Im kalten, wassergefüllten Loch strampelt der Gefangene.
Davor steht die Hohepriesterin mit einem langen Stab in der Hand. Sie lächelt.
Das Lächeln sieht aus als würde sie sich darauf freuen ihn wieder zurück zu stoßen, sollte er tatsächlich versuchen aus dem Loch zu kriechen.
Sei Blick ist unsicher, flackernd.
Wie lange strampelt er jetzt schon um sein Leben? Eine, zwei, drei Stunden oder schon den ganzen Tag? Er ist müde. Seine Beine und Füße beginnen zu krampfen.
Was bleibt ihm anderes übrig als es darauf ankommen zu lassen? Er hat keine andere Chance. Er streckt haltsuchend seine Hände aus. Hievt sich auf den Rand des Lochs. Zieht das Bein nach oben. Der Sog des kalten Wassers lässt nach. Hoffnung keimt auf. Da trifft sein Blick den der Hohepriesterin und ihm wird kalt, eiskalt.
So kalt war ihm in der Zeit im Loch nicht gewesen. Sie lächelt. Stößt ihn mit dem Stab zurück ins Wasser.
Er braucht einen Moment bis er genug Energie gesammelt hat, um es nochmal zu versuchen.
Diesmal zieht er das Bein nicht hoch, hievt nur seinen Oberkörper nach draußen und beginnt Stück für Stück auf die Frau zuzukriechen die sein Leben in den Händen hält.
Zecyrea
Sieh an. Du bist schlauer als ich dachte.
Sein Blick bleibt gesenkt, schwer atmend, frierend, zitternd liegt er vor ihr auf dem Boden.
Ist dir kalt?
Der Unterton in Ihrer Stimme jagt ihm eine Gänsehaut über den Rücken.
NikSput
Ja Excellentin, sehr kalt.
,antwortet er bibbernd.
Zecyrea
Nun, wir wollen doch nicht, dass Du Dir deswegen den Tod holst. Hier. Das kannst Du anziehen.
Sie wirft ihm das Kleid der Kaiserin hin, dass er unerlaubt berührt hat.
Seine Augen weiten sich. Ist das eine Falle? Besiegelt er sein Schicksal endgültig wenn er tatsächlich dieses Kleid anzieht?
Seine Zähne klappern. Er ist erschöpft, müde, friert. Sein Blick sucht Ihren Blick. Er sieht nur unnachgiebige Härte und ein dunkles Funkeln, ihr Blick ist unergründlich.
Langsam greift er nach dem Kleid. Auch wenn ihm niemand glaubt, er berührt es gerade zum ersten Mal. Der edle schwarze Samt, die goldenen und silbernen Fäden mit denen er durchwirkt ist. Dieses Kleid hatte die Kaiserin beim letzten Göttinnendienst getragen. Er schaudert.
Wachen - sperrt ihn in eine Zelle. Ich habe nun Wichtigeres zu tun. Die Dunkelheit wird ihm gut tun.
Die Hohepriesterin wendet sich ab und verlässt das Verlies. Sie macht sich auf den Weg in ihre Gemächer.
Bei nächster Gelegenheit will sie der Regentin ihre Planung für die Tributreise vorstellen.
Noch ist es ungewiss ob die Regentin die Reise begleiten wird oder ob sie im Palast verbleibt, da zu viele wichtige Angelegenheiten ihre Zeit und Aufmerksamkeit fordern.
Bei dem Gedanken an die anstehenden Scharaden um die Herrscher der unterworfenen Gebiete dem Schein halber ihr Gesicht wahren zu lassen seufzt sie angestrengt.
In ihren Gemächern angekommen schickt sie einen Boten mit der Bitte um eine Audienz zur Kaiserin.
Seit dem Göttinnendienst haben sie keine Zeit mehr gehabt in Ruhe miteinander zu sprechen und sich vielleicht auch ein wenig zu Vergnügen.
Viel ist seitdem passiert. Es ist höchste Zeit für ein Treffen.
Die Heerführerin setzt sich an ihr Schreibpult, schnippt einmal mit den Fingern.
Daraufhin begibt sich ihr Kammerdiener unter den Tisch. Es hilft ihr sich zu konzentrieren wenn sie etwas hat an dem sie sich abreagieren kann, während sie sich mit lästigem Papierkram befassen muss.