Ich hatte noch etwas zeit, deswegen füllte ich mein Verbandszeug wieder auf, das ich im Auto bunkern konnte. Also war ich zur örtlichen Apotheke gefahren. Das Café war ja schließlich gegenüber, das wusste ich noch, weil Cleo die Tratschtante erwähnt hatte die Hannah damals Kalkweiß dort hinaus gehen hatte sehen. Aber fragt mich bitte nicht nach dem Namen der Frau, ich erinnerte mich nicht genau daran.
Deswegen hatte ich mir einen Parkplatz gesucht und ward dann den Rest bis zum Eingang gelaufen. Eine Notfallapotheke sollte man immer besitzen. Nur so Kleinigkeiten, falls etwas passieren sollte. Das hatte ich mir irgendwann mal angeeignet, vor allem als ich mein erstes gebrauchtes Auto zu Schrott gefahren hatte. War ein dummer Unfall, an dem ich eigentlich die Vorfahrt gehabt hatte. Gut, der gegenüber war nur herausgefahren, hatte mich aber erwischt und das nicht zu knapp, immerhin, war ich die Vorschriftsmäßige Geschwindigkeit gefahren.
Mein vorderes Teil war ziemlich zerbeult gewesen und auch die Werkstatt hatte da nichts mehr tun können. Nicht oft dachte ich an diese Zeit zurück. Zumal diese nicht mehr relevant waren. Also Konzentierte ich mich nun auf das hier und jetzt.
Im Geschäft war wenig los, aber ein paar Kunden waren noch vor mir an der Reihe. Bis sich eine weitere Apothekerin zeigte und die Schlange dadurch kürzer wurde. Zumindest wäre ich dann auch gleich die nächste, wenn die andere fertig wäre. Was daraufhin auch baldig geschah. Also ließ ich sie zum Ausgang und kam zu der anderen Kollegin. “Was darf es sein?”, wurde ich begrüßt und ich nickte nur, eher ich ihr mein Anliegen erklärte.
“Ich brauche zwei Mullbinden, Pflaster, ein nicht verschreibungspflichtiges Mittel gegen Erkältungen und Heftpflaster.”, das war eigentlich alles was ich brauchte.
Zumindest um das meiste davon wieder an Ort und stelle zu führen. Die Pflaster im Auto waren eh schon leer. Manches mal war ich wirklich ungeschickt, vor allem was scharfe Kanten angingen.
Die Dame sah mich an und nickte, als sich nach hinten verschwand, um das bestellte Zeug zu holen und mir vor die Nase zu legen. Während sie dies tat, sah ich mich etwas verstohlen um und schluckte. Es war vorerst das letzte mal, das ich so nah bei meinen Funden sein würde. Ich hoffte nur, dass ich ihnen jetzt nicht über den Weg lief.
Sondern mich ganz auf das Treffen mit Alan und Lilly konzentrieren konnte. Das war jetzt wichtiger, denn ich wollte meine Freunde in Sicherheit wissen. Ich musste Lilly bitten die anderen darauf einzuschwören, das sie vorsichtig sein sollten. Vor allem in den nächsten 16 Wochen. Wenn ihnen etwas auffallen sollte, denn in Duskwood blieb nicht immer alles geheim, weil jeder von jedem was wusste, aber dann sollten sie sich an Alan wenden, den einzigen dem ich die ganze Geschichte anvertraut hatte. Wobei Lilly bald dazu gehören würde. Ich hoffte nur, dass sie die anderen ruhig stellen konnte, damit diese die Füße still hielten.
Als die Apothekerin alles beisammen und eingescannt hatte, stand da der Betrag und ich zog aus meiner Tasche mein Portemonnaie heraus, um das Geld ihr zu übergeben, danach packte sie es noch in ein Tütchen und überreichte es mir, was ich dankend annahm und dann meines Weges zum Ausgang ging, um zum Auto zu kommen. Dort füllte ich das was ich erstanden hatte in die Notfallkoffer im Kofferraum auf, nur die Pflaster behielt ich für vorne, für das Handschuhfach.
Nur kurz sah ich zur Uhr und stellte fest, das ich noch mindestens eine Viertel Stunde für mich hatte. Das war bei weitem eine gute Zeit um ein unbehelligtes Plätzchen im Café zu finden, wo nicht einsehbar war, oder wo nicht jeder gleich alles mithören würde. Draußen kam schon mal nicht in Frage, zu viele Passanten die etwas hören könnten. Innen sah das schon etwas anders aus, als ich es betrat. “Guten Tag.”, wurde ich auch gleich begrüßt.
Mein Weg führte mich nach hinten in die kleine Diele und setzte mich hin, als man mir auch schon die Frage stellte, was ich denn gerne zu trinken wollen würde. Ich nahm einen Latte Macchiato. Das einzige Kaffeegetränk, das ich vor Kaffee bevorzugte. In dem Motel musste ich leider mit Kaffee vorlieb nehmen. Deswegen hatte ich auch immer einen Orangensaft mit dazu genommen.
Mein Handy hatte ich griffbereit, falls Lilly etwas dazwischen kommen würde, oder Alan sich melden würde. Vielleicht sollte ich den Anfang machen, also eröffnete ich eine neue Gruppe und fügte Lilly und dann Alan hinzu.
Claire: Ich sitze drinnen, ziemlich im Eck. Bin also schon da.
Lilly: Bin auch schon unterwegs.
Lilly: Du, Claire?
Alan: Bin auch gleich da.
Claire: In Ordnung.
Claire: Ja, Lilly?
Lilly: Meinst du, du kannst es auch den anderen irgendwie erklären?
Claire: Das erfährst du dann. Ich habe dir einiges zu erzählen. Alan weiß schon über das meiste Bescheid.
Lilly: Okay.
Damit war das meiste eigentlich bis jetzt geklärt als auch schon mein Latte kam und vor mir abgestellt wurde. Artig bedankte ich mich und nahm einen herzhaften Schluck davon. Es würde mich überwindung kosten, aber es musste sein. Jetzt wo ich, vor kurzem eigentlich beschlossen hatte, hier her zu kommen, um alle zu treffen. Vor allem weil ich wissen wollte wie es Hannah seitdem ging.
Immerhin musste das meiste ein Schock für sie gewesen sein. Zu erfahren, das ihr Freund, also jetzt nicht Thomas, aber Richy sie entführt hatte. Das er für Amys Tod verantwortlich war und all das was sonst so geschehen war. Ein Glück hatte Alan, Richy noch rechtzeitig erreicht. Hatte ihn vor dem Tod durchs Feuer retten können. Dennoch war ich mir nicht ganz sicher, was ich von der Sache halten sollte. So, wie sich Richy, die ganze Zeit über gegeben hatte, stimmte da wirklich etwas nicht. Deswegen war ich hier her gekommen.
Dennoch konnte ich mir jetzt nicht so wirklich darüber Gedanken machen, das konnte ich auch machen, wenn ich in Sicherheit war. Dabei wusste ich nicht einmal, was Jake geplant hatte, falls ich ihn wirklich traf. Es wäre auch das erste Mal, dass ich ihn in Persona sah, er mich aber auch und doch hatten sich Gefühle entwickelt. Seine letzten Worte, bevor ich wieder mit ihm Kontakt hatte, hatten all meine Hoffnungen Symbolisiert.
Ich musste wirklich nicht lange warten, da trat Lilly durch die Eingangstür, da ich diese durch meinen Platz ganz gut im Blick hatte. Es lag daran, das ich nicht gerne mit dem Rücken zur Türe saß, das war einfach reine Gewohnheit. Es war für mich lieber, wenn ich diese im Blick hatte. Somit würde mir auch mein Vater nicht entgehen.
Lilly sah sich um, das merkte man, aber als ihr Blick den meinen streifte, war ihrem Gesicht anzusehen, dass sie sich Sorgen machte. Wohl all zu große. Ich war zwar noch hier, aber anscheinend ahnte sie, dass es für lange Zeit mein letzter Besuch werden würde. Oder fürs erste war. Also kam sie auf mich zu und setzte sich. “Kriege ich jetzt eine Erklärung?”, fragte sie.
“Mir wäre es lieber wenn Alan Bloomgate auch anwesend wäre. Er kann dir sicherlich besser erklären, wenn etwas unklar sein sollte.”, sagte ich, weil er der einzige war, der Lilly die Sicherheit geben könnte.
Vor allem was alles weitere anging. Das meiste würde sie für sich behalten müssen. Sie konnte bei ihren Freunden also nicht so sehr ins Detail gehen. Als ich dann auch noch das bekannte Gesicht des Duskwood-Polizeichefs erblickte, war ich etwas erleichtert.
Auch sein Blick suchte den Innenraum ab und blieb an mir und meiner Freundin hängen. Natürlich hatten wir das andere schon längst geklärt. Jedoch, zwei Sachen schwebten noch so im Raum. Vor allem was meine Sicherheit anging. Da müsste ich Lügen, da ich nicht wusste, warum ich nach Cloville kommen sollte. Er bewegte sich auf uns zu, also hatte er uns entdeckt, während Lilly ihren Kaffee zugestellt bekam, denn viel war momentan nicht los.
Dennoch, laut Jessy war es der einzige gescheite Treffpunkt, wenn man Kuchen und Kaffee haben wollen würde. Auch Alan bestellte sich einen Kaffee. Ich merkte ihm an, das er nicht wirklich damit einverstanden war, warum ich auch Lilly mit ein beziehen wollte. Dennoch wäre es mir lieber, wenn einer meiner Freunde Bescheid wusste.
Also räusperte ich mich und ergriff auch das Wort. “Ich weiß Alan, du machst dir Sorgen, warum ich auf jedenfalls, noch jemanden, ins Vertrauen ziehe. Ich möchte, das Lilly, wenn es sein muss, meine Freunde warnen und einspielen kann, wenn sie etwas seltsames hier bemerken. Es wird schließlich nicht Geheim bleiben, wenn jemand nach mir fragt. So viel zum Thema, das Geheimnisse geheim bleiben.”, begann ich und verwirrte Lilly, die gerade nichts begriff.
“Was soll das heißen?”, fragte sie, während Alen sich übers Gesicht fuhr.
“Das heißt, dass eure Freundin in Gefahr ist, falls, das zutreffen könnte. Es ist eine lange Geschichte. Soll ich, oder willst du?”, wandte sich dann mein Vater an mich und ich atmete durch.
Immerhin bot er mir an die Sache für mich zu übernehmen, aber ich wollte auch das Lilly die ganze Wahrheit erfuhr. Also schüttelte ich den Kopf. “Lilly, ich heiße wirklich Claire, das ist schon mal die erste Wahrheit, die ich dir versichern kann. In meinem Profil stand Kiesling, nicht wahr?”, fragte ich, um eine Überleitung zu machen, damit sie vielleicht fragen konnte, wenn etwas nicht klar sein würde.
Sie nickte. “Was hat das damit zu tun, das du auf einmal alle Zelte abrichst, wir hatten eine Grillparty bei Dan geplant.”, sprudelte es aus ihr heraus.
“Weil ich nicht Kiesling heiße mit Nachnamen. Fangen wir aber von vorne an. Vor sechs Jahren erfuhr ich, das mein Stiefvater mit Drogen handelte und schon den ein oder anderen Menschen deswegen auf dem gewissen hatte, vielleicht nicht er selbst, aber immerhin.”, fuhr ich fort und wartete auf eine Reaktion.
Die auch Prompt kam, sie riss die Augen auf, dachte nach. “Wie? Was?”, waren die einzigen Wörter die ihre Lippen verließen und ich nickte.
Darauf würde ich eingehen. “Ich hatte damals versucht mit dem Wissen zu Leben, es irgendwie zu vergessen, aber durch mein Gewissen, das stets dem rechten Weg folgte, konnte ich das irgendwann nicht mehr übersehen. Also wandte ich mich an die DEA, die Organisation die gegen solche Händler vorgeht, du weißt wofür sie steht?”, erzählte ich weiter.
Dieses mal nur ein nicken, es war klar das sie meiner Erzählung lauschte. “Diese Organisation steckte mich in das Zeugenschutzprogramm. Ich habe schon den ein oder anderen Namen getragen, die ein oder andere Stadt dabei kennen gelernt.”, fuhr ich fort.
Alan schwieg und lauschte auch, ihm hatte ich nur in kurzen Sätzen geschildert was Sache war. Nun erfuhr auch er, was ich schon hinter mir hatte. “Zumindest weiß ich, das mein Vater herausfand, das ich wusste was er tat. Er hatte auch versucht es zu ignorieren, das ich Beweise hatte. Dennoch sind seit ich mich an die DEA gewandt hatte, seine Männer hinter mir her. Was sie anstellen werden, wenn sie mich finden, das will ich mir erst gar nicht vorstellen, Lilly. Ich will es nicht soweit kommen lassen, es heraus zu finden. Ich bin die einzige Zeugin, die die Beweise gefunden hat, auf Papier, schwarz auf weiß. Bevor ich zum Polizeirevier fuhr, beziehungsweise davor auf dem Parkplatz parkte, rief mich der Agent an, der für mich zuständig war oder ist, nun nicht mehr. In dem letzten Monat, wo ich bei euch war, und euch half, Hannah zu finden, war ich so Aufmerksam, das ich nicht anders konnte, als auf die Geräusche zu achten. Und ja, er schien mit mehr Männern in meine jetzige Wohnung gekommen zu sein.”, machte ich nun nach einem etwas längerem Zeitraum eine kleine Pause.
Das war jetzt auch etwas viel, aber die Sache ging noch weiter und mein Mund fühlte sich so staubtrocken an, sodass ich einen Schluck meiner Latte nehmen musste. Lilly und auch Alan schwiegen betroffen. “Heißt das, du befürchtest, das sie hier her kommen?”, fragte Lilly doch etwas ängstlich.
Ich zuckte mit den Schultern. “Ich hab das GPS sofort ausgeschalten... und falls sie kommen, landen sie hier am Polizeirevier, bei Alan. Dennoch kann ich nicht ausschließen, das sie die Umgebung auskundschaften. Mit den Leuten reden, nach mir fragen. Lilly, deshalb habe ich eine Bitte an dich.”, sagte ich und sah sie eindringlich an.
“Gut, und die Bitte wäre?”, fragte sie.
“Halte die Ohren offen, schreib mir, wenn du etwas seltsames bemerkst. Sag den anderen, das sie mich nirgends erwähnen sollten, außer ihr seid zusammen bei einem von euch. Wenn es nicht anders geht, wende dich an Alan. Aber seid vorsichtig, ich will nicht in der Zeitung lesen, das in Duskwood die Leiche von einem von euch gefunden wurde.”, sagte ich und betrachtete Lillys Gesichtszüge.
Man merkte mir an, das ich diese Bitte wirklich Ernst meinte. So wie ich das alles betonte, versuchte ich sie darauf vor zu bereiten, wenn etwas passieren sollte. Ich wollte wirklich nicht in der Zeitung lesen, das so etwas passiert war. “Könnten sie dich sonst wie aufspüren?”, fragte Alan. “Und vor allem wo willst du hin?”, er schluckte, weil auch er wohl jetzt die wichtigste Frage stellte.
Dennoch musste ich den Kopf schütteln. “Nein, ich denke nicht, dennoch wäre ich in der nächsten Zeit etwas vorsichtig. Ich würde mehr Streifen fahren lassen. Jedes Quäntchen an Veränderung könnte helfen. Wohin es mich nun verschlägt....”, begann ich und zuckte zum Ende hin, mit der Schulter. “Weg von hier. Ich habe Freunde, die mich kurzzeitig aufnehmen können.”, der Wink ging an Lilly, aber wohl auch Alan verstand ein wenig.
Als nämlich Lillys Blick auf ihr am Tisch liegendes Smartphone fiel. Ich nickte. “Und du kannst ihm vertrauen?”, war die einzige Frage, die mein Vater mir stellte.
“Ja, ich kann ihm vertrauen, Dad.”, sagte ich.
“Dad?”, fragte Lilly.
“Es ist noch nicht in trockenen Tüchern, aber falls das irgendwann ein Ende hat, komme ich nach Duskwood zurück, Lilly. Vor allem weil ich meinen Vater besser kennen lernen möchte. Und ja, das ist Alan.” gab ich zu. “Aber kein Wort zu den anderen.”, sagte ich. “Ich will es ihnen selbst sagen, wenn ich wieder da bin.”, fügte ich schnell hinzu, was Lilly nicken ließ.
Mein Latte war ausgetrunken und ich rief die Kellnerin, um ihn zu bezahlen, mein Weg führte mich raus aus Duskwood, wenn ich das hier so beende. “Ich werde jetzt dann gehen. Verzeiht, das ich euch, in so eine Situation gebracht habe.”, meinte ich und gab der Bedienung noch 10% Trinkgeld.
Danach stand ich auf, um das Café zu verlassen, und hier erst einmal weg zu kommen.