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Hallo.
Man nennt mich Faridsthor Ben Faruksen, kurz Farid.
Mein Vater ist Farukstaros Ali Matursen, kurz Faruk, - einer der reichsten Händler in Durn Dugh (Ich erspare euch ab jetzt die langen Namen und nenne gleich die Rufnamen). Meine Mutter Zabine starb nach der Geburt meines jüngsten Bruders, Ben-Ali. Insgesagt sind wir 3 Brüder und 2 Schwestern, wobei die Schwestern Klaudia und Helga im Geschäft mitarbeiten. Meine Onkels und meine Tante sind ebenfalls bei uns tätig: 1. Baul und Tante Fenne (Buchhalter), 2. Saulus ist ledig (Vertrieb), genauso wie 3. Mark und Klaus (Beschaffung). Nur mein älterer Bruder Mert ist zum Militär gegangen, was ich auch mal machen will.
Heute beginnt das letzte Schuljahr. Ich bin 15 und werde nach alter Tradition und wie alle Schüler in eine neue Klasse eingeteilt. Wir gehen vom Alter von 6 bis 10 zur Grundstufe, dann von 11 bis 15 zur Mittelstufe und von 15 bis 16 zur Endstufe. In jeder Stufe haben wir eine zufällig ausgewählte Klasse. Wir sind zurzeit 8 Klassen a 20-30 Schüler in meinem Jahrgang. Unsere Schulfächer sind Orkisch, Faustisch (unsere Gemeinsprache), Mathematik, Wirtschaft, Geschichte, Literatur sowie Alchemie und Handwerkslehre. Die Mädchen lernen Haus- und Männerkunde. Die Jungen lernen Kämpfen. Wir Jungen haben mehr zu tun, weil das Kämpfen Montag bis Samstags morgens vor der Schule von 5:30 bis 7:30 stattfindet. Während die Mächden nur Montags bis Freitags eine Stunde nach der Schule länger bleiben oder Projekte machen... Ich finds nicht fair, aber das Leben ist nicht fair. Sagt mein Vater immer.
Heute beginnt also das neue Schuljahr. Ich stehe vor dem neuen Spiegel, den Oheim Klaus letzte Woche aus Abu Sabein mitgebracht hat. Es ist 4:55 morgens. Ab und zu nippe ich am Kaffee, während mein Frühstück aus Haferbrei und Wurst heute unangetastet bleibt - ich bin zu aufgeregt. Ist meine Waffe geputzt? Ja. Meine Hauer sind poliert? Ja. Die Ohren sauber? Ja. Der erste Tag in einer neuen Stufe steht symbolisch für die ganze Zeit, zwar in dem Fall nur ein Jahr. Dafür aber das wichtigste Jahr.
Mein Vater ruft mich jetzt. Nach alter Tradition hat der Vater eines Endstufler ihn am morgen vor der Schule auf brutale Art und Weise zu desillusionieren. Dies geschieht der Vater dem Sohn die offensichtlichen Mängel vorhält und ihm erst mit Schlägen droht, dann folgt die Rituelle Tacht Prügel mit einem Gürtel aus Stoff. Dann gelobt der Sohn dem Vater immer hörig zu sein, sobald der Vater aber den Rotwein eingießt, mit dem bereitgestellten Reisigbesen eins über die Rübe zu geben. Tradition halt. Angeblich wurde noch zu Großvaters Zeiten das Ritual nicht nur gespielt. Dann umarmt mich Baba Faruk und wir gehen zur Halle, wo der Ben-Ali steht, der ja auch so früh los muss. Allerdings werde ich heute kein Kämpfen haben, sondern nur eine Ansprache. Ich hasse Ansprachen.
Ben-Ali, der gerade im letzten Jahr der Grundstufe ist, singt den Orkmarsch:
Schritt vor Schritt voran
unserem Ziel entgegen
wir haben's uns so ausgesucht
denn wir sind verwegen
denn wir sind gut (GUT!)
und unsere Feinde sind verflucht
Mich stört es. Kindisch.