Es war noch nicht ganz Abend, aber geschafft war ich dennoch. Ich würde Jake später fragen, ob Steven Recht hatte. Ich war zwar kein Computergenie, aber mit so einigen Dingen kenne ich mich aus. Aber was erklärte ich das Jake, das hatte er bereit versucht, so wie ich ihn kenne. Und die anderen, hatten sie es der Firma gesagt?
Wahrscheinlich nicht, für sie waren sie nurmehr jemand, den man hintergehen konnte. Wäre bloß nichts schief gelaufen. Aber ändern lassen tat es sich nicht mehr. Also stand ich vom Bett auf, denn wenn ich jetzt liegen blieb und einschlief, dann war ich spätestens um 4 Uhr in der früh wieder wach. Wahrscheinlicher war es auch, das ich eh früh wach wäre, egal wann ich ins Bett ging.
Ich hatte so meine Probleme mit fremden Betten und Umgebungen. Ich wünschte nur, das ich jemanden vertrautes hier habe. Jake zum Beispiel. Den Mund verzog ich etwas missmutig und legte das Handy auf das Tischen neben dem Bett, ehe ich den Raum verließ. Steven hatte ja gemeint, das die anderen mich auch erwarteten. Also wollte ich sie nicht enttäuschen.
Ich atmete durch und betrat wenig später den Raum, den der Kerl erwähnt hatte. Sofort waren mehrere Augen auf mich gerichtet, nachdem Köpfe nach oben geschossen waren. Steven blickte zu mir. „Darf ich vorstellen. Clair, das Team. Team das ist Claire, sie hat mit Jake zu tun.“, stellte er mich den anderen und andersherum vor.
Es war schon komisch so im Mittelpunkt zu stehen. Ich bekam kaum ein Wort heraus, also hob ich die Hand und sagte nur ein leises Hi. Jemand stand auf. Ein Mädchen bzw. Frau, noch sehr jung und kam zu mir. „Jake hat wirklich Geschmack. Willkommen in der Familie.“, wünschte sie mir und drückte mich.
Mit der ganzen Sache war ich etwas überfordert. Immerhin kannte ich die meisten Personen nicht wirklich und sah sie zum ersten mal. Ich kratzte mich am Hinterkopf. Ich war nicht so gestrickt, dass ich einfach Freunde fand. Das mit der Gruppe aus Duskwood war einfach irgendwann entstanden und auch mit Lilly irgendwann. Ich war nicht gerade diejenige die sich welche suchte. Ich war eine Typische Kämpferin die lieber alleine in den Krieg zog.
Um so verwunderter war ich damals, als die Sache mit Hannah begann. Auch wenn es sich toll anfühlte, dass ich nicht mehr alleine durch das Leben ging. Gut da gab es Tobi, damals als ich noch bei Mom gelebt habe, aber ich wusste auch das Tobi mehr oder weniger Gefühle für mich gehegt hatte. Hatte er mir sogar gesagt. Er war enttäuscht gewesen, dass ich das ablehnte. Tja, und dann kam Jake irgendwann. Ich war der typische Außenseiter, obwohl ich mich nicht so gut mit PCs auskenne, aber ich hatte mein möglichstes getan, um dem Kerl, den ich mochte, zu verstehen. „Auch von uns ein Hallo.“, sagte jemand männliches und schob sich die Brille zurecht, blickte aber dann wieder zu seinem Computer.
„Wie läuft es, ohne Jake.?“, fragte ich.
Das Mädchen das mich so überschwänglich begrüßt hatte seufzte auf. „Er war es, der sich um die Firewall gekümmert hat, während wir das System prüften und patchen. Seit der Sache wissen wir tatsächlich nicht, wie wir weiter machen sollen. Die Aufträge bleiben derzeit eher aus. Zumindest so lange, bis man den Täter geschnappt hat. In dem Fall: Jake“, seufzte. „Ich bin übrigens Bianca. Sag mal kennst du dich mit PCs aus?“, fragte sie dann.
Ich musste überlegen. Meine PC-Kenntnisse waren zwar nicht so übel, aber so gut wie Jake wurde ich dennoch nicht. Ein wenig kannte ich mich ja schon aus. Hatte ich Jake ja etwas zusehen dürfen, da wir uns einmal den Bildschirm geteilt hatten.
War es denn nicht einfach den wahren Übeltäter zu schnappen? Ich fragte mich ob sie das schon versucht hatten. Ich kannte da jemand, aus alter Schulzeit, der sich damit beschäftigt hatte, Sachen zu verfolgen, die man von irgendwo geholt hatte und weiter verschickte. Ich überlegte kurz. „Was habt ihr denn versucht?“, wollte ich dann wissen und sah in die Runde.
Alle hoben den Kopf und es kam ein Echo. “Alles mögliche.“, war die Antwort.
„Habt ihr kurz einen Platz für mich, ich kenne jemanden, der sich mit diesem zeug auch so ziemlich beschäftigt hat und das sehr oft und sehr lange, vielleicht weiß er noch eine Methode.“, meinte ich zu ihnen.
„Also wenn du willst, kannst du kurz meinen benutzen, ich wollte mir eh einen Tee holen. Wenn das in Ordnung ist Steven? Brauchst du eine Erklärung?“, fragte Bianca.
„Ich will eigentlich nur eine Mail schreiben.“, gab ich zu. „Der Rest liegt bei euch.“, meinte ich dann hinzufügend.
Auch wenn Tobi bestimmt das in den Flaschen Hals bekommen würde. Er war so etwas wie Jake, nur eben gerne für sich alleine. Er war niemand der sich einer Gruppe anschloss. Zumindest keine so große. Ihm reichen zwei weitere Mitglieder. Würde es nicht komisch aussehen, wenn ich ihn von jetzt auf gleich wieder anschreibe. Nicht das ich ihm Hoffnungen machen wollte. Ich wusste ja, das er sowas wie Gefühle für mich hegte.
Damals war ich doch ganz beliebt, oder zumindest soweit, das man mich in Ruhe ließ. Ich hatte während der Schulzeit kaum Probleme gehabt mit anderen. Tobi hingegen war immerzu angeeckt. Irgendwie hatte er mir damals leid getan und wir waren mehr oder weniger ins Gespräch gekommen. „nein, natürlich nicht. Ich bin froh, wenn es aufgeklärt wird. Also tu dir keinen Zwang an Claire.“, winkte Steven ab.
Bianca wies mich an ihren Platz kurz ein und dann suchte ich schon das E-Mail Programm und machte es auf. Ich hoffte nur, das sich die Mail bis heute nicht geändert hatte. Immerhin wollte ich Jake helfen. Und ich würde versuchen, das Tobi das nicht in den Falschen Hals bekam. Er hatte immer gedacht, dass ich mit solchen Jungs niemals was zu tun haben wollte. Jetzt sah die Sache aber definitiv anders aus. Jake war mir irgendwie in den letzten Wochen wichtig geworden. Und da wollte ich zumindest alles versucht haben.
An: [email protected]
Von: [email protected]
Betreff: Ich brauche deine Hilfe!
Mail:
Hallo Tobi,
ich weiß nicht ob du dich noch so nennst, aber erinnerst du dich an mich? Ich bin es Lisa. Ja, die mit der du in einer Klasse warst. Ich weiß es ist vielleicht ein ungünstiger Moment, da wir uns schon einige Jahre nicht mehr gesehen oder gesprochen haben. Tut mir Leid dafür.
Ich möchte dir jetzt zwar keinen Hoffnungen machen, dass aus uns etwas wird, aber ich benötige deine Hilfe. Ein Freund von mir steckt in ziemlichen Schwierigkeiten. Deswegen wende ich mich da an dich, da du doch da so ein Programm entwickelt hast. Zumindest erinnere ich mich dunkel an etwas. Kannst du mir helfen, meinen Freund zu helfen, ich meine, mir war nie etwas wichtiger als meine Leistungen, wegen einem guten Abschluss, und du weißt, das ich bis dato keinen freund hatte, der mir einfach an Herz gegangen ist.
Ehrlich ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, dich mit ins Boot zu holen, aber wenn es mir nicht so verdammt wichtig wäre, würde ich dich nicht anschreiben. Ich möchte ihn in Sicherheit wissen. Aber dazu müsste ich dir auch einiges verraten, was in den letzten sechs Jahren passiert ist und das kann ich irgendwie nicht verantworten. Hilft du mir dann trotzdem, auch wenn du die genauen Umstände nicht kennst? Ich würde mich vielleicht irgendwann erkenntlich zeigen und damit meine ich kein Date, ja.
Lisa
Und schon hatte ich auf Senden gedrückt, ich hoffte nur, das Tobi die Mail auch las und über einige Punkte hinweg sah. Zum Beispiel, das ich ihm nicht erklären konnte, wo zum teufel ich steckte. Oder was in den letzten Jahren passiert war. Ich wollte ihn nicht auch noch einer Gefahr aussetzen. Ich wollte nicht, das er auch noch auf der Flucht war.
Bianca kam gerade zurück, mit zwei Tassen in der Hand. Und stellte eine neben mich. „Dachte mir vielleicht, das du einen wärmenden Tee gebrauchen kannst. Ist meine Lieblingssorte. Waldbeeren. Kommst du zurecht?“, fragte sie und sah auf ihren Mailordner. „Wer ist Tobi?“, wollte sie dann etwas neugierig wissen.
Es war mir etwas peinlich, aber Tobi war für mich ein guter Freund, auch wenn ich ihn jetzt sechs Jahre nicht mehr gesprochen hatte. „Er ist ein damaliger Freund von mir. Und er macht ähnliches wie ihr.“; gab ich dann zu.
„Wenn das Jake sehen würde...“ Seufzte sie. „Weißt du er kann ziemlich eifersüchtig sein..“, grinste sie.
Als ob ich das nicht selbst wusste. Vor allem wenn es um eine gewisse Person in Duskwood ging, dann zeigte er mir das auch oft genug. Phil war ihm mehr oder weniger ein Dorn im Auge. Wobei mein Hackerboy nichts zu befürchten hatte. Ich war Jake nämlich verfallen. Und das obwohl ich nicht mal genau wusste, wie er aussah. „Bemerkt und notiert!“, sagte ich dann einfach.
Wir lachten kurz. „Ich glaube ich verstehe warum er dich mag. Du nimmst ihn so wie er ist, oder?“, wollte sie wissen.
„Nun anfangs war ich auch ihm misstrauisch,, vor allem weil er einfach auftauchte.... Keine Ahnung, aber nach einiger Zeit, ergaben sich ein paar Gespräche, obwohl er nicht viel dazu sagte. Na ja... und dann am Ende ….“, ich schluckte leicht.
„Was los?“, fragte sie sanft nach.
„Na ja, er hätte verbrennen können. Und seitdem hatte er sich auch nicht mehr gemeldet, da bin ich schon vom schlimmsten ausgegangen, vor allem als eine Freundin dort sagte, es wäre noch eine leiche aufgetaucht.“; seufzte ich und erklärte mich.
„Kann ich verstehen, aber er hat sich doch gemeldet, sonst wärst du nicht hier.“, zwinkerte sie.
Ich nickte daraufhin nur und starrte dann wieder auf den Bildschirm.
Tobi würde eine Zeit lang brauchen, bis er sich melden würde, also stand ich vom Platz auf. „Also wenn ihr nichts dagegen habt, ich werde mich hinlegen.“, sagte ich in die Runde.
Ein gerauntes Okay war zu Hören und Bianca umarmte mich. „Schlaf gut. Morgen sieht die Welt wieder anders aus. Wir machen wohl auch nicht mehr all zu lang.“, sagte sie und schob mich Richtung Tür.
In dem kleinen Raum, den ich wohl momentan mein eigen nennen konnte sah ich auf mein Handy. Es waren einige Nachrichten drauf. Lilly hatte mich also schon zur Gruppe hinzugefügt und alle hatten sie mehrmals gemeldet. Sollte ich zurück schreiben. Ich öffnete die Chats:
Claire: Leute, flippt nicht gleich aus, ja, ich denke Lilly hat euch soweit aufgeklärt, das ich ne neue Nummer habe. Ich kann nur so viel sagen, ich bin in Sicherheit. Irgendwann erzähle ich euch die ganze Geschichte, okay, aber erst wenn der Zeitpunkt da ist.
Dan: Ist es so ein großes geheimnis, kleines?
Claire: Dan, bitte, nicht jetzt, das kein guter Zeitpunkt!
Dan: na gut, melde dich, wenn du etwas brauchst, wir helfen dir.
Claire: Da du wohl gerade für alle sprichst: Danke, Leute ;)
Damit hätte sich das Thema auch gegessen, immerhin hatten sie jetzt zumindest meine neue Nummer und wir könnten zumindest etwas schreiben. Natürlich hatte ich beim Einrichten Ny-mos auch gleich drauf gespeichert. Sicher war sicher. Denn wen die Kerle die hinter Jake her waren, das bemerken würden, würden sie es garantiert nochmal versuchen.