trüben Flusswasser und riss ihm den Umhang vom Hals.
Der andere Elf zappelte und trat um sich. Émilien fing sich einen Hieb gegen das Kinn ein und einen Tritt in den Magen, der ihm sämtliche Luft hinausdrückte. Er tauchte auf, schnappte nach Luft und ging wieder unter, wo er den Fremden am Kragen packte. Als er ihn über die Wasseroberfläche riss, brüllte dieser: "Lass mich gefälligst los!"
Émilien dachte nicht einmal daran. Er umklammerte den Kopf des Ignieras so, dass dieser in die Rückenlage gezwungen wurde und sich nicht wehren konnte, während der junge Merloriat ihn ans Ufer zog.
"Du verfluchter Narr!", spie er ihm entgegen, als er den Grünhäutigen endlich zwischen das Schilf zog. Er wurde normalerweise nicht so schnell zornig, doch so wie dieser - ehrlicherweise sehr gut aussehende - Verrückte hatte ihn noch niemand angefahren. "Das nächste Mal lasse ich dich im Fluss! Hast du überhaupt eine Ahnung, wer ich ...?"
Er stockte. Nun, ohne den Umhang, konnte er das Hemd des Fremden sehen. Und das Wappen, das auf dessen Brust gestickt war, blauweiß mit einer schwarzen Taube im Sturzflug. Das Wappen der Piccira-Familie!
"Bei Thyrmal, du bist ... Ihr seid ein Adeliger!", entfuhr es Émilien. Dann spürte er, wie er noch blasser wurde. Natürlich waren die Piccira Adelige - sie lebten in Katalia, dessen dunkelgrüne Klippen gerade jenseits des Flusses begannen. Doch selbst jemand, der sich so wenig für Politik interessierte wie Émilien, erkannte das zweite Wappen: Ein blauer Schild mit einem weißen Caladrius, dem heiligen Vogel, der nur jener Familie zustand, die die Königswürde innehatte.
Ja, das Haus Piccira war nicht nur ein einfaches Adelshaus, sie waren aktuell die Königsfamilie! Das hatte er für diesen kurzen Moment vergessen.
Panisch starrte er in das Gesicht des schlanken Elfen, den er da aus dem Fluss gezogen hatte. Er hatte einen Königssohn angeschrien! "E...entschuldigung."
Émilien stutzte zum dritten Mal, als der Elf ihm gegenüber breit grinste.
"Nein, mein Freund, ich muss mich entschuldigen. Es war wohl nicht gerade höflich von mir, zuzuschlagen. Ich muss gestehen, ich habe dich mit jemandem verwechselt." Er drehte sich zum Fluss um, wo das Floß mit den drei anderen Elfen darauf langsam davongetrieben wurde.
"Ihr wollt sicher zurück zu Euren Freunden", murmelte Émilien kleinlaut. "Die nächste Stelle, wo sie an Land gehen können, ist ein Stück entfernt. Ihr ... Ich kann Euch ein Pferd leihen ..."
"Oh, das sind nicht meine Freunde." Der Thronerbe rieb sich den Arm, an dem ihn die Elfen festgehalten hatten. "Das sind die Assassinen, die hinter mir her sind. Sie sind einfach von eurer Brücke auf mein Floß gesprungen, als ich dachte, ich hätte sie auf dem Fluss endlich abgehängt."
"Assassinen?", stieß Émilien ungläubig aus.
"Assassinen. Sieht so aus, als wollte mein jüngerer Bruder den Thron nicht teilen." Das Grinsen des schlanken Elfen verblasste.
"Ihr seid Cédric Piccira", murmelte Émilien ungläubig. Er hätte den Thronerben vielleicht von Gemälden erkennen sollen, doch er hatte nicht damit gerechnet, ihn je zu treffen. Das passierte nur Adeligen, keinen Händlersöhnen.
Cédric nickte und klopfte Émilien dabei auf die Schulter. "Das Pferd würde ich allerdings wirklich nehmen. Oder ein sehr gutes Versteck, wenn du eines kennst. Oder eine Armee." Cédric musterte Émiliens Aufmachung, insbesondere das Wappen. "Hm, die Amsel. Dann musst du ein Merloriat sein, richt?"
Benommen nickte Émilien. Die Hand des Thronerben auf seiner Schulter löste ein warmes Kribbeln aus, das er verzweifelt zurückzudrängen versuchte. "Ein Pferd, ja", murmelte er. "Verstecke kenne ich ebenfalls. Was kann ich denn ...?"
Die ebenmäßigen Züge des Thronerbens verdüsterten sich. Er nahm die Hand von Émiliens Schulter, was diesen in einen Konflikt zwischen Erleichterung und Bedauern sandte. Er schalt sich in Gedanken - das hier schien eine große Sache zu sein. Der Königssohn war in Gefahr, er musste helfen. Und durfte nicht daran denken, wie die feuchte Kleidung an seinem Körper klebte und dass er selbst nicht viel mehr als die Hose trug.
"Ich weiß nicht so genau, was der beste Weg wäre", gestand Cédric. "Vielleicht sollte ich das schnellste Pferd nehmen und nach Addorio fliehen. Oder gleich bis Sermowa. Aber ich weiß auch nicht, was mit meinen Eltern ist. Vielleicht kann ich sie noch vor dem Verrat meines Bruders warnen." Die Maske der Selbstsicherheit war von ihm abgefallen, was sich nach Émiliens Erfahrung für den Hochadel nicht geziemte. Jetzt sah Cédric einfach wie ein verängstigter Junge aus, der nicht mehr weiterwusste.
Wenn er sich recht erinnerte, war der ältere Thronerbe auch gar nicht so viel älter als er.
"Ich helfe dir", versprach Émilien instinktiv. "Das heißt, ich helfe Euch. Mylord. Hoheit."
"Cédric reicht." Der Sohn der Piccira lächelte schmal. "Immerhin schulde ich dir mein Leben."
"Cédric", wiederholte Émilien. Es fühlte sich surreal an.
Dann riss er sich aus der Starre und lief am Ufer entlang. Während der Rettungsaktion hatte die Strömung ihn ein Stück abgetrieben, sodass er seine Kleidung und die Klarinette weiter oben einsammeln musste.
Cédric folgte ihm. Das rötliche Haar des Erbens hing ihm tropfnass in die Stirn und er fröstelte sichtlich, was nicht am Wasser liegen konnte. Die sommerliche Wärme trocknete sie bereits.
"Wir gehen erst einmal zum Haus meiner Familie", sagte Émilien, während sich der erste Ansatz eines Plans zu formen begann. "Die Assassinen werden einige Stunden brauchen, bis sie wieder hier sind. Das ist genug Zeit, falls Ihr ... also, falls du fliehen willst."
"Ich weiß nicht, ob ich fliehen will", schimpfte Cédric. "Vermutlich sollte ich mit einer Armee zurückkehren und meinen Bruder verhaften lassen."
"Eine Armee haben wir nicht - aber unser Haus ist sehr gut bewacht. Und ich weiß, wie wir dich durch die Hintergassen rein kriegen, ohne dass dich jemand sieht. Die Assassinen wissen hoffentlich nicht, wer ich bin und wo sie dich suchen müssen. Dann können wir in Ruhe überlegen, was wir ... Ihr ... du tust."
"Danke." Cédric war stehen geblieben und sah ihn ernst an. Die Tropfen, die über seine Wangen rannen, ließen es aussehen, als ob er weinen würde. Vielleicht stimmte es gar - seine Stimme hatte nun einen kläglichen Klang angenommen und Émilien begriff, wie verzweifelt der junge Prinz war. Cédric schien nicht mehr fähig zu sein, das zu verbergen. Er zitterte jetzt und bemühte sich nicht mehr um ein falsches Lächeln. "Es ist alles so schnell passiert und ... du bist der erste, der mir hilft. Alle anderen haben sich nur als Verräter herausgestellt."
Émilien machte einen Schritt auf Cédric zu. Sein Impuls, den anderen zu trösten, ließ ihn einen Moment vergessen, dass er es mit einem zukünftigen König zu tun hatte. "Es wird alles gut. Wir bringen dich erst einmal in Sicherheit, und dann wird sich schon ein Weg finden."
Er streckte die Hand aus, um Cédric über den weichen Sand des Ufers zu helfen, und verspürte unwillkürlich ein weiteres Kribbeln, als ihre Finger sich trafen.
Er zog den Prinz zum Schilf und ließ ihn hastig los. Verdammt - er musste einen klaren Kopf behalten. Sie befanden sich in einer ernsten Lage, sie wurden von Assassinen gejagt. Er musste sich diese Gedanken aus dem Kopf schlagen. Cédric sah wirklich gut aus und half der Situation damit kein bisschen. Aber er war ein Prinz. Émilien war nur ein Händler.
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Sie liefen durch die weißen Felder, die Coryvera umgaben. Zwischen den Lagerhäusern, die bereits zum Besitz seiner Familie gehörten, konnten sie die hohe Mauer erreichen, die das Anwesen der Merloriat umgab. Auf den großen Toren der Lagerhäuser waren Reliefs der fliegenden Amseln zu sehen, und ebensolche Vögel verzierten den schmiedeeisernen Zaun auf der Spitze der Mauer.
"Du hast nicht übertrieben, als du sagtest, dass es hier sicher ist", stellte Cédric fest. "Wie kommen wir da rüber?"
"Gar nicht." Émilien lächelte. "Es gibt einen Fluchttunnel. Komm." Er wandte sich in eine Seitengasse, an deren Ende ein größerer Stein des Pflasters mit eine kaum sichtbaren Amselzeichnung markiert war. Eine scheinbar zufällige Kerbe war das Schlüsselloch.
Émilien zog den Siegelring ab und schob ihn in das Loch, worauf der Stein zur Seite glitt und einen engen, dunklen Gang freilegte. "Vielleicht nicht so luxuriös wie ein Gang im Palast ...", setzte er an, da war Cédric bereits hinabgesprungen.
"Ich bin momentan nicht wählerisch, mein Freund."
Freund. Cédric ahnte nicht einmal, wie sehr dieses Wort Émiliens Herz zum Klopfen brachte. Etwas langsamer folgte er dem Prinzen in die Tiefe und zog die Platte wieder über sich. Nacheinander huschten sie durch den Gang, in dem sie beide die Köpfe einziehen und teilweise seitlich gehen mussten. Die Wände aus weicher Erde waren kühl auf der nassen Kleidung.
"Ich habe eine Wand gefunden", stellte Cédric nach einigen Schritten fest.
"Da muss ein weiteres Schlüsselloch sein." Émilien reichte dem Prinzen seinen Siegelring und wartete angespannt. Der Duft des Prinzen stieg ihm in die Nase, während dieser suchte. Sie standen dicht zusammen, sodass er ihn beinahe berühren könnte. In der Enge des Ganges fiel ihm das Atmen schwer, dabei neigte er nicht zu Klaustrophobie.
"Ähm. Ich finde nichts", murmelte Cédric nach einer Weile.
"Es ist relativ niedrig." Émilien versuchte, nicht zu zappeln. Wie war er nur in dieser Situation gelandet?
Cédric tastete weiter und seufzte schließlich. "Bist du sicher?" Émilien spürte, wie ihm der Siegelring wieder in die Hand gedrückt wurde. "Wenn das hier eine Falle ist ..."
"Es ist keine Falle", brummte er und beugte sich vor. Der Gang war zu eng, um aneinander vorbei zu gehen, und so musste er den Prinzen halb umarmen. Er spürte, dass seine Ohren brannten. Sicherlich waren sie rot bis in die Spitzen. Zum Glück fand er die Kerbe rasch, setzte den Ring ein und stieß die Tür auf, die diesmal aufrecht aus der Seite eines Steinhügels herausführte.
Aus dem Augenwinkel sah er, dass Cédric ihn von der Seite her ansah, und richtete sich hastig auf. "Bitte sehr. Keine Falle."
"Tut mir leid, ich wollte dir nicht vorwerfen ... Ach, ich weiß auch nicht, was los ist. Es war ein langer Tag." Cédric trat blinzelnd in das Sonnenlicht und Émilien atmete die frische Luft erleichtert ein. Amseln sangen in dem Parkgelände, das das Anwesen umgab. Sie standen in einem künstlichen Flussbett mit steinigem Ufer. Die Tür erschien von außen selbst wie ein Haufen Steine, nur dass diese zusammengeklebt waren. Nahtlos fügten sie sich in den Rest des Ufers, als Émilien die Tür schloss.
Dann drehte er sich zu Cédric. Dieser sah sich staunend zwischen den alten Kirschbäumen um und bemerkte nicht, wie Émilien rasch über seine Ohren strich, um die Röte zu vertreiben. Langsam drehte der Prinz sich im Kreis und sah über die urwüchsigen Wiesen, denen erlaubt worden war, zu verwildern, damit die wilden Amseln hier Unterschlupf fanden. Rosa Blüten der Kirschbäume trieben im Wind. Fasziniert beobachtete Émilien, wie eine Last von Cédrics Schultern fiel, als er sich umsah, langsam, als wollte es jedes Detail der Amselgärten in sich aufnehmen.
Schließlich drehte er sich weiter zu Émilien und die Blicke der beiden Jungen trafen sich.
"Ich denke, ich weiß jetzt, was ich tun werde", sagte Cédric langsam. "Ich darf nicht wegrennen, ich muss mich meinem Bruder stellen. Wenn deine Familie mir hilft, dann schwöre ich bei ... nun, viel ist mir nicht geblieben, außer meiner Ehre - ich schwöre bei meiner Ehre, dass ich euch für alles entlohnen werde. Ich verstehe jedoch, wenn ihr dieses Risiko nicht eingehen könnt. Egal, wie ihr euch entscheidet, ich werde immer in deiner Schuld stehen." Er stutzte. "Und ich kenne nicht einmal deinen Namen."
"Émilien", flüsterte er.
"Émilien. Egal, wie deine Familie sich entscheidet, ich werde für immer in deiner Schuld stehen", sagte der Prinz feierlich.
"Ich werde dir helfen", platzte Émilien heraus. Er spürte die Röte schon wieder in seinen Wangen prickeln.
"Es ist gefährlich", widersprach Cédric.
"Das ist mir egal. Was willst du denn tun, alleine gegen die Assassinen vorgehen?" Entschlossen schüttelte Émilien den Kopf. "Und ich kann nicht einfach wegsehen und das ignorieren. Wir holen dir deinen Thron zurück. Und retten den König und die Königin."
Ein zaghaftes Lächeln trat auf Cédrics Lippen. "Dann lass uns das Königreich retten." Er streckte die Hand aus.
Émilien trat vor. Er zögerte nur einen Moment, ehe er die Hand des jungen Prinzen ergriff. Der feste Druck besiegelte ihr Bündnis fester als es jeder Treueschwur und jeder Zauber je könnte. Ein Versprechen, das nicht ausgesprochen werden musste: Der Prinz unter der Schwinge des Caladrius' und die junge Amsel würden die Intrige gemeinsam bekämpfen.