Neue Fahrpläne
Der routinierte, passionierte Bahnfahrer kennt das: pünktlich im Dezember kommt die Fahrpreiserhöhung. Und diese kommt IMMER. Auch wenn der Diesel billiger geworden ist als im Vorjahr. Es wird IMMER teurer.
Mit der Fahrpreiserhöhung kommt dann der neue Fahrplan.
Und was tut der routinierte Bahnfahrer?
Richtig – nichts….
Ich fahre seit Herbst 2005 mit der Bahn und in all den Jahren hat sich der Fahrplan nicht geändert – was die Abfahrtszeiten angeht. Schon oft ist mir dann nach dem Wochenende eingefallen: „Ach ja, es war ja Fahrplanwechsel, deshalb ist die Fahrkarte wieder teurer“. Die Abfahrtzeiten ändern sich maximal um 3 Minuten nach vorne oder hinten, und einen kleinen Puffer hat man ja immer eingeplant.
Nun, bei zwei Fahrplanwechsel hatte sich dann doch etwas geändert, und darüber möchte ich schreiben. Heute das erste Kuriosum.
Mit dem Fahrplanwechsel kam die tägliche Verspätung….
Wie schon oben erläutert, ändern sich die Zeiten nur sehr geringfügig. So auch bei diesen einem Fahrplanwechsel, von dem ich berichten möchte. Es ist noch gar nicht lange her, ich glaube der vorletzte war es.
Ich habe morgens immer stündlich einen Zug zur Auswahl und noch eine Verbindung ca. eine Viertelstunde später, aber mit Schneckentempo, umsteigen und geht natürlich um einiges länger. Dies ist immer ein Notnagel, wenn der eigentliche Zug nicht kommt. Und diese Notverbindung sollte mit einem Mal eine größere Rolle spielen…
So begab es sich mit dem Fahrplanwechsel, dass der Zug plötzlich regelmäßig – sprich immer – zu spät kam. Das ging schon von Anfang an los. Glaubte man in den ersten Tagen noch an einen Zufall, so stellte ich und alle anderen warteten Fahrgäste fest, dass dieser Zustand anhielt. An sehr guten Tagen – und diese waren sehr selten, vielleicht ein Mal in zwei Wochen – war der Zug mit fünf Minuten zu spät „überpünktlich“ – sonst war er meist 15 Minuten. An guten Tagen „nur“ 10, an schlechten Tagen „20" Minuten oder mehr.
Der Profi würde jetzt diese Verspätung einfach einkalkulieren und einfach später kommen. Nur so cool war ich dann doch nicht und von 5 Minuten bis 20 Minuten ist es dann doch eine recht große Zeitspanne.
So nahm das tägliche Ungemach seinen Lauf. Jeder regte sich täglich auf und fuhr trotzdem mit dem Zug. Die tägliche Ansage der Verspätung wurde geradezu erwartet und doch rollte jeder mit den Augen, wenn es wieder hieß „…Wir bitten um Entschuldigung“. Nicht, dass man es nicht erwartet hätte.
Das ein oder andere Mal waren es dann laut Anzeigetafel auch mehr als die 20 Minuten und somit die Überlegung und Spannung, welcher Zug zuerst kommen würde und ob man nun in den Bummelzug einsteigen sollte oder nicht. Kurze Diskussionen oder Fragen an Mitreisende (Mitleidende?), was jetzt klug sei, kamen auf. Meist jedoch war nur eine große Ratlosigkeit und man war sich einig, dass so etwas nur bei der Deutschen Bahn vorkommen kann.
Man muss dazu sagen, dass die Strecke eingleisig ist und der Bummelzug mit Umsteigen daher eigentlich nicht überholt werden kann.
Aber wer regelmäßig Bahn fährt weiß, dass ab einer gewissen Verspätung die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Zug ganz ausfällt. Ab 30 Minuten ist aus meiner Erfahrung die Wahrscheinlichkeit, dass der Zug nicht mehr kommt, bei etwa 50 %. Man ist so gesehen dann auf der sicheren Seite, auch mal eine schlechtere Verbindung zu nehmen. Aber dazu werde ich an anderer Stelle noch berichten.
Die regelmäßige Verspätung – nicht auf meinen Zug bezogen, sondern allgemein – war dann auch mehrfach Thema der örtlichen Zeitung. Dass die DB schon mehrfach Strafe zahlen musste und Besserung gelobt hatte, aber die Situation unbefriedigend blieb.
Auf jeden Fall war es mir dann nach wenigen Wochen zu blöd und ich fahre seitdem mit dem Zug eine Stunde früher. Bis heute. Und dieser war und ist pünktlich, zumindest in dem Rahmen, wie man es von der DB kennt.
Ein paar Wochen später erfuhr ich über einen Bekannten, der Mitglied des Vereins „Pro Bahn“ ist und selbst diese nutzt, den Grund: Die DB hatte den Fahrplan insofern umgestellt, dass der Zug an meinem Bahnhof zwar zur gleichen Zeit einfuhr, aber von einem anderen Startbahnhof kam. Und da wir auf unserer Strecke noch nicht elektrifiziert sind, also keine Oberleitungen haben, kann dort kein Zug fahren, der eben diese benötigt. Und diese Zeit für den Lokwechsel hatte die DB schlicht vergessen, mit einzuplanen.
Mittlerweile fahren ja vermehrt E-Loks ohne Oberleitungen – insofern hat sich das Problem möglicherweise inzwischen entschärft. Ich bin aber beim früheren Zug für mich geblieben.