Es waren einmal zwei Naturgeister names Vaï und Vaya. Seit unsere Welt erschaffen wurde, wachten die beiden über die Wälder, Hügel und Täler von Farraway und die der angrenzdenden Regionen. Und sie waren sehr stolz auf ihre Aufgabe.
Vaï war ein Geist der Erde. Jeden Frühling trug sie Sorge dafür, dass aus dem gerade noch vom Frost gezeichneten Boden neue Blumen sprießen und gedeihen konnten.
Vaya hingegen, war ein Geist der Winde. Sie führte Gewitter über's Land, wann immer es Regen brauchte und schob die Wolken beiseite, wann immer es wärmer werden sollte.
Obgleich sie bereits seit Äonen lebten, waren die beiden noch immer verliebt wie in den alten Tagen, als der Regen zum ersten mal den Boden der Welt berührte.
Jeden Frühling komponierte Vaï die schönsten Blütendüfte, die Vaya weit und über Feld und Wiesen trug und im Herbst half Vaya, die alten Blätter von den Bäumen zu tragen, auf dass Vaï sie zu frischer Erde fürs nächste Jahr machen konnte.
Eines Tages tauchte ein neues Licht am Nachthimmel auf. Zunächst war es noch ganz klein, doch es wuchs rasch heran. Schon bald war es größer, als alle anderen Sterne am Himmelszelt und auch das Glühen, das von ihm ausging, schien von Stunde zu Stunde bedrohlicher zu werden.
Die Sternkundigen von Farraway warnten das ganze Land vor einem grausamen Ende. Sie waren sich sicher, denn sie hatten die Gefahr aus den Tiefen der Weltenleere ja mit eigenen Augen durch Teleskope gesehen.
Ein Komet raste auf unsere Welt zu, groß genug, um alles Leben im Umkreis zahlloser Meilen auszulöschen. Die Wälder würden verbrennen, die Seen verglühen und nichts als ein Krater würde von der märchenhaften Wildnis des Landes bleiben. Von Windterthal bis Vaalenfels würde die Zerstörung reichen. Farraway war dem Untergang geweiht.
Als Vaya davon erfuhr, wusste sie, dass es nur eines gab, das sie tun konnte. Sie ließ sich vom Wind in den Himmel tragen, weiter weg vom Boden als sie sich je zuvor gewagt hatte. So wie sie seit den ältesten Tagen die Wolken über den Himmel geführt hatte, erfasste sie nun den Kometen und nahm ihn mit auf eine lange Reise durch die endlosen Weiten des Sternenmeers.
Das Land schien gerettet, jedoch war die Gefahr nicht gebannt. Denn egal, wie weit Vaya den Komenten auch führte, er drängte, wie von einem bösen Fluch getrieben, unnachgibig zum Erdboden zurück. Und so musste Vaya, schweren Herzens, oben bei den Sternen bleiben, um den Kometen in seiner Umlaufbahn gefangen zu halten.
So bricht Vaya unnachgibig und beständig Stunde um Stunde winzige Splitter aus dem Kometen heraus, einen nach dem anderen, auf dass er vielleicht eines fernen Tages, selbst wenn es tausend Jahre dauern wird, so klein und ungefährlich werden möge, dass Vaya zu ihrer Liebsten zurückkehren kann.
Nur einmal alle vier Jahre führt ihr Weg sie an unserer Welt vorbei. Nur einmal alle vier Jahre kann sie aus der Ferne einen Blick auf ihr altes Zuhause erhaschen. Abertausende von Blumen sprießen an diesem Tag, als sehnsüchtiges Zeichen von Vaï, die treu am Boden auf Vayas Rückkehr wartet.
Und so kommt es, dass alle vier Jahre, zu Frühlingsbeginn, die Felder und Wiesen Adventurias in solch wildem Überschwung erblühen, dass das bunte Blumenmeer sogar vom Himmel aus zu sehen ist.