Nachdem Josef mit seinem Vater gemütlich zu Mittag gegessen hatte, sagte er ihm, dass es nun wieder jemanden gäbe in seinem Leben. Dass er die letzten zwei, drei Tage mit einer sehr hübschen, intelligenten Frau verbracht habe, mit der er sich eine ernsthafte Beziehung vorstellen könnte. Er hatte vor, sie ihm demnächst vorzustellen, wenn alles nach seinem Plan laufen würde. Sein Vater freute sich für ihn. Sepp verabschiedete sich von seinem Vater, zog sich um und fuhr zu Sonja, um sie abzuholen.
Sie erwartete ihn bereits und machte eine gute Figur in ihren engen Kniebundlederhosen und den Bergschuhen. Ein kleiner Rucksack rundete das Bild einer adretten Bergwanderin ab. Sepp war gutgelaunt und freute sich über den bevorstehenden Ausflug. Sie würden um den Mondsee herum nach Kreuzstein fahren, von wo ein Weg über die Eisenaualpe zur Himmelspforte auf den Schafberg führt. Sportlich, wie sie beide waren, war das keine große Herausforderung für sie. Der ungeübte Tourist kommt hier allerdings unter Umständen an seine Grenzen, insbesondere, wenn er ohne adäquate Ausrüstung drauflos marschiert und spätestens, wenn er am seilgesicherten Steig Himmelspforte ankommt. Der Schafberg mag für Alpinisten keine anspruchsvolle Bergwanderung sein. Das heißt aber nicht, dass seine Begehung für den Ungeübten anspruchslos wäre...
"Weißt du, Sonja," eröffnete Sepp seiner Angebeteten als er das Auto am Parkplatz absperrte, "Ich hab dich schon lieb! Sehr sogar! Ich tu´ mich nur einfach schwer damit, sowas auszusprechen... Du darfst mich nicht enttäuschen, weißt du? Das hatt ich nämlich schon mal und deshalb bin ich auch etwas mißtraurisch, wie du sicher schon bemerkt hast... Aber wenn ich dich nicht verlieren will und das will ich auf keinen Fall, dann muss ich dir eben glauben, dass du nun mal Sonja Tremer bist, nicht über deine Arbeit sprechen darfst und keinen Decknamen verwendest! Dann werd ich dir eben vertrauen müssen, oder? Aber bitte, Kleines, bitte bleib bei der Wahrheit! Für mich würde eine Welt zusammen brechen, wenn du mich belügst..."
Sonja kam um das Auto herum, legte ihre Arme um seinen Hals und ihren Kopf an seine Brust. War das eine Träne, die er da an seinem Hals spürte?
"Na, na, na!" meinte er, "Das ist doch nicht zum Weinen Süße!"
Daraufhin fasste sie ihn am Nacken und küsste ihn ungestüm, ja beinahe wild, um ihr Gesicht sofort wieder an seiner Schulter zu verbergen.
"Das verstehst du nicht Sepp! murmelte sie, "Versuch es erst gar nicht! Aber ich hab dich auch lieb! Und wie! Viel mehr als ich sollte!"
Und sie hielt ihn fest, so als wär es das letzte Mal, dass sie in seinen Armen läge...