Im Auto hatte ich nochmal kurz durchatmen müssen. Alan hatte ja auch gerade erst erfahren wer ich war. In den nächsten Wochen war noch so viel zeit, da konnte er mich gerne anschreiben um einiges zu erfahren, falls er denn wollen würde. Was hieß, falls er mich denn überhaupt kennen lernen wollte.
Ich sah noch kurz aufs Handy und legte es dann beiseite. Ich hatte ihm nicht gesagt, das ich wahrscheinlich von meinem eigenen Agenten, der für meine Sicherheit zuständig war, verraten worden war. Ich wollte ihm keine Sorgen machen. Es waren meine Probleme und die konnte er nicht lösen, zumindest nicht auf die schnelle.
Vor allem war ich aber momentan sicher genug, das er hier her nicht kommen würde. Er würde nur vor dem Polizei-Revier landen, so viel stand fest. Aber er wäre in Duskwood. Ich musste zusehen, das ich nicht all zu lange an einem Fleck blieb. Darum kümmerte ich mich aber wohl morgen, oder heute Abend, oder nach dem Mittagessen.
Das Auto brachte mich zurück zum Motel, denn davor, das hatte ich mitbekommen, gab es ein Chinesisches Restaurant. Lilly hatte einfach über die Straße gemusst. Wobei ich da schon hatte denken müssen, das Jake hier Zuflucht gesucht hatte. Immerhin wollte er mich einladen, zum Essen, ich erinnerte mich daran. Wieder verzog ich das Gesicht, als ich ausstieg.
Beim betreten des Lokals, sah ich mich um. Es war herrlich, kaum besucht, aber immerhin ein paar Leute waren Anwesend. Aber nicht so viele, das man Lilly hätte übersehen können. Auf meinem Weg zu ihr, wurde ich gegrüßt und setzte mich, ihr dann gegenüber. "Das war vielleicht etwas....", stieß ich aus und ließ die Luft raus.
Die Anstrengung von den letzten beiden Stunden waren einfach übel gewesen. Alan Bloomgate hatte jetzt erfahren, das er noch einmal Vater geworden war. Und das seine Tochter auf der Flucht war. Weil es immer noch zu keinem Prozess gekommen war. Der jedoch, so hoffte ich, bald stattfinden würde. "Wie ist es gelaufen?", fragte mich Lilly und schob mir die Karte zu.
Hinter eben jenen, versteckte ich gerade meine Nase. "Es war anstrengend, weil ich auch einiges auslassen musste, zumindest was IHN angeht, wenn du verstehst. Aber es war nicht der einzige Grund um mit dem Polizeichef zu reden.", gab ich zu und fand recht schnell gebackene Ente.
Lilly musterte die Karte, in der ich mich versteckte. Ich hatte es auch keinem meiner Freunde erzählt, auch Jake nicht, obwohl ich es ihm gegenüber, einmal so nebenbei erwähnt habe, durch die Blume gesagt.
"Du meinst, nicht nur wegen meiner Schwester?", fragte die Blonde vor mir nach und ich konnte nur nicken.
Ich schloss die Karte, weil ich wusste was ich nehmen würde. Als der Kellner kam, gab ich ihm meine Bestellung und auch die Karte zurück. Lilly bestellte sich einfache Frühlingsrollen. Ich wusste nicht, in wie weit ich ihr erzählen konnte wer ich war, vor allem, weil dann auch die anderen es wissen mussten. Aber Lilly hatte es verdient zu wissen wer ich war, immerhin war ich einfach aufgetaucht. Und irgendwie war ich ihr das auch schuldig.
Hastig sah ich mich in dem Laden um, ob jemand in der Nähe unseres Platzes war, was Lilly komisch vorkam. Ich hob die Hände. "Ich hab einen verdammten Grund dazu, vorsichtig zu sein. Vor zwei Monaten, als du das Video über Jake und mich veröffentlicht hast, hätte ich viele, viele Probleme bekommen können. Gut, zu einem konnte ich deine Reaktion auch verstehen, nachvollziehen, ich hätte wahrscheinlich genauso reagiert.", begann ich und nickte ihr zu.
Lilly musste nicht lange nachdenken, welches Video ich meinte und drehte den Kopf zur Seite. "Eigentlich ist es immer noch so, das ich nicht weiß, wer du bist, Claire.", kam es langsam, aber leise von ihr, aber ich hatte sie verstanden.
Es war ja nicht so, das ich ihr keinen reinen Wein einschenken könnte. Ich musste nur abwägen, wie gefährlich es für sie werden würde. Nicht das wir in einigen Wochen, dann nach ihr suchen müssten. "Es ist so Lilly... es gibt einen Grund, warum ich nicht immer ehrlich war. Mir hat die ganze Sache auch zugesetzt, nicht nur dir. Aber ich kann dir sagen, das ich Hannah vom Sehen her kenne. Sie ist eine Freundin einer Freundin von mir. Falls dir das hilft. Ich hätte nie einen Grund gehabt sie zu entführen, auch wenn es mich geschockt hat, das es Richy war."; ich verzog das Gesicht.
Es war zumindest eine kleine Überleitung. Damit sie verstand, das ich nie etwas böses gewollt habe. "In dem Monat, in dem wir geforscht haben, musste ich doppelt so achtsam sein, auch das hat seinen Grund. Alan Bloomgate weiß nun auch, warum ich mich erst so spät bei ihm gemeldet habe. Zu einem weil Jake nicht wollte, das ich mit ihm rede, zum anderen war es ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr möglich ihn aus zu schließen. Deswegen bin ich auch hier her gekommen. Um ihm reinen Wein ein zu schenken. All das hat aber auch seine Gründe. Normal begebe ich mich ungerne in Gefahr, vor allem weil die Gefahr für mein Umfeld besteht.", setzte ich wieder an, um ihr die Situation greifbar zu machen.
Sie beobachtete mein Gesicht, das etwas von Traurigkeit widerspiegelte. Sie schien nicht zu begreifen, aber sie suchte nach der Antwort. "Lilly, ich weiß wie Jake sich fühlt, ich weiß wie es ist auf der Flucht zu sein. Du erinnerst dich an #IamJake?", fragte ich dann unverblümt.
"Ja, daran erinnere ich mich. Das war der Zeitpunkt, in dem wir erfahren haben wer er ist, oder was er für mich und Hannah ist.", meinte sie.
"Etwas leiser, bitte", hielt ich sie an, weil es musste hier niemand mitbekommen.
Ich schluckte leicht: "Aber warum weißt du, wie es ist auf der Flucht zu sein? Ich verstehe nicht?", kam es weiterhin von ihr.
Das war der Zeitpunkt in dem ich ihr reinen wein einschenken musste, also wiederholte ich genau das, was ich auch Alan verraten hatte. "verstehst du jetzt. Ich bin nicht die, die ich zu sein gebe. Und da wäre noch etwas. Die anderen.... sie solltest es nicht wissen. Jessy wird sich sonst nur Sorgen machen. Und ich will nicht, falls ich von der Bildfläche verschwinden muss, das sie krank deswegen wird. Da wäre noch etwas.... etwas privates.", gab ich zu und musterte mein gegenüber. Inzwischen war das Essen auch gekommen, was wir nebenbei verspeisten.
Lilly hatte kurz bei der langen Erklärung inne gehalten mit ihrem essen und musterte mich. "Natürlich sag ich es ihnen nicht, wenn du das so willst. Noch etwas?", warf sie ein und versuchte zu ergründen, was ich meinen würde.
"Ja, noch etwas. Wenn ich je wieder frei sein sollte, dann komme ich zurück und stelle mich euch richtig vor. Nur eines, ich werde hier her zurück kehren.", sagte ich, denn das musste genügen.
Ich hoffte, das es genügte. "das Private, werde ich dir irgendwann schreiben, okay.", nickte ihr zu und verspeiste den letzten Rest.
Zumindest war ich nun satt. Gesättigt und voll, mein bauch fühlte sich kugelrund an. Wir bezahlten unser Essen und ich begleitete sie zum Motel zurück, als mein Handy piepste. Ich verabschiedete mich in der Rezeption und verschwand nach oben, und kramte dabei mein Smartphone heraus und öffnete die Nachricht.
Alan: ich hoffe ich störe nicht...
Claire: Nein, nicht wirklich, was gibt es denn?
Ich dachte ich antwortete sofort und ging die anderen Chats durch. Als noch eine Nachricht ein flatterte.
Phil: Hab gehört, das du in Duskwood bist. Kommst du nachher auch in die Aurora?
Claire: Ja, ich bin anwesend, zu beiden. Lass dich überraschen ;)
Phil: Dachte ehrlich daran das du morgen nochmal vorbei kommst, alleine.
Claire: Ich sagte ja, ich überlege es mir. Versprechen will ich allerdings nichts.
Phil: Dann erst mal bis heute Abend ;)
Damit war das auch erledigt. Er flirtete also wieder mit mir. Ich wusste immer noch nicht, wie Phil war, immerhin behandelte er seine kleine Schwester nicht gerade gut, und das machte mir Sorgen. War ich voreingenommen, immerhin war Jessy meine Freundin. Ich wechselte also den Chat wo ich schon eine antwort bekommen hatte.
Alan: Ich weiß nicht, wollen wir uns die Woche in meiner Pause treffen und reden. Ich meine...
Claire: Sie sind nervös, weil sie eben erst erfahren haben, dass Sie noch einmal Vater geworden sind, ohne es zu wissen und das sie eine Tochter haben, bei der sie alles verpasst haben :). Das ist nur verständlich. Alles gut, morgen im Cafe? Zeit überlasse ich Ihnen.
Alan: So kann man es ausdrücken. Gegen 13.30 im Cafe Regenbogen?
Claire: Ist notiert.
Er schien noch weitere Fragen zu haben, und das war vollkommen in Ordnung. Ich sah noch eine Weile auf das Display, als eine Nachricht hereinkam, die mir die Nackenhaare aufstellen ließ.
Jake: Claire!
Sofort öffnete ich diese und fing an zu tippen. Sollte ich ihm gleich alles schreiben.
Claire: Jake!!!!
Claire: Ich dachte schon du wärst in der Miene umgekommen. Verrate mir mal wer die Leiche darin ist. Du hast also die letzten Nachrichten bestimmt gelesen, ja ich bin in Duskwood. Das hat seine gründe... Frag jetzt bitte nicht, es gibt noch so viel zu klären. Und das tue ich auf meine Weise. Ich weiß mein versprechen.
Jake: Schon gut. Ich bin jetzt erst an einem sicheren Ort angekommen und musste mir neues Equipment zulegen. Hat etwas gedauert.
Claire: Du liest immer noch mit?
Jake: Kann man es mir verübeln.
Oh, daran erkannte ich, dass er wohl wieder eifersüchtig war. Was mich zum kichern brachte.
Claire: Wegen Phil bist du jetzt wieder online gekommen, oder was?
Jake: Er, ist kein guter Umgang.
Claire: Ich bin erwachsen, ich kann auf mich aufpassen :)
Es blieb eine kleine Weile still, aber das kannte ich schon, das kam vor, wenn er überfordert war.
Claire: Keine Sorge You're the only one! ;) Ich habe kein Interesse an Phil.
Jake: Na gut, aber schreib mir, wenn was sein sollte. Da wäre noch etwas....
Claire: Und das wäre?
Jake: Kannst du Morgen nach Cloville kommen, Adresse schick ich dir zu.
Claire: Kann ich, aber was ist dort?
Jake: Wirst du dann sehen. Schreib mir dann einfach.
Claire: Gut, ich vertraue dir.
Damit war das auch erst einmal erledigt, das hieß, ich hatte zwei Dates an einem Tag. Was wohl heißen würde, das der heutige Abend, für mich nicht all zu lange gehen würde. Wobei man das am Mittag nicht unbedingt Date nennen konnte, immerhin war Alan mein Vater. Was ich Jake auch irgendwie erklären musste. Und irgendwann den anderen, falls ich sie wieder treffen würde, wenn all das vorbei war und mein leben in normale Bahnen gelenkt worden war.