Zufrieden betrachtete ich die blankpolierte Plakette an der Eingangstür unserer - seit heute offiziell eingetragenen - Kanzlei. Auch wenn das altmodische Reihenhaus seinen besten Tage bereits lange hinter sich hatte, so war der eigentliche Grund seines langen Leerstehens ein anderer: in diesen Hallen hatte sich eine spektrale Erscheinung eingenistet.
"Hilfst du mir dann jetzt endlich beim Einräumen?", rief mein Partner von drinnen. Seit Morgengrauen war Jonathan bereits damit beschäftigt, unsere Fallakten und Utensilien fein säuberlich in den dafür vorgesehenen Hängeregistern und Regalen unterzubringen.
"Sicher doch, aber vielleicht schaue ich erst noch kurz nach unserem unliebsamen Untermieter", erwiderte ich.
Im Obergeschoss begann es zu rumpeln, kaum dass ich durch die Türe getreten war. Dabei war dort oben niemand, zumindest kein Mensch.
"Archie, was treibst du da oben schon wieder", säuselte ich.
Das Klirren von Porzellan sollte mir als Antwort dienen, während ich die knarzenden Stufen des Treppenhauses emporstieg. Ich fand die Erscheinung des ehemaligen Eigentümers in der kleinen Zweitküche, wo er wahllos Tassen und Teller aus den Schränken wühlte, um sie an die gegenüberliegende Wand zu pfeffern. Sein gedrungener Körper war von einem silbrigen Schimmer umgeben, er selbst erwies sich als leicht durchscheinend.
"Archie, also wirklich. Das ist doch dein eigenes Gut."
Doch die Erscheinung ignorierte mich weitestgehend, vereinzelt fanden jedoch Teile des Geschirrs ihren Weg in meine Richtung.
"Lasst mich in Ruhe", ertönte seine gereizte Stimme auf einmal hinter mir. Unnatürliche Kälte ging von ihm aus, die Temperatur auf dem Flur sank blitzartig dem Gefrierpunkt entgegen, doch ich durfte mir nichts anmerken lassen: "Das hatten wir doch jetzt schon so oft: Jonathan und mir gehört dieses Gebäude jetzt. Wir werden dafür bezahlt, Erscheinungen wie dich aus den Häusern der Zivilbevölkerung zu entfernen. Seit heute Morgen sind wir sogar offiziell als Spuksammler im Register eingetragen."
Die Erscheinung hielt inne: "Und wie nennt ihr euer halsabschneiderisches Unternehmen?"
"Geist-los. Wir entsorgen ihre penetranten Plagegeister", zitierte ich das Firmenmotto stolz, doch Archie rollte lediglich mit den Augen: "Geist-los also, sehr passend. Genauso geistlos erscheint mir eure Namenswahl nämlich."