Sobald er die Zimmertür aufgeschlossen hat, fröstelt er. Die Wände des Hotels waren nicht sonderlich dick und er hatte leider vergessen die Heizung anzustellen, die im Verhältnis zu den anderen Sachen im Haus, gut funktioniert. “Tut mir leid, dass das Zimmer so mies ist, aber ich wollte keine unnötige Aufmerksamkeit auf mich ziehen“, er hilft ihr dabei den Raum zu betreten.
“Kein Problem“, erwidert sie: “Mir geht es da oft nicht anders. Scheinbar habe ich das ‘keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen‘ aber nicht so gut drauf wie du. Schließlich habe ich deine Aufmerksamkeit erregt.“ “Na ja, ich hab Stunden lang auf dem Dach darauf gewartet, dass du auftauchst.“ Sie kann ein Grinsen bei seinen Worten nicht verstecken.
“Wir sollten jetzt erst mal ins Bad gehen und uns um deine Wunde kümmern. Ich will nicht, dass es sich entzündet“, gibt er vorsichtig zu Bedenken. “Nein, das ist wirklich nicht nötig. Es geht mir gut“, erwidert Natasha. Er hebt eine Augenbraue und deutet mit der Hand auf die Sitzfläche: “Gut, dann setz dich.“ Sofort merkt er an ihrem Gesichtsausdruck, dass sie selbst bezweifelt dazu imstande zu sein: “N-Na gut, kein Problem.“
Feste hält sie sich an der Lehne des Sofas fest und versucht sich vorsichtig darauf sinken zu lassen, doch bevor ihr Gesäß sich in den Stoff hinein graben kann, zuckt sie zusammen als eine Welle des Schmerzes ihren ganzen Körper übermannt.
Schnell schiebt er seine Hände unter ihren Körper und hebt sie hoch, als er sieht wie der rote Fleck auf ihrem Oberschenkel sich vergrößert. Nun bereut Clint es sie darum gebeten zu haben und macht sich noch mehr Sorgen, während das Gefühl, dass das alles seine Schuld ist, wächst. Innerlich verflucht er sich für die Unbedachtheit, die er an den Tag legt.
Sanft trägt er sie in das kleine Badezimmer und lässt sie, trotzdem ihres starken Protests, vorsichtig in die Badewanne sinken. “Ich kümmere mich jetzt um das da“, er deutet auf ihr Bein: “Keine Widerrede.“ Bockig verschränkt sie die Arme vor der Brust, doch diese Tatsache ignoriert der Brünette einfach.
Das Bad ist zwar mehr als spärlich eingerichtet, doch zu seiner Freude ist wenigstens ein Koffer voller Verbandszeug da. Er greift den Henkel und zieht das rote Köfferchen mit dem weißen Kreuz aus dem Regal unter dem Waschbecken. “Kannst du bitte deine Hose ausziehen? Dann fällt es mir leichter deine Wunde …“, beginnt er und versucht sich nicht umzudrehen. Ihre Reaktion will er nicht sehen, da sie seiner Bitte sicher mit Hass und Wut begegnen würde, obwohl er keine böse Absicht hat. Clint will ihm doch nur helfen!
Deshalb überrascht ihn ihre Antwort auch: “Na gut, aber bitte sei vorsichtig mit dem Desinfektionszeug. Davon bin ich wirklich kein sonderlich großer Fan.“ Überrascht dreht er sich zu ihr herum und starrt auf ihre hellen Beine. Er kann es kaum fassen, dass sie seiner Bitte ohne Wiederwort nachkommt.
Die klaffende Wunde an ihrem Oberschenkel bringt ihn allerdings wieder dazu sich zu konzentrieren. Als Erstes zieht er besagtes Desinfektionsmittel und einen weichen Lappen hervor. Er kann ihre Abneigung dagegen vollkommen nachvollziehen, doch trotzdem muss es gerade sein, denn schon nach einem kurzen Blick kann er sagen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Infektion nicht gerade niedrig ist.
Um ihr die Angst allerdings ein wenig zu nehmen, erklärt er ihr jeden Schritt einzeln: “Erst nehme ich ein bisschen Desinfektionsmittel, um die Verletzung zu säubern, dann ziehe ich den letzten Rest meines Pfeils raus und vernähe die Wunde. Wenn ich damit fertig bin, nehme ich noch einmal das Mittel und wische das Blut ab. Ist das okay?“ Das ‘ein bisschen‘ betont er besonders stark. Sie verdreht die Augen: “Ja, ist okay. Du brauchst mir nicht alles zu erklären. Schließlich bin ich kein kleines Kind.“ “Oh, tut mir leid. Ich wollte dich wirklich nicht beleidigen oder so“, stammelt er, doch sie winkt nur ab: “Das war doch nur ein Scherz, Barton. Ich dachte, das macht man so.“ Clint schafft es sich zu einem Grinsen durchzuringen. Scheinbar hat sie sowas noch nie gemacht: “Ja, stimmt, so macht man das, aber das ist eine ernste Situation, also bleiben wir auch ernst, okay?“ “Jap, wir sind beide super ernst“, antwortet sie und bewegt ihr Beine vorsichtig in seine Richtung. “Danke“, lächelt er und ist wirklich ziemlich froh, dass sie sich nicht gegen ihn sträubt: “Du weißt aber, dass meine Behandlung einen Besuch beim Arzt nicht ersetzt, richtig? Wenn wir im Helicarrier sind, solltest du am besten sofort zu einem der Ärzte gehen. Die haben es wirklich drauf dich in unter einer Stunde wieder zusammen zu flicken, egal wie schlimm es ist.“ “Wow, das ist definitiv eine Steigerung. Beim KGB hat man höchstens eine Schmerztablette und einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, wenn man mal Glück hatte“, schildert sie und versucht dabei zu grinsen, doch er kann sich denken, dass das kein Witz war.
Nachdem er seine Behandlung komplett vollzogen hat, ist ihre Wunde mit einem weißen Verband bedeckt, während das schwarze Holzstück, dass sie so schwer verwundet hat, irgendwo zwischen Toilette und Mülleimer liegt. “Steh bitte schonmal auf und leg dich ins Bett“, er reicht ihr eine Hand: “Dann mach ich hier alles sauber, sonst denken die Leute dieser Einrichtung, dass ich irgendwen umgebracht hätte.“ “Warum kann ich dir nicht helfen?“, mit seiner Hilfe steigt sie aus der Wanne und steht wenige Sekunden später mit verschränkten Armen und wackligen Beinen vor ihm.
Er legt beide Hände um ihre: “Darüber möchte ich gerade echt ungern diskutieren, Nat. Wir wissen beide, dass du dich ausruhen musst. Wenn du es schon nicht für dich selbst machst, mach es wenigstens für mich.“
Ohne lange darüber nachzudenken, drückt er ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Als er ihren überraschten Blick bemerkt, erstarrt er: “Tut mir leid.“
Die junge Frau antwortet aber nicht, sondern lässt ihre Hände einfach nur unter sein Shirt zu seinem Rücken wandern. Ihre Finger aus seiner Haut bringen ihn fast um den Verstand. Als sie ihre Lippen sanft auf seinen Hals drückt, fühlt es sich so an, als würde sie ein Feuer in ihm entzünden, das er lange selbst erstickt hatte.
Instinktiv schiebt er seine Hand unter ihren Po und drückt sie gegen die eisige, geflieste Wand. Ein ersticktes Keuchen entflieht ihrer Kehle, als sie die Mauer im Rücken spürt. Sie schlingt die Beine um seine Hüften, sodass er sie hochheben und zum Bett tragen kann. Natürlich achtet er darauf, dass ihre Wunde nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, während er sich mit ihr seiner Leidenschaft hingibt.