„Kommst du, Glenna?“, fragte Mairead.
Lachend erwiderte Glenna: „Ja. Sicher doch. Ich habe für Tomas lediglich noch einige Erdbeeren in den Korb getan.“ Sie berührte diesen, der in ihrer Armbeuge hing. „Sie werden hervorragend zu den Bannocks schmecken, die wir heute Morgen gebacken haben.“
„Davon kannst du ausgehen, liebe Schwester.“
Mairead lachte.
„Unsere jüngeren Schwestern sind richtiggehend eifersüchtig. Denk nur an die Kommentare, die die drei vorhin von sich gegeben haben. Aber sie sind einfach zu jung, um zu verstehen. Wir können die beiden Jungs zu uns einladen. Damit nehmen wir Großmutter den Wind aus den Segeln. Was meinst du?“
Zustimmend nickte Glenna, noch immer mit den Gedanken bei der Vereinbarung, die Tomas mit ihr vor fünf Tagen getroffen hatte. Fünf Brüder für fünf Schwestern. Das wäre perfekt. Zu perfekt?
„Ich habe die gleichen Gefühle wie du, Mairead. Ich fühle Tomas derart stark in meinem Herzen, dass ich mir nicht mehr vorstellen kann ohne ihn zu leben.“
„Mir geht es ebenso, Schwester“, entgegnete Mairead.
Mit strahlendem Lächeln und Schmetterlingen im Bauch liefen sie weiter.
An der Lagerstätte von Tomas und Alaisdair angekommen, mussten beide feststellen, dass von den jungen Männern jegliche Spur fehlte. Es gab nichts weiter zu sehen als einen Hain von Bäumen.
„Die zwei müssen hier doch irgendwo sein“, meinte Glenna.
Da sowohl sie als auch Mairead von einem Spiel ausgingen, spähten sie zunächst hinter jeden Baum. Als dieses Vorgehen nicht von Erfolg gekrönt war, prüften sie Boden und Gras auf Kampfspuren. Doch da war nichts. Tomas und Alaisdair waren wie vom Erdboden verschluckt. Unendlich traurig und vor Kummer gram kehrten beide nach Hause zurück…
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Die Tage und Wochen nach dem Verschwinden der Burschen waren schlimm. - Sowohl Glennas als auch Maireads Herz war gebrochen. Sie zeigten an nichts mehr Interesse, verzweifelten immer mehr und zeigten überdies erste Anzeichen von Wahnsinn. Niemand konnte ihnen helfen. Nicht einmal ihre Schwestern.
Rhona, Catriona und Blair versuchten zwar ihr Bestes, drangen jedoch nicht zu den Älteren durch.
Die Jüngste, Blair, backte ihnen jeden Tag Kuchen. Catriona sang am Abend und Rhona übernahm sämtliche Aufgaben, die sonst von ihnen hätten getan werden müssen.
Dennoch vermochte nichts die beiden aus dem Chaos von Melancholie, Fassungslosigkeit und Traurigkeit zu reißen, die dem tiefen Gefühl völliger Verlassenheit und Verzweiflung entsprang.
Es dauerte nicht lange, bis auch die drei jüngeren Mädchen von dieser unergründlichen Traurigkeit erfasst wurden.
Der Prophezeiung entsprechend war es ihnen vorherbestimmt ausschließlich fünf Brüder zu ehelichen. Da diese im Dorf nicht zu finden und sie aufgrund der zwei älteren Schwestern nicht zu reisen imstande waren, würde sich die Sache wohl im Sande verlaufen. Sie mussten füreinander stark sein, denn alleinig die Schwesternschaft würde sie am Leben erhalten. Nur gemeinsam würden sie überleben können.
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die Tiefen des magischen Waldes
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