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Nach dem Prompt „De Wintons Goldmull“ der Gruppe „Crikey!“
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Seine Begleiter stießen sich gegenseitig an, tuschelten und lachten. Kayden entgingen die Blicke der Einwohner nicht, die den Spott der Forschungsgruppe durchaus wahrnahmen. Missmutig erinnerten sie seine Begleiter wieder und wieder daran, dass sie leise sein müssten.
Damit das Gold sich an die Oberfläche wagte. Kayden konnte die Belustigung seiner Begleiter zwar nachvollziehen, doch er hatte sich nie mehr geschämt, aus Kivehara zu sein. Schlimm genug, dass die Priester den thyrmalischen Glauben in Casta zu verbreiten versuchten - einen Glauben, der laut Kaydens Forschungen sogar hier begonnen hatte, jedoch stets dem castianischen M'bube-Glauben weichen müsste - nun machten sie sich auch noch über die Vorstellungen und Rituale der Leute hier lustig.
Als die kiveharischen Schutzherren ihre neuen Schützlinge nach wertvollen Metallen im nördlichen Nishama gefragt hatten, hatten die Castianer erklärt, dass man am Strand manchmal Gold finden könnte. Damit war das Interesse der Kiveharier natürlich geweckt, auch wenn sie bald Zweifel verspürt hatten. Denn die Castianer erzählten, das Gold würde in der Abenddämmerung herauskommen und man müsste sehr leise sein. Es war klar, dass sie keine Ahnung hatten, was Kaydens Leute wirklich wollten. Irgendwo war die Übersetzung schiefgelaufen.
Nun gaben auch die letzten Forscher nach und nach auf. Einer nach dem anderen stand auf und kehrte zum Lager zurück. Die Castianer wirkten erleichtert, dass man sie in Ruhe ließ. Als Kayden als letzter aus Kivehara noch sitzen blieb, fühlte er sich schuldig. Er wollte die Castianer nicht stören, nicht in ihre Zeremonie oder was es war eindringen - aber er war auch neugierig, was sich hinter dem 'Scheuen Gold' verbarg.
Die Sonne war inzwischen untergegangen. Die Wellen rollten sanft an den Strand, auf dessen Dünen sie zwischen hohem, dünnem Gras saßen. Kayden spürte die Seitenblicke der Castianer auf sich ruhen und widerstand dem Drang, unruhig hin und her zu rutschen. Er hielt so still wie möglich, so, wie man sie angewiesen hatte, und versuchte auch, besonders flach zu atmen.
Schließlich erhob sich eine der Frauen und trat direkt auf ihn zu. Kayden richtete sich auf. Er hätte gehen sollen, das wäre besser gewesen. Er gehörte nicht zu diesen Leuten. Nun würden sie ihn fortschicken, und recht hätten sie. Am besten würden sie alle Kiveharier aus Casta fortschicken!
Stattdessen kniete sich die Frau ihm gegenüber hin. Sie sah ihm fest in die Augen und ... atmete. Bei jedem Atemzug hob sie die Hand über Brusthöhe und senkte sie dann wieder. Kayden begriff, dass sie ihm einen ruhigeren Atem vorgab. Gehorsam folgte er den Anweisungen. Tiefe, lange Atemzüge ... er merkte, wie er ruhiger wurde. Die Castianierin lächelte, legte den Finger auf die Lippen und deutete mit der anderen Hand zur Seite.
Kayden drehte vorsichtig den Kopf.
Ein kleines Wesen war neben ihm aufgetaucht. Es schüttelte etwas Sand aus dem goldenen Pelz und hob eine knopfartige, rosa Nase zum Wittern. Abgesehen von der Nase und den kleinen Pfötchen sah das Tier aus wie ein Bällchen aus goldenem Fell. Es war eindeutig, woher die Verwechslung stammte: Die Kiveharier hatten vornehmlich die Farben gezeigt und die Castianer nach etwas Wertvollem in dieser Farbe gefragt. Und das kleine Tier war definitiv golden.
Nach einer Weile tauchten zwei weitere Tiere am Strand auf. Kayden hatte gelernt, wie er sich für die Wesen unsichtbar machte, indem er ruhig atmete. Gemeinsam mit den Castianern verharrte er, während die kleinen Wesen über den Sand wuselten, auf der Suche nach Futter.
Andächtig beobachtete Kayden jede Bewegung der Tiere. Seine Begleiter hätten dieses Wunder sicherlich nicht zu schätzen gewusst. So war er, Kayden de Winston, der Entdecker dieser Tierart.
Ja, er würde sie erforschen. Wenn sich Nishama nicht als die Goldgrube erwies, die die Kiveharier erwarteten, hätte er hier ein anderes Gold gefunden. Diese Forschung würde ihn absichern, egal, was noch passierte.