Als Luo-Zhi, Li-Hua und mit ihnen auch Mei-Lin, die sie auf der Fahrt begleitet hatte, an der Burg ankamen, war die Sonne längst hinter den Bergen verschwunden. Als sie aus der Kutsche stiegen, bemerkte Luo-Zhi sofort, wie müde Li-Hua wirkte. Es wunderte ihn nicht; die emotionalen Turbulenzen des Tages hatten ihre Spuren hinterlassen.
Er half ihr aus der Kutsche und sah, wie Mei-Lin sich von ihnen verabschiedete, bevor sie in ihr Zimmer ging. Luo-Zhi wandte sich Li-Hua zu und spürte ein starkes Bedürfnis, sie zu schützen und zu unterstützen. Doch natürlich überraschte Li-Hua ihn wieder einmal.
»Hast du Hunger?«, erkundigte sich Li-Hua plötzlich, ihre Stimme klang besorgt.
»Ja, aber wir sollten jetzt nicht Meister Zhao wecken«, antwortete er und versuchte, seine eigene Müdigkeit zu ignorieren.
Li-Hua zögerte einen Moment. »Dann mache ich dir wenigstens noch eine Kleinigkeit — und wenn es nur eine Schüssel Reis ist«, meinte sie.
»Li-Hua, du musst dich auch ausruhen. Du hast heute genug durchgemacht«, entgegnete er.
Luo-Zhi fühlte sich hin- und hergerissen. Er wollte nicht, dass sie sich um ihn kümmerte, besonders nicht nach all dem Stress, den sie erlitten hatte. Aber gleichzeitig berührte ihn ihre Entschlossenheit und Fürsorglichkeit. Es war ein Zeichen ihrer Stärke, das er bewunderte.
»Wenn du wirklich darauf bestehst...«, gab er schließlich nach und sah in ihre Augen. »Dann lass uns das schnell machen.«
Li-Hua lächelte leicht und führte ihn in die kleine Küche.
Während sie dort beschäftigt war, beobachtete Luo-Zhi sie still. Er konnte sehen, wie konzentriert sie war, während sie die Zutaten zusammensuchte. Es war beruhigend zu wissen, dass sie trotz all der Schwierigkeiten immer noch bereit war, für ihn zu sorgen.
Ein warmes Gefühl breitete sich in seinem Herzen aus. Diese kleinen Momente waren es, die ihm zeigten, wie viel Li-Hua ihm bedeutete. Sie war nicht nur seine Frau; sie war seine Partnerin—jemand, der bereit war, für ihre Beziehung zu kämpfen.
Nach einer Weile hatte Li-Hua eine einfache Schüssel Reis zubereitet. Sie stellte sie vor ihm auf den Tisch und reichte ihm ein Paar Stäbchen.
»Hier«, sagte sie mit einem Lächeln. »Iss.«
Er nahm die Stäbchen und begann zu essen, während sie ihm gegenüber saß.
»Das Essen ist köstlich, Li-Hua«, lobte er sie, als sie sich ihm gegenübersetzte.
Sie lächelte verlegen. »Ich wollte, dass du dich wohlfühlst«, antwortete sie leise.
Ihre Stimme klang sanft und voller Zuneigung. Nach dem Essen räumten sie gemeinsam den Tisch ab, da sie die Köchin nicht noch einmal wecken wollten.
Luo-Zhi fühlte sich glücklich und erleichtert, endlich wieder in ihrer Nähe zu sein. So schwer der Tag auch gewesen war.
Als sie fertig waren, nahm Luo-Zhi Li-Huas Hand und führte sie sanft in den kleinen Salon neben dem Esszimmer.
»Li-Hua«, begann er und sah ihr tief in die Augen. »Ich habe so viel an dich gedacht, weißt du das? Es war ein kleines Wunder, dass du heute aufgetaucht bist bei mir im Lager.«
Sie errötete leicht und sah ihn an, als würde sie seine Gedanken lesen können. »Ich auch«, gestand sie. »Jeden Tag. Jede Stunde. Und jede Minute.«
Er trat näher und spürte das Prickeln zwischen ihnen. »Darf ich dich küssen?«, fragte er sie leise.
Li-Hua nickte schüchtern, und er beugte sich vor, um ihre Lippen sanft mit seinen zu berühren.
Der Kuss war zärtlich und voller Sehnsucht; Luo-Zhi spürte, wie sein Herz schneller schlug. Als ihre Lippen sich trennten, hielt er ihren Blick mit seinem fest. »Möchtest du die Nacht mit mir verbringen?«
»Ja«, antwortete sie ohne Zögern, was ihn zutiefst faszinierte, besonders bei allem, was heute passiert war. Ein warmes Gefühl breitete sich in seinem Inneren aus.
Er nahm ihre Hand und führte sie hinauf in sein Zimmer. Die Tür schloss sich leise hinter ihnen, und Luo-Zhi drehte sich zu ihr um. Die Atmosphäre war geladen mit einer Mischung aus Nervosität und Vorfreude.
»Du bist so schön«, murmelte er, während er ihr tief in die Augen sah. Er beugte sich erneut vor und küsste sie leidenschaftlicher als zuvor.
Der Kuss nahm ihnen beiden den Atem; es fühlte sich an, als würde die Zeit stillstehen.
Langsam half er ihr aus ihrem Hanfu, seine Hände zitterten leicht vor Aufregung. Natürlich war es nicht das erste Mal, dass er mit einer Frau zusammen war, wirklich nicht. Doch es war das erste Mal mit Li-Hua. Und das bedeutete so viel mehr.
Li-Hua sah ihn mit einem Ausdruck von Vertrauen an, das ihn tief berührte. So, als kenne sie jeden seiner Gedanken.
Er führte sie sanft zu seinem Bett, wo das Licht der untergehenden Sonne durch das Fenster fiel und den Raum in ein warmes Licht tauchte.
Er entkleidete sich, beugte sich über sie, strich zärtlich mit seinen Fingern über ihren Körper, berührte sie sanft und dann zeigte er ihr, was es bedeutete, mit einem Mann zusammen zu sein. Lehrte sie, was es hieß, sich so nah zu sein, wie nie zuvor. In dieser Nacht liebten sie beide sich mit aller Leidenschaft, als ob sie die Welt um sich herum vergessen könnten.
Luo-Zhi erwachte langsam aus einem tiefen Schlaf und blinzelte gegen das sanfte Licht, das durch die Fenster seines Zimmers fiel. Als er sich umdrehte, entdeckte er Li-Hua, die in seinen Armen lag. Ihr Gesicht war entspannt, und ein sanftes Lächeln spielte auf ihren Lippen, während sie im Schlaf seinen Namen murmelte. Ein warmes Gefühl der Freude durchströmte ihn, und er fühlte sich stolz auf sie. Es war sicher nicht leicht für sie gewesen, sich ihm so hinzugeben.
Er betrachtete sie einen Moment länger und bemerkte, dass sie immer noch unbekleidet waren. Doch das störte ihn nicht—im Gegenteil, es fühlte sich richtig an. Der Gedanke daran, dass sie sich ihm so anvertraut hatte, erfüllte ihn mit einem tiefen Gefühl der Dankbarkeit.
Schließlich öffnete Li-Hua langsam die Augen und sah ihn an. Ihre Schüchternheit war sofort spürbar, aber auch eine gewisse Freude. »Guten Morgen«, flüsterte sie glücklich und liebevoll.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Luo-Zhi vorsichtig, während er ihre Hand nahm und sanft drückte.
Li-Hua errötete und ihre Augen funkelten vor Emotionen. »Anders... wie eine Frau... deine Frau«, antwortete sie leise. In diesem Moment verstand Luo-Zhi genau, was sie meinte—sie hatte sich nicht nur ihm körperlich hingegeben, sondern auch emotional.
Ein breites Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sich zu ihr beugte und sie sanft küsste. Der Kuss war zärtlich und voller Liebe, und als er ihre Lippen berührte, spürte er die Verbindung zwischen ihnen noch stärker werden.
»Das bist du«, flüsterte er nach dem Kuss und sah ihr tief in die Augen. »Schon immer.«
In diesem Moment wusste Luo-Zhi, dass diese Nacht nicht nur eine körperliche Vereinigung gewesen war; es war viel mehr. Für sie beide. Etwas, das sich nicht mit Worten beschreiben ließ.
»Weißt du«, murmelte Li-Hua leise. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so schön sein kann. Mit einem Mann zusammen zu sein, meine ich.«
»Und ich hätte gestern nicht gedacht, dass du wirklich die Nacht mit mir teilen möchtest. Es ist so viel passiert, dass du überhaupt noch bei mir sein willst, wundert mich«, gab er zu. »Aber du hast sofort ja gesagt.«
»Natürlich will ich bei dir sein«, murmelte Li-Hua und kuschelte sich noch etwas mehr in seine Arme, ihr Körper presste sich wieder gegen seinen.
Luo-Zhi zwang, sich ruhig zu atmen. Er wusste, sie tat das nicht mit Absicht, sondern weil sie unerfahren war, aber ihre Nähe ließ ihn Dinge fühlen. Doch er wusste auch, dass er sie nicht überfordern durfte.
»Wir sollten uns anziehen«, murmelte er, solange er noch halbwegs klar denken konnte. Auch wenn er eigentlich was ganz anderes mit ihr tun wollte.
»Mhm, stimmt.« Li-Hua nickte. »Das sollten wir.« Sie rückte noch ein wenig näher an ihn. »Aber ich will nicht.«
»Ich auch nicht«, gab er zu. »Aber wenn du das nicht tust, dann-«, er brach ab. »Wir sollten es nicht übertreiben.«
Li-Hua kicherte.
Luo-Zhi verdrehte die Augen. »Ja, noch lachst du«, meinte er. »Aber für mich ist das hart wenn du mir so nah bist.«
Erst zu spät, viel ihm auf, dass das Wort »hart« seine Situation genauer beschrieb, als er wollte. Zumindest dann, wenn Li-Hua noch weiter bei ihm blieb im Bett.
»Ich steh schon auf«, meinte Li-Hua und tat dann genau das.
Luo-Zhi lehnte sich zurück und betrachtete sie. Li-Hua hatte sich nicht viel verändert. Ihre langen dunkelbraunen Haare fielen ihr offen über ihre Schultern. Aber ihre rehbraunen Augen blickten ihn mit einem Ausdruck an, den er bisher nie bei ihr gesehen hatte. Ihr Körper wirkte längst nicht mehr so zierlich auf ihn, wie am Tag zuvor, als er sie am Strand sah.
»Warte«, meinte er als sie den Hanfu, den sie von seinen Eltern geschenkt bekam und gestern getragen hatte, vom Boden aufhob. »Nicht dieser Hanfu. Zieh ihn nicht an.«
»Ich kann doch nicht nackt in mein Zimmer gehen!« Li-Hua lief tiefrot bei dem Gedanken daran an.
Er grinste. »Ach nein?«, zog er sie auf. »Ich finde du siehst wunderschön aus, so wie du bist.«
»Luo-Zhi!« Das Rot auf Li-Huas Wangen verdunkelte sich noch etwas mehr. »Natürlich nicht.«
»Schade eigentlich...« Sein Grinsen wurde größer. »Aber dann kannst du dir einen Bademantel von mir nehmen. Du findest ihn in der Schublade dort unten, in der Kommode.«
»Oh, gut.« Er konnte die Erleichterung in ihrer Stimme hören. Hatte sie wirklich gedacht, dass er sie so über den Flur schicken würde? Der Gedanke belustigte ihn.
Als Li-Hua seinen Bademantel trug, der ihr viel zu groß war, musste er unwillkürlich lächeln. »Du siehst bezaubernd aus«, sagte er lächelnd. »Aber vielleicht solltest du dich jetzt besser in dein Zimmer schleichen, bevor uns jemand so sieht.«
Li-Hua nickte errötend. »Du hast Recht. Ich... ich gehe dann mal.«
Sie zögerte kurz, dann trat sie zu ihm und gab ihm einen sanften Kuss. »Bis später«, flüsterte sie.
»Bis nachher«, flüsterte er zurück. »Ich sehe dich dann beim Frühstück.«
Luo-Zhi blieb noch einen Moment liegen und dachte an die vergangene Nacht. Er fühlte sich glücklicher als je zuvor in seinem Leben. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, dass ihre Beziehung nun eine neue Ebene erreicht hatte. Er würde alles tun, um Li-Hua zu beschützen und ihr die Liebe zu geben, die sie verdiente. Aber natürlich war ihm auch klar, dass sie gerade erst am Anfang standen, die Probleme und Erwartungen hatten sich nicht einfach in Luft aufgelöst. Doch darum würde er sich später kümmern. Heute war alles, was zählte Li-Hua. Dieser Tag gehörte nur ihnen beiden.