Als Puck die Schritte des CEO wieder vernahm, roch er etwas, bevor er den Blick heben konnte. Mit jedem Schritt, den er hörte, wurde es stärker, bis er es schließlich identifizieren konnte.
Den Geruch eines Omega.
Er versuchte sein Erkennen nicht in seinen Gesichtsausdruck fließen zu lassen. Es war nicht einfach der normale Geruch eines Omegas. Nicht im Ansatz.
So einen Geruch hatten Alphas nur an sich, wenn sie mit einem Omega Sex gehabt hatten. Was wahrscheinlich erklärte, warum Hr. Centauri erst jetzt wieder zurückkam.
Puck versuchte zu lächeln. "Hatten Sie eine schöne Mittagspause?" Sein Boss war vor seinem Schreibtisch stehen geblieben.
Angriff war die beste Verteidigung. Jedenfalls manchmal.
Er strengte sich an, nicht noch mehr in dem Geruch wahrzunehmen.
Wie etwa die Besitzansprüche, die Dominanz des Alpha, die Unterwerfung des Omega. Die Tatsache, dass es quasi ein einmaliges Ereignis war und sie sich nicht kannten.
Und willkürlich erschien in ihm die Frage, ob der Boss überhaupt ein Kleidungsstück abgelegt hatte?
Falsche Frage. Ganz falsche Frage. Leise atmete er tief durch und sah hinauf zu seinem Gegenüber.
Er wartete immer noch auf eine Antwort.
Der CEO tippte auf seinem Handy, ohne auf ihn zu achten. Dann steckte er es wieder ein.
"Schicken Sie ein Geschenk an diese Adresse. Gehen Sie zu Henry, der weiß Bescheid, was es sein soll."
Okay, und wer war jetzt Henry? Er war ein bisschen verwirrt. Nickte allerdings verständig. Das schrie nach einer Suche in der Datenbank.
Sein Arbeitshandy vibrierte. Eine Adresse. Von dem Boss.
Er konnte sich schon denken, in welche Richtung das ging. Aber kein Name. Wie sollte das mit der Post ankommen?
Das nächste, was er hörte, wie die Bürotüre zufiel.
War seine Frage unhöflich gewesen? Durfte er so etwas nicht fragen?
Was aber schlimmer war, er hatte den Geruch immer noch in der Nase und davon wiederum eine Gänsehaut. Dieser Job war wirklich eine Prüfung.
Wie erwartet fand er Henry. Er war ein Einkäufer und bei dem Telefongespräch fand er außerdem heraus, dass er gar nicht viel sagen musste. Nur die Adresse. Keinen Namen, weil mit einem Kurier geliefert wurde.
Vor allem starb Puck aber geradezu vor Neugierde. Wie oft kam so ein Auftrag vor? War das ein Schweigegeschenk? Eine verquere Bezahlung? Oder hatte das ganze doch einen anderen Grund und gehörte zu Päckchen des Kuriers, dass der Boss bekommen hatte. Machten das reiche Leute so? Als Zeitvertreib?
Vielleicht sollte er es einfach ignorieren wie jeder fähige Assistent oder jede fähige Sekretärin.
Er sah in den Terminkalender für morgen und bereitete schon einmal einen Überblick vor und schickte ihn auf das iPad.
Puck fragte sich, ob man ihn heute geschont hatte, als das Telefon klingelte.
"Kommen Sie ins Büro."
Vorsichtig öffnete er die Türe und ihm schlug der Geruch entgegen, der sich jetzt wohl im ganzen Büro verbreitet hatte, aber zumindest war er nicht mehr ganz so stark. Wahrscheinlich färbte er auch auf ihn ab. Er seufzte leise. Das konnte ja im Verlauf noch lustig werden.
Puck blieb vor dem Schreibtisch stehen. Herr Centauris Blick war immer noch auf einen Bericht gerichtet.
Sollte er sich räuspern, etwas sagen oder einfach still abwarten?
Da er feige war und seinen Chef nicht noch weiter verärgern wollte, wie er das offensichtlich heute schon geschafft hatte, entschied er sich für die dritte Möglichkeit.
Und wartete.