Nach ihrem Outing Sina und Anna gegenüber ließen Sunny und Alex kaum noch voneinander ab.
Irgendwie hatte Alex ein Glücksgefühl, wie sie es so noch nie erfahren hatte - wiederum befürchtete sie aber auch, Sunny zu verlieren, wenn sie zu schnell nach vorne preschen würde. Sie wusste nicht: Ist es etwas Halbes? Ist es etwas Ganzes? Sie wollte intensiver mit ihr zusammen sein. Sunny war nicht mehr wirklich glücklich in ihrer Beziehung zu ihrem Partner Tommi.
Eines Abends war Alex fest entschlossen: Wenn sie heute zu ihr geht, wird sie ihre Freundin ganz offen fragen, wie es nun weitergehen soll.
Gesagt, getan - Alex schickte ihr eine SMS: ‚Hey Süße, hast du heut was vor?’
Kurze Zeit später kam Sunnys Nachricht zurück: ‚Nein und du? Wollen wir was zusammen unternehmen?’
‚Na, aber immer. Was schlägst du vor’, schrieb sie als Antwort.
‚Was hältst du davon, wenn wir heute Abend einen gemütlichen Umtrunk veranstalten - nur du und ich’, simste Sunny zurück.
‚Oh ja, geil, ich bringe Rotwein und Sekt mit, und dann lassen wir die Sau raus. In einer Stunde bin ich bei dir. Bereite schon mal Schnittchen gegen den kleinen Hunger vor’, freute sich Alex.
***
Sunny hüpfte aufgeregt durch ihre Wohnung. Gleich würde Alex kommen, Alex die Verführerin. Sie freute sich sehr auf den gemeinsamen Abend. Zum Glück war Tommi nicht zu Hause, sondern über das Wochenende mit seinen Freunden auf Tour. So könnten sie sich ungestört unterhalten, hoffentlich, falls Sina und Anna nicht wieder unverhofft anklopfen und versuchen würden, sie in die nächste Disco zu zerren. Aber die beiden könnte man ja immer noch abwimmeln. Schnell huschte sie in die Küche, um die von Alex georderten Schnittchen vorzubereiten. Sie kannte Alex` Hunger und ihre Naschsucht, wenn sie dieser wieder einmal freien Lauf ließ.
Nach dem Vorfall in ihrer Dusche und dieser Erotikdisco hatte Sunny lange nachgedacht, wie es wäre, richtig fest mit einer Frau zusammen zu sein. Nicht, dass ein Mann in ihrem Leben das wäre, was sie ablehnen würde. Eine Frau hatte jedoch reizvolle Vorzüge, wie sie erstaunt feststellen musste. Sehr gute Vorzüge sogar - weil man mit ihr sozusagen auf einer Welle schwimmt. Alex wäre schon die Frau, bei der sie sich vorstellen könnte, einen Teil ihres Lebens, ja vielleicht sogar ihr ganzes Leben gemeinsam zu verbringen - nicht nur als beste Freundin. Nur war sie immer noch in der Zwickmühle, ein Anhängsel namens Tommi zu haben, Tommi, ihrem Freund seit zwei Jahren. Was würde er sagen, wenn sie ihm einfach von jetzt auf gleich die Koffer vor die Tür stellen würde. Er würde es nicht verstehen. Aber war es nicht ihr eigenes Leben, das sie leben musste? Nachher würde sie mit Alex darüber reden, daran ging kein Weg vorbei. Immerhin war sie ihre engste Vertraute … und … auch heimliche Geliebte.
Es klingelte an der Tür. Das musste Alex sein. Mit einem Lächeln öffnete sie und empfing eine strahlende Alex. Sie zog sie herein, schloss die Tür und gab ihr einen innigen Kuss.
„Ich habe dich vermisst“, flüsterte sie ihr ins Ohr.
Alex lächelte und sagte: „Das könnten wir ändern, wenn du möchtest …“
Sunny ging erst einmal nicht darauf ein. Alex druckste herum und Sunny merkte sofort, dass ihr etwas auf der Seele lag.
„Was ist los? Du hast doch was auf dem Herzen“, fragte sie. „Komm schon, ich kenn dich doch, sag, was du hast.“
Alex grinste sie an und sagte zu ihr: „Du, was machst du am übernächsten Wochenende?“
Sunny schaute sie erstaunt an. Man sah ihr regelrecht an, wie es in ihrem Kopf arbeitete. Dann meinte sie: „Das ist doch dieses verlängerte Wochenende - bisher nichts, warum?“
Alex hatte ein Strahlen in den Augen. Es sprudelte aus ihr heraus: „Ich habe einen Termin an der Küste - ein cooles Hotel mit Vollpension direkt am Wasser, magst du mitfahren …aber denk daran, es ist nicht mehr Sommer!“, gab Alex zum Besten. Man konnte ihr ansehen, dass sie die Antwort kaum erwarten konnte. „Bitte, komm, gib dir einen Schubs und komm mit. Ich stell mir vor, dass wir garantiert viel Spaß zusammen haben werden“, quengelte sie wie ein kleines Kind, das den Süßigkeitenständer an der Supermarktkasse entdeckt hat.
Sunny überlegte, sie kannte Alex, wenn die sich erst einmal was in den Kopf gesetzt hatte, würde sie nicht aufgeben, bis ihr Opfer nachgab. Aber dann müsste sie Tommi sagen, was los ist, mit ihm vorher reinen Tisch machen und dieses Wochenende nutzen, damit er in Ruhe seine Sachen aus der Wohnung räumen könnte. Schließlich hatte er noch das Zimmer bei seinen Eltern, zu dem er bei Streitigkeiten immer Zuflucht nahm.
Nach kurzer Überlegung meinte sie: „Okay, ich komme mit. Aber vorher möchte ich gerne mit Tommi reden. Wir leben eh nur noch aneinander vorbei, und mit der Liebe ist es auch nicht mehr so, wie es sein sollte. Und wie ich es jetzt mit uns beiden sehe, wäre es auch unfair ihm gegenüber, ihn zu belügen. Auch wenn er unser Verhältnis nicht verstehen wird.“
Alex freute sich, als sie das hörte. „Ich glaube, es wäre wirklich besser, wenn du es Tommi sagen würdest, ehe er es von anderen Leuten hört. Ich stehe dir bei, wenn du möchtest.“
„Danke“, seufzte Sunny. „Du bist wirklich eine gute Freundin. Da muss ich aber alleine durch. Tommi kommt erst am Montagmorgen von der Tour mit seinen Freunden zurück. Ich habe am Montag frei und er auch, da werde ich mit ihm reden. Bis dahin kann ich mich seelisch und moralisch auf das Gespräch vorbereiten.“
„Wenn du es so möchtest, dann rede alleine mit ihm“, sagte Alex etwas enttäuscht. Zu gerne wäre sie mit dabei gewesen, wenn Sunny ihrem Tommi den Laufpass geben würde, um sein bedeppertes Gesicht zu sehen, wenn er erführe, aus welchem Grund er gehen solle. Sie mochte ihn noch nie so richtig, war auch nie mit ihm warm geworden. Er war ihr zu fordernd, zu Besitz ergreifend, einfach nicht der Richtige für Sunny. Und so richtig glücklich war ihre Freundin ja auch nie mit ihm. Immer gab es irgendwas zu streiten zwischen den beiden, nie konnte sie es ihm recht machen, immer hatte er irgendetwas auszusetzen an ihr, was ihm angeblich nicht passte und er versuchte, ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken, was Alex ein ganz besonderer Dorn im Auge war. Das war ihrer Meinung nach kein „wir“ wollen, sondern einfach nur ein „ich will das, du hast nichts zu wollen und du hast dich unterzuordnen.“
„Was machen wir nun mit dem angebrochenen Abend?“, wollte Alex nach einer Weile wissen, als sie sich immer noch schweigend gegenübersaßen,.
„Gehen wir noch irgendwohin?“
Sunny schaute sie an und sagte dann: „Ich habe einen großen Teller Schnittchen gemacht und auch schon mal etwas Sekt kaltgestellt. Ich dachte eigentlich an einen gemütlichen Abend zu zweit vor der Glotze. Was dann später wird, lassen wir einfach auf uns zukommen.“ Dabei sah sie Alex schmunzelnd an.
„Apropos Schnittchen: Ich hab Hunger. Ich flitze mal schnell in die Küche und hole alles rüber, was du vorbereitet hast. Dann machen wir es uns gemütlich.“ Alex stand auf und wollte zur Küche gehen.
„Halt!“, hörte sie von Sunny. „Das mache ich!“
„Nix da! Du bleibst hier. Du hast jetzt Feierabend. Lehne dich zurück und genieße den Abend. Ich mache das für dich.“ Mit einem ernsten Blick auf Sunny, die darauf noch etwas erwidern wollte, legte Alex noch nach: „Keine Widerrede! Das ist ein Befehl!“
„Okay okay“, gab Sunny klein bei, setzte sich auf das Sofa, legte auf Machoart die Füße auf den davor stehenden Polsterhocker, und befahl scherzhaft: „Frau, ich habe Hunger. Ab in die Küche mit dir und bringe mir was zu essen, aber schnell!“
Sunny lächelte in sich hinein. Es tat ihr ganz gut, auch einmal bedient zu werden. Aber als Bedienen empfand sie es bei Alex nicht. Bei den beiden hielt es sich stets die Waage, sich gegenseitig etwas Gutes zu tun.
Wenig später hörte sie ein Lachen aus der Küche.
„Was machst du denn da?“ rief sie neugierig aus dem Wohnzimmer hinüber.
Wieder erklang dieses mädchenhafte Lachen. „Nichts, gar nichts“, kam es von Alex.
Und dann erschien sie wieder. Anstatt ihrer Kleidung entledigt, hatte sie sich lediglich ein Schürzchen umgebunden, das Sunny immer beim Kochen verwendete, und eine der Sonnenblumen in ihr Haar gesteckt, die sie aus Sunnys Dekoration gezupft hatte.
Mit einem Küchentuch über dem Arm, wie ein Kellner aus einem Fünfsternerestaurant, zwei Gläser in der einen und die Flasche Sekt in der anderen Hand, kam sie auf Sunny zu: „Madame, darf ich ihnen einschenken“, knickste sie und versuchte, ein Lachen zu verkneifen. Mit ernstem Gesicht stand sie vor ihr.
Sunny brach in lautes Gelächter aus, als sie Alex in ihrer Verkleidung sah, und wie sie sich gekünstelt verrenkte.
Alex stellte die Gläser samt Flasche auf den Tisch.
„Weib, lachst du mich an oder aus?“, fragte sie mit einem Schmunzeln und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
Sunny hob das Schürzchen an - lugte darunter, leckte sich über die Lippen und sagte: „An natürlich! Oder was denkst du!“ Dabei zog sie sich langsam aus.
Alex feixte und schnaubte, als stünde ihr eine Selbstbestätigung bevor. Sie öffnete die Flasche und goss den Sekt in die Gläser. Alex lächelte Sunny an und goss sich einige kleine Tropfen des Sekts auf ihre Brust. Langsam liefen diese an ihr hinab und hinterließen eine feuchte Spur zwischen ihren beiden Hügeln. Sunny schmachtete und wurde unruhig. Alex schaute sie verführerisch an, nahm Sunnys Kopf und streichelte ihn liebevoll.
Sunny konnte nicht widerstehen, sie trank einen Schluck Sekt und ließ ihren Kopf unter dem Schürzchen verschwinden. Alex spürte die kalte Zunge an ihrer empfindlichen Stelle. Sunny berührte sie immer wieder zärtlich an ihrem Knöpfchen. Alle Konturen begann sie nachzuzeichnen. Alex stöhnte. Sunny mochte es, wenn Alex ihrer Lust freien Lauf ließ und sie ihren Liebessaft ausschlecken konnte.
„Dies war die Vorspeise“, sagte Sunny und grinste sie frech an.
Alex seufzte leise, fiel in die Realität zurück und lächelte. „Warte mal“, sagte sie und verschwand Richtung Küche, um den Teller mit den Schnittchen zu holen. Währenddessen machte Sunny es sich im Wohnzimmer bequemer.
„Ich hab aber auch einen Hunger“, sagte Alex, als sie wieder aus der Küche kam, und schaute direkt auf ihre nackte Sunny, die jetzt wie hingegossen auf der Sofa ausgeklappten Couch lag.
„Komm leg dich hierher“, sagte Sunny und deutete auf den Platz neben sich.
Alex dachte sich: Wie soll man denn jetzt noch essen, wenn so was Bezauberndes vor einem liegt - und Sunny hörte wieder dieses bekannte Seufzen.
„Nun komm schon“, sagte sie noch einmal. „Oder willst du da Wurzeln schlagen?“
Schnell ging Alex auf sie zu und setzte sich mit wild pochendem Herzen neben sie auf die Couch. Sie beugte sich zu Sunny und küsste sie zart. Sunny ließ sich das mit einem leisen Seufzen gefallen und küsste zurück. Wild rangen ihre Zungen miteinander. Im Raum war außer dem Keuchen der beiden Frauen nichts zu hören. Sunny griff zu und zupfte an den Nippeln ihrer Freundin, die sich sogleich aufstellten und keck nach vorn standen. Alex stieß einen tiefen Seufzer aus und eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Sunny frotzelte: „Du wirst doch wohl nicht frieren?“ Und lachte dann leise auf.
„Nein. Hmm, mach weiter“, sagte Alex leise und atmete stoßweise, als Sunny ihre Zunge um ihre Nippel kreisen ließ. Zart biss sie abwechselnd in die Spitzen und saugte dann an den kleinen roten Knospen. Alex` Atem ging schneller. Ihr Busen hob und senkte sich hektisch, ein Kribbeln durchzog ihren ganzen Körper. Sie zog Sunny zu sich hoch und küsste sie wieder und wieder, während sie ihre Hände auf Wanderschaft schickte. In Sunnys Schoß fühlte sie die heiße Feuchte, die sich inzwischen da gebildet hatte.
Ein Stöhnen war von ihr zu hören. Alex wanderte mit ihrer Zunge auf Sunnys Körper entlang, die daraufhin begann, sich hin und her zu rekeln. Sie genoss sie einfach, diese sinnliche Berührung. Man sah ihr das Verlangen nach mehr an. Alex knabberte zärtlich an Sunnys empfindlichster Spitze und ließ zwei Finger in ihrer feuchten Spalte verschwinden. Ein lustvolles Stöhnen war ihre Reaktion. Alex beugte sich dabei über Sunny, die ihr vor Erregung mit den Fingernägeln über die Brust kratzte.
„Du geiles Stück“, stieß Sunny heftig aus, als sie spürte, wie ihr Liebesnektar ihr Schmuckdöschen überschwemmte.
Alex wurde heftiger, als sie bemerkte, wie sich in ihrer Geliebten alles zusammenzog.
„Ja, komm du süße Maus, spritz ab! Mach mir die Finger nass!“, heizte sie ihr weiter ein.
Dies turnte Sunny noch mehr an - sie wurde immer wilder und stieß kleine spitze Schreie aus. Ihr Körper war mittlerweile nass geschwitzt. Sie bebte. Alex wusste, es konnte nun nicht mehr lange dauern. Kaum war der Gedanke zu Ende gedacht, überkam es Sunny. Alex verschwand wieder mit dem Kopf zwischen ihren Beinen und leckte die süßen Tropfen aus ihr heraus, bis ihr Orgasmus abgeklungen war. Sunnys Knöpfchen war groß und prachtvoll und ragte aus seinem Schlupfwinkel heraus. Alex seufzte leise, als sei sie zufrieden mit dem, was sie getan hatte.
Sunny lag nun zitternd auf dem Sofa. Ihr Atem ging keuchend und Schweiß stand ihr auf der Stirn. „Was machst du nur immer mit mir“, sagte sie leise lachend zu Alex. „Du bringst es immer wieder fertig, mich außer Rand und Band zu bringen.“
Alex feixte. Sie sah Sunny von unten her an. Immer noch lag sie zwischen ihren Schenkeln, Sunnys feuchte Möse genau vor sich. Sie drückte einen Kuss auf die immer noch geschwollenen kleinen Lippchen, ehe sie hoch krabbelte und sich neben ihre Freundin legte.
Sunny zog Alex an sich und streichelte zart ihren Busen, dann gab auch sie ihr einen Kuss, der es in sich hatte. „Du, Alex“, unterbrach sie die Stille zwischen ihnen. „Am Montagmorgen kommt ja Tommi zurück. Mir graut es, mit ihm reinen Tisch zu machen. Ich denke aber, es ist besser so, als alles heimlich zu tun.“
„Mein Angebot steht immer noch, als sozusagen seelische Unterstützung dabei zu sein,, wenn du es ihm sagst“, meinte Alex darauf.
„Ich schaffe das schon“, antwortete Sunny mutig.
„Okay, wie du es möchtest, aber denk daran, du kannst jederzeit anrufen, wenn du Hilfe benötigst.“
***
Montagmorgen, der Morgen, dem Sunny mit einem unguten Gefühl im Bauch entgegen sah. In ein paar Minuten würde Tommis Zug am Bahnhof ankommen. Er hatte sie angerufen und nachgefragt, ob sie ihn abholen käme. Sie aber hatte abgewehrt, sie würde lieber zu Hause auf ihn warten. Sunny saß wie auf Kohlen im Wohnzimmer und wartete darauf, dass sich die Wohnungstür öffnen würde und Tommi da wäre.
Dann endlich war es so weit. Er freute sich, seine Freundin wiederzusehen und wollte sie umarmen. Sunny aber ging auf Abstand. Im Kopf hatte sie sich schon längst zurechtgelegt, wie die Aussprache verlaufen sollte.
„Was ist mit dir los“, fragte Tommi, als sie ihn abwehrte.
Sunny sah zu Boden und schluckte, als hätte sie einen dicken Brocken im Hals, den sie hinunter würgen musste. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Setz dich erst einmal“, sagte sie zu ihm. „Ich muss mit dir reden.“
Tommi nahm in seinem Lieblingssessel Platz und sah sie mit neugierig blickenden Augen an. „Was gibt es denn so Wichtiges, dass du mir sogar einen Begrüßungskuss verwehrst“, wollte er wissen.
Sie nahm nun ihren ganzen Mut zusammen und fing an zu sprechen: „Ich habe über uns nachgedacht“, sagte sie leise zu ihm. „Ich sehe für uns beide keine Zukunft mehr. Ich möchte, dass wir getrennte Wege gehen und du die Wohnung hier verlässt.“
Sprachlos sah Tommi sie an. „Wieso das, was geht hier vor sich“, brauste er dann auf. „Wer hat dir hier Hirngespinste vorgegaukelt?“
„Tommi, ich bin nicht glücklich mit dir und ich liebe dich nicht mehr! Das ist der Grund, warum ich keine weitere Zukunft für uns sehe.“
„Da kommt doch noch mehr!“, stocherte er weiter.
„Ja, du hast recht, da kommt noch mehr“, bestätigte sie seine Vermutung und sah ihn mit funkelnden Augen an.
„Aha! Da kommt noch mehr! Dachte ich es mir doch! Was ist es? Wer ist der Kerl?“, schrie er sie an, sprang aus seinem Sessel auf und baute sich mit einer drohenden Gebärde vor ihr auf. „Ich schlage dem Typen die Birne ein!“
Sunny wurde bleich. „Es ist kein Kerl“, versuchte sie ihn zu beruhigen. „Es ist eine Frau.“ Sie musste an Alex denken und die Zärtlichkeiten, die sie austauschten und wie schön das jedes Mal mit ihr war.
Tommi sah sie an, als hätte er eine Fata Morgana vor sich. Dann schrie er sie weiter an: „Eine Frau? Du verlässt mich wegen einer Lesbenschlampe? Das kann doch wohl nicht wahr sein! Sag jetzt ja nicht, du bist zu den Lesben gewechselt! Das glaube ich dir nicht!“
„Alex ist keine Lesbenschlampe“, verteidigte Sunny ihre Freundin.
Jetzt lief Tommi rot an. Er ging einen Schritt auf Sunny zu, sodass sie erschrocken aufsprang und zur Tür flüchtete. „Konnte ich es mir doch denken, dass da wieder diese Alex dahinter steckt, ich konnte die noch nie leiden“, schrie er wieder. „Dieser Schlampe werde ich es zeigen!“
„Nichts wirst du tun!“, fing nun auch Sunny an zu schreien. „Du wirst nur noch eins tun, nämlich deine Sachen packen und hier verschwinden. Und das sehr schnell. Ich gebe dir zwei Stunden Zeit, das Nötigste einzupacken, das du bis zum Freitag brauchst und dann zu verschwinden! Ab Freitagmittag bis Sonntagabend werde ich nicht zu Hause sein, da kannst du deine restlichen Klamotten holen. Wenn ich zurück bin, will ich keinen Fetzen mehr von dir hier sehen … und deinen Schlüssel in meinem Briefkasten!“ Sunny wurde mutig. „Das meine ich ernst, ganz ernst!“, setzte sie noch einen oben drauf.
„Ist das dein letztes Wort?“ versuchte er nun gegenzulenken und Sunny ein schlechtes Gewissen einzureden. „Denke doch mal an die schöne Zeit, die wir zusammen hatten. Willst du das alles einfach wegwerfen?“
„Das ist mein letztes Wort!“, sagte sie mit einem Stolz in der Stimme, der keinen Widerspruch mehr duldete. „Und nun nimm deine Klamotten und geh mir aus den Augen, aber schnell! Du kannst mir kein schlechtes Gewissen mehr einreden. Das hast du lange genug getan. Aber das ist nun vorbei, für immer vorbei! Von dir lasse ich mir nichts mehr einreden!“
„Das wirst du noch bereuen“, versuchte er, sie noch einmal einzuschüchtern.
Sunny sah ihn mit ernstem Gesicht an, dann meinte sie: „Ich bereue nichts, gar nichts, und nun: VERSCHWINDE!“
Dass Tommi nicht in tosenden Applaus verfiel, konnte sich Sunny denken. Doch dass er so werden würde. Zumal er immer dieses „mir geht alles am Hintern vorbei“ an sich hatte.Nun war es an Tommi, einsehen zu müssen, dass er mit der Situation überfordert war. Er wusste nicht, wo er anfangen und seine Sachen suchen sollte. Verlassen stand er im Wohnzimmer, während Sunny in die Küche ging und dort warten wollte, bis er die Wohnung verlassen hatte.
Auf einmal hörte sie ein Schluchzen. Heulte dieser Kerl etwa? Der Mann, der sonst so hart war?
Er kam in die Küche und ging auf sie zu: „War es wirklich so schlecht mit uns beiden“, fragte er.
Sunny erkannte seine Bereitschaft ruhig zu reden. Sie fing an, ihm die letzten Jahre aufzuzählen. Wie sie gekämpft hatte um Aufmerksamkeit. Wie sie gekämpft hatte um ein wenig Liebe, und wie sie für die Beziehung gekämpft hatte. Und wie er das immer und immer wieder ignoriert hatte.
Ihm wurde immer bewusster, dass er diese Frau nach und nach von sich weggeekelt hatte und er nun nichts mehr tun konnte, als sie frei zu lassen.
„Sunny, ich kann dich irgendwie verstehen. Ich kann nachvollziehen, dass du weg willst von mir. Doch es war mir nie so bewusst, was ich dir angetan habe“, sagte Tommi leise und sah dabei zum Boden. „Es tut mir leid.“
Sie nahm seine Hand und sprach leise auf ihn ein: „Weißt du, es war nicht alles schlecht. - Doch wir haben uns zu sehr voneinander entfernt. Es ist zu kaputt, als dass ich dir noch eine Chance geben könnte. Du hättest deine Gelegenheiten nutzen können.“
Tommi wirkte nun ruhig und gelassen. Langsam ahnte er, dass er bei Sunny neben sich keinen Rivalen hatte - das wäre untragbar für ihn.
„Hilfst du mir beim Packen“, fragte er Sunny.
Die wunderte sich zwar über diese Frage, nickte ihm aber mit einem Lächeln zu.
Dann schellte auf einmal ihr Handy. Tommi konnte auf das Display sehen, denn das Telefon lag offen auf dem Tisch. Er sah, dass Alex die Anruferin war.
Sunny sah ihn erschrocken an. Er schaute zu ihr und forderte sie auf: „ Nun geh schon ran! Ich werde dir nicht im Wege stehen. Ich denke, ich habe genug Fehler gemacht.“
Sie ging ans Telefon: „Hey, mach dir keine Sorgen. Es ist alles okay, ich helfe Tommi beim Packen. Ich melde mich nachher bei dir“, sagte sie und legte auf.
Alex am anderen Ende fühlte sich zwar etwas komisch - aber wenn Sunny so redete, war wirklich alles okay. Sie wird sich nachher bestimmt bei mir melden, wenn er weg ist, dachte sie sich.
Tommi und Sunny gingen inzwischen an den gemeinsamen Kleiderschrank im Schlafzimmer und packten seine Sachen in eine große Reisetasche. Er beobachtete dabei verlegen ihre Bewegungen, wie sie seine Kleidung aus dem Schrank nahm und sie, wie es ihre Art war, geordnet in die Tasche legte, so als wäre nichts geschehen, als würde er nur auf eine kurze Reise und nicht für immer weggehen. Wie gefasst sie ist, ging es ihm durch den Kopf. Und wie stark sie ist. So kenne ich sie gar nicht. Aber wenn ich richtig überlege, habe ich sie eigentlich richtig gekannt? Wohl nicht. Ich habe mich ganz und gar in ihr verschätzt, musste er feststellen.
Dann endlich waren sie fertig. Sunny brachte Tommi noch bis zur Tür. Ehe er endgültig die gemeinsame Wohnung verließ, fragte er sie nochmals: „Du willst wirklich, dass wir uns trennen?“
„Ich stehe zu meinem Wort. Unsere gemeinsame Zeit ist beendet und jetzt sollten wir jeder seinen eigenen Weg gehen und das Beste daraus machen. Alles Gute für dich“, antwortete sie mit voller Überzeugung.
„Dir auch alles Gute“, sagte Tommi nur noch traurig und ließ sie alleine.
Als Sunny die Tür hinter ihm schloss, ließ sie ihrem Kummer endlich freien Lauf. Die ganze Zeit, während er noch in der Wohnung war, mimte sie die Starke, die wusste, was sie tat und wollte. Aber nun war sie alleine, alleine hier in dieser großen Wohnung und wusste nicht, was sie mit dieser plötzlich wieder gewonnenen Freiheit tun sollte. Geknickt ging sie ins Wohnzimmer, warf sich auf das Sofa und legte die Beine auf den Couchtisch. Die Stille war unheimlich. Sie sprang wieder auf und ging ins Schlafzimmer, wo die Türen des großen Schranks immer noch offen standen. Die leeren Fächer, in denen noch vor einer halben Stunde Tommis Kleidung gelegen hatte, brachten sie in die Wirklichkeit zurück. „Scheiße, scheiße, scheiße!“, schrie sie den leeren Schrank an und knallte dessen Türen zu.
Im Wohnzimmer klingelte wieder ihr Handy. Sie registrierte das, aber hatte keine Lust, das Gespräch anzunehmen. Immer und immer wieder vibrierte dieses Ding auf dem Tisch und spielte diesen blöden Kuschelsong ab, bis sie die Fassung verlor und es mit voller Wucht an die Wand warf, wo es in kleine Teile zersprang. Heulend warf sie sich auf das Sofa und verbarg ihr Gesicht zwischen den Kissen.
Es dauerte nicht lange und ihr Festnetztelefon fing an zu klingeln. Auch das ließ Sunny einfach unbeachtet. Ich habe jetzt keinen Bock, mit irgendjemand zu telefonieren. Soll es doch klingeln, bis es schwarz wird, dachte sie sich, ging zur Telefondose und riss das Kabel heraus.
Sie legte sich wieder auf das Sofa und starrte an die Decke. Es dauerte nicht lange und sie war eingeschlafen. Zu sehr hatten sie die Vorkommnisse des Tages geschlaucht. Sie musste eine ganze Weile geschlafen haben. Plötzlich riss sie die Augen auf, da sie sich beobachtet fühlte. Alex saß neben ihr und schaute sie an.
„Wo kommst du denn her? Und wie bist du hier rein gekommen?“, schnauzte sie Alex an.
„Psst, Süße, nicht aufregen“, versuchte die sie zu beruhigen. „Da du nicht ans Telefon gegangen bist und dann auf einmal ständig besetzt war, habe ich mir Sorgen gemacht und bin gleich hierher gefahren, um nach dir zu schauen. Und zu der Frage, wie ich hier hereingekommen bin. Du erinnerst dich sicher, wo du deinen Notfallschlüssel deponiert hast.“ Dass Sunny sie angebrüllt hatte, ließ sie vollkommen kalt. Sie tat so, als hätte sie es überhört. In ihren Augen war es normal, dass die Nerven blank lagen, wenn man sich gerade getrennt hatte. Nur zu gut erinnerte sie sich an ihre eigene Trennung vor ein paar Jahren.
Nun schien alles von Sunny abzufallen. Schluchzend warf sie sich in Alex Arme und weinte, wie sie schon lange nicht geweint hatte.
Innerlich wusste Alex, dass Sunny ihren Tommi doch irgendwie liebte. Und eigentlich war sie sich sicher, dass dies nur ein kurzes Abenteuer werden könnte. Denn als Sunny damals mit ihm zusammen kam, sprach sie von der großen Liebe, die sich entwickelt habe. Bis er einige Eskapaden veranstaltete und diese in ihr einiges zerstörten.
Alex saß da und hielt die weinende Sunny nur einfach im Arm. Sie machte keinerlei Anspielungen - nichts … sie sollte sich einfach nur ausweinen.
Da es erst Anfang der Woche war, konnte sie nun schlecht zu ihr sagen, sie solle ihre Sachen packen und beide würden schon zur Küste hochfahren. Noch mussten sie ein paar Tage ausharren.
„Ich werde jetzt gleich in die Wanne gehen und dann ins Bett“, sagte Sunny zu Alex und schaute sie mit verweinten Augen an. Sie griff in die Tempobox, die Alex aus dem Wohnzimmerschrank genommen und auf dem Tisch bereitgestellt hatte, und schnäuzte sich geräuschvoll die Nase.
„Ja das ist okay“, antwortete ihr Alex.
Sunny stand auf, ging ins Bad und ließ sich Wasser einlaufen.
In der Zeit schaute Alex auf das zerrissene Etwas, das sich Telefonschnur nannte. Zum Glück waren die Kabel aus dem TAE-Stecker nur heraus gerissen. Sie ging in die Küche, holte ein Messer und kürzte die Kabel. Mit der Messerspitze konnte sie die Telefondose in der Wand aufschrauben und die kleinen Kabel einfach wieder einschieben. Ein kurzer Test - das Telefon funktionierte wieder. Dann sah sie das zertrümmerte Handy von Sunny in mehreren Teilen in der Wohnzimmerecke liegen. Sie nahm die SIM - Karte heraus, nahm ihr eigenes Handy, öffnete dies und entnahm ihre Karte. Dann legte sie ihr Telefon neben Sunnys SIM auf den Couchtisch.
Aus ihrer Handtasche kramte sie einen Zettel und einen Kugelschreiber und schrieb: Hey Kleines, wenn du magst, ruf an. Du kannst so lange mein Handy benutzen. Ich habe noch ein altes zu Hause, das ich verwenden kann. Kuss Alex
Danach verschwand sie leise und zog die Tür hinter sich zu.
Als Sunny aus dem Bad kam, war die Wohnung wieder so leer - und totenstill.
Sie sah den Zettel auf dem Tisch und las ihn.
Sie nahm es auch wahr, dass das Kabel ihres Telefons wieder in der Wand steckte. Der Hörer lag aber daneben. Somit konnte Sunny nicht gestört werden und selbst entscheiden, ob sie Anrufe empfangen wollte oder nicht.
Sunny las noch einmal den Zettel und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie nahm das Handy und die Karte mit ins Bett. Sie legte die Karte ein, schaltete es ein und wollte gerade eine SMS schreiben. Da fiel ihr auf, wie viele SMS Alex von ihr in ihrem Posteingang hatte.
Sie las sich alle durch. Auf einmal wurde ihr richtig bewusst, dass sie nie ihrem Tommi solche Worte geschrieben hatte.
Nach einiger Zeit fiel sie in einen traumlosen festen Schlaf. Als sie Stunden später wach wurde, kam ihr sofort Alex in den Sinn: Diese Frau liebe ich - ich will SIE und nicht etwas nachweinen, was mit Demütigungen, Beleidigungen und oftmals Schmerz gezeichnet war.
Auf dem Nachttisch lag Alex` Handy. Sunny nahm es und schaute es versonnen an. Sie suchte aus dem Telefonbuch ihre Nummer heraus und tippte ein: Hallo Süße, ich bin wieder wach und ich freu mich auf dich und auf das Wochenende. Und noch was, ehe ich es mir anders überlege. Ich will dich. Gehen wir die Zukunft gemeinsam an?