Es existieren verschiedene Legenden über die Five Sisters of Kintail. In einer davon heißt es, dass die Fianna - die mythische Kriegerelite, die angeblich um 200 n. Chr. die Berge und Täler von Gaeldom durchstreifte, tot und in ihrer heidnischen Version des Himmels verharrt, aber an Hogmanay bei Sonnenuntergang zum Mam Ratagan, einem Pass mit Blick auf die Berge von Kintail, zurückkehren, weil die West Highlands derart schön sind, dass ihre Seelen nicht für immer gehen können - nicht einmal in die Tir nan Og.
Eine weitere Legende behauptet, dass die fünf Schwestern ursprünglich sieben an der Zahl waren, sich die beiden jüngsten Schwestern in zwei Brüder verliebten, die aus einem fremden Land zum Loch Duich gekommen waren. Der Vater verweigerte zunächst die Zustimmung zu einer Heirat. Die beiden Jüngsten sollten solange damit warten, bis ihre älteren Schwestern allesamt verlobt waren. Nachdem ihnen die Männer erzählten, dass sie fünf Brüder hätten, die sehr gerne heiraten würden, ließ der Vater die Töchter ziehen. Die Brüder segelten mit ihren Bräuten davon, um nie wieder gesehen zu werden. Die fünf verbliebenen Schwestern harrten aus und hielten Ausschau... bis sie irgendwann zu Stein wurden - die Füße in den Flüssen und die Köpfe in den Wolken, um in Kintail für immer auf ihre nicht vorhandenen Ehemänner zu warten.
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Folgt man dem Weg durch die Cairngorms, vorbei am Ben Nevis, gelangt man durch das Glen Shiel in das Land der drei Seen. Dabei handelt es sich um Grenzland, das mindestens seit den letzten 1.600 Jahren hart umkämpft war. Überwacht von den majestätischen Five Sisters of Kintail, ist die Landschaft hier durchdrungen von Mythen, Legenden und Geschichte, die sowohl mit ihrem Echo als auch ihrem Geflüster wie Nebel umherwirbeln. Die Geschichten dieses Landes wurden aus der Verschmelzung von mindestens vier Kulturen gewoben, von denen jede auf ihre eigene Weise reich ist.
Im Glen Shiel wurde eine Schlacht ausgetragen. Hier erklangen in den Bergen und auf den Felsen Gewehre, Kanonen wie auch die Schreie verwundeter und sterbender Männer, deren Blut in den mit Heidekraut bewachsenen Boden sickerte. Spanische, schottische und englische Soldaten trafen in einem Kampf um den Thron zusammen.
Die Welt veränderte sich durch das, was 1719 in diesem abgelegenen Highland Glen geschah.
In der Ferne, am Kopf des Loch Duich, sind die blauschwarzen Silhouetten der Five Sisters of Kintail gut zu sehen. Wie bereits erwähnt, existieren verschiedene Legenden, die sich um ihre Gipfel ranken. Die von mir favorisierte befasst sich mit dem tiefen Zauber des Grauen Magiers von Coire Dhunnid, der dem alternden Vater der Mädchen, dem König von Kintail, versprach, die Schönheit der fünf Schwestern für immer zu bewahren. Diese warten nunmehr seit mehreren Jahrtausenden auf die Rückkehr ihrer fürstlichen Liebhaber, die sie in die eheliche Glückseligkeit entführen sollen. Da sie aus Stein gegossen sind, ist ihre Schönheit unvergänglich. Sie sind unsterblich, darüber hinaus mit wunderbaren Gaben für die Menschheit gesegnet. Ebenso wie die tibetischen fünf Schwestern der Langlebigkeit, beherbergen diese Berggöttinnen Geschenke für die Menschheit.
Die erste Schwester Sgurr na Moraich, die sich ausgehend vom Loch Duich ins Landesinnere in Richtung Cluanie erstreckt, ist mit nur 876 Metern die Kleinste. Ihr Name bedeutet Gipfel der Seeebene. Als Getreide- und Milchgöttin wacht sie über die weidenden Tiere und die Ernten auf den Feldern zu ihren Füßen.
Sgurr nan Saighead (929 Meter), der Peak of Arrow (Gipfel des Pfeiles), gleicht eher einer Amazonenkriegerin, die grimmig hinter ihrer Schwester hockt und den Pass bewacht, der zum Loch Duich und weiter in Richtung Loch Long, Loch Alsh und der Isle of Skye führt.
Sgurr Fhuaron (1067 Meter), die mittlere und zugleich höchste Schwester bildet den heiligen Gipfel der Brunnen und Quellen. Sie ist oft in Wolken gehüllt. Dem Culdee St. Oran vertraut, verspricht sie Heilung und Weisheit.
Sgurr na Carnach (1002 Meter), der Peak of Cairns (Gipfel der Steinhügel) birgt Ahnenerinnerungen.
Sgurr na Ciste Duibhe (1027 Meter), der tief im Glen Shiel liegt, der Peak of the Black Chest (Gipfel der Schwarzen Truhe) ist der gefährlichste. Er bewahrt die Geheimnisse von Leben und Tod.
© Rhiannon MacAlister
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Loch Duich & die Five Sisters of Kintail
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