MONA
Ich setze den Blinker und biege links in den schmalen Waldweg ein. Der Boden ist teilweise mit losem Kies bedeckt und es knirscht, während ich der Straße mit meinem kleinen Auto langsam folge.
Ich bin später dran als geplant. Dabei bin ich extra früh losgefahren. Aber dass ich an der Tankstelle 15 Minuten warten würde da die Kasse technische Probleme hatte, damit konnte ich nicht rechnen. Und dann noch der Stau auf der Landstraße. Von den Lkws mal abgesehen. Wenn es eben blöd läuft, dann kommt es meist noch schlimmer.
So ist es eine halbe Stunde später als geplant, als ich vorsichtig langsam im zweiten Gang weiterfahre. Dank meines Navis und der Wegbeschreibung vom Klassentreffen weiß ich, dass ich richtig bin und noch einige Meter über diesen unzugänglichen Weg hinter mir bringen muss.
Nach fünf weiteren Minuten ist die letzte Kurve geschafft und ich sehe den Parkplatz vor mir. Hier bin ich richtig. Der Grillplatz ist nur wenige Schritte entfernt.
Es sind bereits einige angekommen – zumindest schließe ich das aus der Anzahl der Kraftfahrzeuge, die bereits nebeneinander hier stehen. Ganz hinten sind jedoch noch genügend Parkplätze frei.
Ich tuckere langsam an den parkenden Autos vorbei und reihe mich links als letztes in der Reihe ein. Erleichtert ziehe ich den Schlüssel ab und öffne die Fahrertür.
Hier im Wald ist es angenehm und nicht ganz so heiß. Ich steige freudig aus und gehe zum Kofferraum. Ich bin echt sehr neugierig auf das, was mich erwartet. Wer ist gekommen und erkenne ich alle wieder?
Ich habe gerade die Heckklappe geöffnet, als ich ein Geräusch hinter mir höre. Ich drehe mich um. Auf der anderen, rechten Seite, sind ebenfalls Parkplätze und ein Mann ist gerade dabei, einen Bierkasten aus seinem Auto in dem bereitstehenden Bollerwagen dahinter umzuladen.
Ist das einer meiner ehemaligen Klassenkameraden?
Auch aus der Entfernung kann ich sehen, dass es sich um einen außergewöhnlich attraktiven Mann handelt. Obwohl er nur eine einfache verwaschene Jeans und ein rotes Tank-T-Shirt trägt, wirkt er ausgesprochen sexy auf mich. Vermutlich einer jener Typen, die regelmäßig ins Fitnessstudio gehen, wenn ich mir seinen muskulösen Körper anschaue. Es gibt ja Männer, die übertreiben es, aber bei ihm ist es perfekt für meinen Geschmack. Auch die diversen Tätowierungen, die seine beiden Arme schmücken, passen irgendwie zu ihm, finde ich. Sie sind nur vereinzelt, nicht über die ganzen Arme wie oft üblich verteilt und verleihen ihm einen Hauch von einem Bad Boy, ohne dass er tatsächlich verrucht wirkt.
Mit Leichtigkeit greift er erneut in den Kofferraum, um eine zweite, andere Kiste auszuladen.
Sein schwarzes, kurzes Haar liegt nicht mehr ganz korrekt in Form. Einige Strähnen stehen verstrubbelt vom Kopf ab. Was seiner Attraktivität keinen Abbruch tut, ganz im Gegenteil. Da er ganz mit seinem Tun beschäftigt ist, schaut er leider nicht in meine Richtung, so dass ich sein Gesicht nicht richtig erkennen kann.
Leider? So kann ich ihn wenigstens ungestört beobachten.
Ich bin normalerweise nicht der Typ Frau, der den Männern heimlich hinterher starrt oder sie beobachtet. Eigentlich bin ich für solche Verhaltensweisen nun doch schon etwas zu alt. Aber ich kann irgendwie nicht anders. Er hat etwas an sich, was mich fasziniert.
So schaue ich zu, wie sich noch 2 verschlossene Schüsseln, Geschirr, Besteck, 2 Baguettes und mehrere eingeschweißte Stück Fleisch zu den zwei Kisten gesellen. Mir kommt der Gedanke, dass er sicher hier mit seinen Kumpels da ist und nur zufällig am gleichen Ort.
Er scheint nun fertig zu sein und klappt den Kofferraum zu. Er greift nach seinem Transportwagen und macht sich auf dem Weg.
Seine Augen schauen in meine Richtung.
Verdammt.
Mir ist das alles furchtbar peinlich. Hat er mich doch beim Spannen erwischt.
Und nun fängt er auch noch an, frech zu grinsen und läuft genau in meine Richtung.
Lieber Gott, kannst du nicht ein Blitz herschicken der mich erschlägt oder eine Erdspalte auftun, die mich verschluckt?
Viel zu schnell kommt er näher.
Ich schenke ihm ein unverbindliches leichtes Lächeln – so wie man es bei einem Fremden tut, wenn man einfach nur höflich sein möchte – um meinen Fauxpas zu verschleiern. Hastig wende ich mich meinem Kofferraum zu und beginne nun meinerseits, meine Sachen aus dem Auto auszuladen und hinter meinem Fahrzeug auf dem Waldboden zu verteilen. Auffälliger geht es kaum noch.
Vielleicht geschieht ja ein Wunder und er geht einfach an mir vorbei?
Mein Stoßgebet wird natürlich nicht erhört. Ich höre vor allem am Quietschen der Räder seines Bollerwagens, dass er näherkommt. Zu tun, als würde ich von all dem nichts mitbekommen, ist schon ziemlich lächerlich.
Da mir jedoch nichts Besseres einfällt, hole ich nun die große Tupperschüssel mit dem Nudelsalat.
„Verzeihung?“ höre ich ihn hinter mir sagen. „Gehören Sie auch zum Klassentreffen?“
Es ist eine angenehme, etwas dunklere Stimme mit einem ganz besonderen Timbre. Mir bleibt nun nichts mehr anderes übrig, als mich umzudrehen und dem Mann zu antworten, der direkt hinter mir steht.
Ich stehe einer Person gegenüber, die nicht nur athletisch und muskulös zugleich wirkt, sondern gut einen Kopf größer ist. Ich muss daher meinen Blick leicht nach oben richten, um ihn anschauen zu können.
Er dürfte in etwas meinem Alter sein, was sich aber auch aus seiner gerade gestellten Frage ergibt. Er hat ein eher schmales, längliches Gesicht, welches sonnengebräunt ist und dadurch ein wenig südländisch wirkt. Einige seiner dicken Haare hängen frech in seine Stirn und verleihen ihm etwas Lausbubenhaftes und Ungebändigtes.
Sofort fallen mir die zwei dunkelbraunen Augen auf, die mich seinerseits neugierig mustern. Ich kenne sonst keinen, der ein solch dunkles Braun seiner Iris hat. Seine Wimpern sind schwarz und lang. Sein ganzer Blick wirkt dadurch ausdrucksstark und intensiv.
Seine Brauen sind ebenfalls schwarz, breit und bilden keine gerade Linie, sondern sind breit und buschig. Sie passen gut zu den Augen und verstärken dadurch ihre Wirkung.
Seine Nase ist durchschnittlich groß, mit kleinen Nasenlöchern. Er hat schwungvolle, normal breite Lippen und ein weicher Zug liegt auf ihnen. Sein Kinn ist eher schmal und etwas spitz und harmoniert gut zu mit seinem restlichen Gesicht.
Er hat sich akkurat rasiert und ich kann keine störenden Bartstoppeln entdecken. Wie auch sonst keinen Bart.
Dieser Kontrast – perfekte Rasur und leicht wild stehende Haare – bieten einen Kontrast, der mich unheimlich anzieht.
Wir beide betrachten uns gegenseitig.
Mein Hals fühlt sich furchtbar trocken an. Mehrmals muss ich mich räuspern, bis ich das Gefühl habe, endlich wieder eine Stimme zu haben. Trotzdem hört sie sich sehr krächzend an, als ich antworte: „Ja, sieht so aus“. Toll, sehr kreative Antwort.
Ich bin sonst nicht so auf den Mund gefallen, aber dieser Typ verunsichert mich. Vor allem, da ich ihn absolut nicht zuordnen kann. Vielleicht gibt es hier ja noch ein anderes Klassentreffen auf dem Grillplatz?
Zweifel, die er offensichtlich nicht teilt, denn er lächelt mich nun breit an. Makellose, weiße Zähne. Wie könnte es bei diesem Traummann auch anders sein.
„Das freut mich. Ich denke, dann können wir uns ohne weitere Umstände gleich duzen, oder?“
Ich muss mich wieder räuspern. „Ja, natürlich“ antworte ich leise.
Er mustert mich erneut und sein Lächeln wird breiter: „Mona?!“
Zu dumm, dass ich diesen Adonis nicht erkenne. Umso peinlicher, dass er dieses Problem bei mir nicht hat.
„Äh.. ja, richtig, ich bin die Mona“. Vielleicht kann ja überspielen, dass ich keine blassen Schimmer habe, wer er ist, bis mir die rettende Erleuchtung kommt. Ich versuche verzweifelt, eine Verbindung zu meinen früheren Klassenkameraden zu knüpfen, versuche mir die alten Gesichter vorzustellen.
Er schaut mich amüsiert an und legt den Kopf ein wenig schief. „Du hast keine Ahnung, stimmt’s?“
„Was meinst du?“ versuche ich auszuweichen.
Sein Lachen ist angenehm und wohlwollend. „Mona, ich sehe doch, dass du dir gerade den Kopf zerbrichst du dich nicht an mich erinnern kannst“.
Ich sollte dringend an meiner Mimik arbeiten, wenn er mich so leicht durchschauen kann. So bleibt mir nichts anderes übrig, als verlegen zuzugeben: „Ja, das stimmt leider. Es tut mir leid“.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe mich ziemlich verändert seit damals“ verrät er. Glücklicherweise scheint ihm meine Amnesie nichts auszumachen, sondern eher zu belustigen. Was mir zugegebener Maßen auch nicht wirklich gefällt. Irgendwie ist das heute kein guter Start für das Klassentreffen.
Er lässt mich noch einen Augenblick zappeln, dann fährt er fort: „Erinnerst du dich an Aron?“
„Aron?“ antwortete ich und versuche mir ein Bild von damals zu machen. „Nein, tut mir leid. Den einzigen Aron, an den ich mich erinnere, war ein untersetzter Teenager. Er war nett, hatte aber furchtbar viele Pickel im Ge…..“. Erschrocken breche ich ab und halte den Atem an.
Verdammt! Ich starre ihn an. Das darf jetzt nicht wahr sein, oder? Dieser Traum von einem Mann kann doch nichts gemeinsam haben mit dem schüchternen Jugendlichen, der sich damals gerne von allen in seine eigenen vier Wände zurückgezogen hatte.
Mein Gesicht ist vermutlich ein einziges Fragezeichen, denn er antwortet bestätigend: „Ja genau der. Der untersetzte Teenager mit den vielen Pickeln im Gesicht. Das war ich“.
Ich schüttle fassungslos den Kopf. Aber wenn ich ihn mir so betrachte – eine wage Erinnerung überkommt mich. Ich hatte mit Aron damals wenig Kontakt gehabt. Eine optische Augenweide war er nicht gewesen, aber wir hatten uns das eine oder andere Mal unterhalten. Ich fand ihn damals sympathisch und nicht so affig wie viele der anderen Jungs, war aber generell nicht am anderen Geschlecht interessiert gewesen, sondern hatte mich lieber auf die Schule konzentriert.
Denkt man sich sein Gesicht etwas breiter und viele Pickel dazu… eine schwere Vorstellung zugegeben, aber langsam gelingt es mir, die Verbindung zu dem Jungen von damals herzustellen. Und seine Augen – sie sind noch die gleichen wie damals, vor … ja, vor wie viel Jahren? Das ist nun wirklich ewig her, dass ich ihn gesehen habe.
Und nun, bei diesem ersten Treffen, muss ich gleich mehrmals ins Fettnäpfchen treten. Peinlicher geht es nicht.
„Es tut mir leid, Aron, dass ich dich nicht gleich erkannt habe“ entschuldige ich mich erneut.
„Das ist völlig in Ordnung, Mona, da bist du nicht die einzige, die überrascht war“ beruhigt er mich. „Und es freut mich, dass du mich nett gefunden hast. Vielleicht kann ich dich ja davon überzeugen, dass ich es noch immer bin“ fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Verblüfft möchte ich etwas antworten, als er auf meine Utensilien auf dem Boden deutet. „Ich habe noch Platz in meinem Bollerwagen, wie wäre es, wenn wir deine Sachen hinzutun? Oder willst du sie lieber einzeln rüber tragen?“ neckt er mich.
„Natürlich nicht“. Gemeinsam verstauen wir meine Gegenstände in den Karren.
„Bist du mit jemanden zusammen gefahren?“ frage ich ihn neugierig.
„Nein, wieso?“
„Die vielen Sachen. Oder isst und trinkst du das alles alleine?“ ich deute auf seine Kisten und sein Fleisch sowie die Schüsseln.
„Ach so“. Er zuckt ein wenig ratlos mit den Schultern. „Ich konnte bei den letzten beiden Klassentreffen leider nicht kommen und daher dachte ich, ich bring etwas mehr mit, als Entschädigung sozusagen. Es gibt ja immer jemand, der etwas vergessen hat“.
Ich deute auf die zwei Schüsseln. „Was ist da drin?“
„Lass dich überraschen“ antwortet er geheimnisvoll und fängt an, sein Gefährt hinter sich herzuziehen. Mir bleibt nichts anderes übrig als mitzugehen. Etwas nutzlos komme ich mir schon vor, wie ich so einfach neben ihm herlaufe.
„Hast du dich mit jemanden verabredet?“ will er wissen, als wir fast da sind. Er ist kein bisschen außer Atem, wie ich neidisch bemerke.
Ich schüttle den Kopf. „Ich weiß gar nicht, wer alles kommt“.
„Ich sitze links hinten an dem Tisch unter der großen Eiche. Wenn du willst, wir haben noch Platz“ lädt er mich ein.
„Gerne. Aber ich sollte vorher erst noch schauen, wer alles da ist und sie begrüßen“ gebe ich zu bedenken.
„Natürlich, selbstverständlich. Du sollst wegen mir nicht unhöflich werden“ bestätigt er sofort. „Und die meisten sind eh noch mit dem Grillen am Gange oder richten sonstiges her.
Wir sind angekommen. Der Grillplatz liegt teilweise in der Sonne, aber es sind genug schattige Plätzchen vorhanden. Die Männer sind gerade dabei, das Feuer anzuzünden, während die Frauen die Salattheke herrichten.
Einige schauen auf, als wir beide uns nähern. Dank der quietschenden Reifen sind wir ja auch nicht zu überhören.
Aron kommt zum Stehen und greift sofort, ganz Gentleman, nach meiner großen Salatschüssel. Meinen leisen Protest ignorierend, trägt er sie leichtfüßig zum Buffet.
Ich gebe nach und folge ihm.
Hinter ihm herlaufen führt leider auch nicht dazu, dass ich mich besser fühle. Ich sehe das Spiel seiner Muskeln und betrachte seine Tattoos, während ich hinter ihm her stiefle. Aus den Augenwinkeln meine ich zu erkennen, dass weitere Frauen und Männer ihn heimlich und teilweise auch bewundernd oder gar neidisch – je nach Geschlecht- betrachten.
Wer hätte auch gedacht, dass aus so einem hässlichen Entlein ein solcher Schwan werden würde?
Man hat einige Bänke längs zusammengestellt, um dort all die Schüsseln und sonstiges aufzutragen. Dort angekommen, steht eine kleine zierliche, energisch wirkende Frau, die sich gerade an zwei ihr nebenstehende Damen gewandt hat: „Ich denke, den grünen Salat verteilen wir gleichmäßig, damit jeder gut dran kommt, oder? Schließlich muss der dann auch bald gegessen werden, wenn er angemacht ist, sonst schmeckt er nicht mehr. Was ist das für eine Schüssel?“ Sie redet ohne Punkt und Komma und meint mit ihrer letzten Frage meinen Helfer, den sie gerade erblickt hat. Manche Dinge ändern sich scheinbar auch nach vielen Jahren nicht.
Aron schaut mich fragend an.
„Nudelsalat“ beeile ich mich zu sagen.
Zu mehr komme ich nicht, da ich mich sofort in einer Umarmung wiederfinde. „Hey Mona, schön dich zu sehen? Wie geht es dir?“ Einer der drei ist auf mich zugekommen und freut sich aufrichtig, mich zu sehen.
„Dank, Gudrun, mir geht es gut, ich hoffe, dir auch?“ erwidere ich ehrlich. Gudrun hatte schon immer ihr Herz am rechten Fleck und verwickelt mich sofort in ein Gespräch.
Ich bekomme noch mit, dass sich Isabell, die kleine Energische, an Aron wendet und ihre berühmt- berüchtigten Anweisungen gibt: „Also Nudelsalat sollte ziehen, du öffnest am besten die Schüssel und rührst nochmals durch. Glücklicherweise habe ich genug Besteck dabei. – Nein, nicht hier hin, stelle in die Mitte, zu den zwei anderen Nudelsalaten“.
Ich würde gerne weiter zuhören, werde aber jetzt von Gudrun zugetextet. „Mona, erzähle doch mal. Was machst du beruflich? Ich fand es ja so schade, dass du letztes Jahr nicht dabei warst. Arbeitest du immer noch bei dieser Firma wie damals, gleich nach der Ausbildung? Wie hieß sie noch gleich?“
„Nein, nicht mehr“. Ich versuche, ihr zu folgen und gleichzeitig unauffällig mitzubekommen, was da zwischen Isabell und Aron läuft. Er hat meine Schüssel gemäß ihrem Befehl abgestellt und sie redet weiter auf ihn ein.
Monika – die dritte vom Bunde – nähert sich mir ebenfalls und zieht mich etwas zur Seite. Mist, so weit entfernt und zwischen zwei Frauen kann ich nicht mehr verstehen, was mein Traummann gerade sagt.
„Hallo Maron. Du kennst deine alte Freundin Monika noch, oder? Isabell hat sich auch gar nicht verändert, oder?“
„Nein, hat sie nicht“.
„Ja, immer noch der alte Feldwebel, nicht wahr?“. Nun lachen wir alle drei. Ich etwas gezwungen, da ich eigentlich gerade etwas ganz anderes im Kopf habe.
Notgedrungen beginne ich, mich mit ihnen zu unterhalten. Und mache damit genau das, für was ich hergekommen bin. Meine alten Klassenkameraden treffen und zu erfahren, was aus ihnen geworden ist, was sie beruflich machen, was für ein Leben sie haben.
Trotzdem schwirrt mir die ganze Zeit Aron im Kopf herum, auch wenn ich versuche, ihn so weit wie möglich auszublenden. Vermutlich ist er eh verheiratet.
Der Teufel flüstert mir zu, dass ich keinen Ehering am Finger gesehen habe. Was aber natürlich auch nichts heißen muss.
Ich bin schließlich nicht mit der Absicht hierhergekommen, jemanden kennenzulernen.
Während wir weiter über Gott und die Welt reden, blicke ich verstohlen zu Isabell rüber. Aron ist nicht mehr bei ihr. Wohin ist er gegangen?
Ich antworte halbherzig auf eine Frage von Monika und höre nun mit halben Ohr zu, wie sich die beiden unterhalten. Stattdessen überlege ich, wohin er gegangen sein könnte, da ich ihn nirgends entdecken kann. In diesem Moment spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ein Kopf nähert sich von hinten und jemand sagt leise in mein Ohr: „Ich gehe an meinen Tisch zurück. Du weißt ja, wo du mich findest. Der Platz neben mir ist für dich reserviert“.
Ich bin viel zu verblüfft, um reagieren zu können. Als ich endlich wieder zu mir komme, ist er bereits verschwunden.