Tom traute sich nicht, sich noch mal nach seiner Kaiserin und früheren Eigentümerin umzudrehen, als er unter den Armen gepackt von zwei Dienern aus dem Heiltempel geschleppt wird. Als Vogelfreier war sein Leben sowieso verwirkt.
Kein weiblich geführter Haushalt im Kaiserinnenreich durfte ihm jetzt noch Obhut bieten. Er war bar aller Rechte und selbst wenn man ihn schlagen, berauben ja sogar töten würden, bliebe das ohne Konsequenzen.
Unter Tritten und Schlägen der Diener und der Wächerinnen wird er die Stufen des Tempels heruntergetrieben. Ein abschließender Tritt in die Kniekehlen lässt ihn stolpern und die letzten Stufen hinunterfallen. Eine harte Hand im Nacken zieht ihn aus dem Dreck auf die Knie.
"Bereitet das Brandeisen!", hallt schneidend der Ruf einer Wächterin über den großen Hof. Das große, immer brennende Feuer in der Mitte des Platzes wird geschürt und ein Eisen darin zur Rotglut gebracht.
Währenddessen nimmt eine der Wächterinnen die neunschwänzige Peitsche, die für solche Zeremonien auf einem gut sichtbaren Podest bereitliegt und positioniert sich hinter dem früheren Leibdiener der Kaiserin.
Wächterin
Im Namen der höchsten Kore, der Tochter der Himmlischen, der Gebieterin alles Würdigen, der huldvollen Kaiserin, wirst Du, dritter Sohn der Gräfin von Greifenfels und Leibdiener, aller Deiner Pflichten und damit auch all Deiner Sklavenrechte, entledigt.
Er hört das Zischen der Neunschwänzigen und ein unsäglicher Schmerz durchfährt seinen Oberkörper. Er krümmt sich, doch der Wächter greift in seine Haare und richtet ihn wieder auf.
Du bist nun vogelfrei und in unserer Gemeinschaft nicht mehr erwünscht!
Wieder und wieder knallt die Neunschwänzige auf seine bereits von den Striemen des Gottesdienstes geschundene Haut und der Leibdiener verliert fast das Bewusstsein. Sein Blut läuft in kleinen Rinnsalen den Rücken hinab und sucht sich tropfend einen Weg in den Sand, in dem sein Lebenssaft dunkelrot versickert.
Solltest Du je wieder solch eine Schandtat begehen wirst Du dafür mit unerträglichem Schmerz und Deinem Leben bezahlen!
Die Peitsche reißt ihm die Haut vom Rücken. Mit letzter Kraft blickt er sich um, in der Hoffnung, seine frühere Gebieterin noch ein mal zu sehen. Doch sein Blick ist zu verschleiert vom inneren und äußeren Schmerz. Gnädigerweise verliert er die Besinnung, so dass er nicht mehr spürt, wie ihm ein großes X in die rechte Wange gebrannt wird, welches ihn als Verstoßenen kennzeichnet.