1. November 2020
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Oaky legte die Feder weg. Er war bereit. Er hatte sich entschieden und nur war es soweit. Er spürte es, sie kamen. Sie waren im Anmarsch und es wurde bereits merklich kälter.
In aller Ruhe stand Oaky auf, legte alles an seinen rechten Platz zurück, warf noch einen Blick in das warme, knisternde Feuer und verließ dann den Raum. Mit kräftigen Schritten und einem anschließenden Flug verließ er die Residenz und positionierte sich auf dem Feld vor dem Gelände, das zu seiner Heimat geworden war.
Eine Zeit lang blieb es ruhig, doch er spürte die wachsende Spannung und das Knistern in der Luft und plötzlich war er so froh wie noch nie, dass er all seine Schützlinge in die Obhut des Flauschbären gegeben hatte. Dieser würde auf seine Zöglinge so gut aufpassen, wie es niemand sonst vermochte.
Er atmete tief durch, grub die Krallen in den Boden und spannte seine Flügel auf. Und dann war es soweit! Ein greller Lichtblitz erschien am Himmel, die Erde bebte und ein Portal schien sich mit einem gewaltigen Getöse zu öffnen.
Das Brüllen tausender Kreaturen schallte zum Drachenmännchen herüber und brachten seine empfindlichen Ohren zum Klingeln. Sein gesamter Körper war gespannt, bereit, seine Heimat und das gesamte Reich Belletristicas mit seinem Leben und seinem ganzen Sein zu verteidigen.
Dann wurde es totenstill. Das Licht hatte sich verflüchtigt und anstelledessen erkannte Oaky eine ungeheure Streitmacht von Winterdämonen, die nun vor ihm stand. Der Anführer, ein gedrungener schwarz-blauer Winterdämon, trat mit einem dreckigen Grinsen hervor.
"Soso, einen einzelnen Drachen haben sie hierher geschickt, um diese Residenz zu verteidigen?", krächzte er abwertend und knurrte Oaky herausfordernd an. "Erbärmlich, wenn ihr mich fragt", dröhnte er und das gesamte Heer schien mitzulachen.
Das Drachenmännchen jedoch schnaubte nur und sah den Winterdämon ruhig an. "Ihr wisst nicht, worauf ihr euch hier einlasst. Ich mag hier alleine stehen, doch sind alle Belletristicans in mir und stehen mit mir vor euch! Wir alle sind eins, wir alle sind eure Gegner, eure Widersacher! Wir sind Belletristica und wir werden unsere Heimat niemals aufgeben! Möget ihr noch so viele sein, ihr habt keine Chance!"
Der Anführer lachte kehlig und brüllte: "Habt ihr das gehört? Der Drache denkt ernsthaft, er könne uns besiegen?!" Ein Meer aus Winterdämonen lachte Oaky hämisch entgegen.
Oaky setzte sich, faltete die Flügel und sah den Anführer der Winties seelenruhig an. Dieser stockte. Normalerweise waren die Verteidiger ein wenig hektisch und sie drohten ihm sogar, die Verzweiflung deutlich sichtbar in ihrem Auftreten, doch dieser hier war doch anders.
"Wie viele Winterdämonen zählt dieses Heer? Knapp 5000? Etwas mehr? Und wie viel Kreativität brauche ich, um euch zu vernichten? Mögt ihr Elfchen? Ich habe etwas Besonderes geplant, wisst ihr? Und da kommen einige Elfchen auf euch zu... was haltet ihr von 2000?"
Der Dämonenanführer erstarrte kurz und grinste dann höhnisch. "Das ist unmöglich, Drache. Und jetzt aus dem Weg, wir haben etwas zu tun." Damit setzte er zum Schritt an, doch diesmal sprang Oaky wirklich auf, erhob sich zu seiner vollen Größe und entfaltete seine riesigen Schwingen über der Streitmacht.
Die Winterdämonen tänzelten ein wenig, an den Seiten stoben ein paar auseinander. Und dann ballte sich ein gewaltiger Ball aus grünem, rotem und blauem Licht um den Drachen herum. Die Kugel pulsierte, wurde größer, dehnte sich aus und verschluckte bald die ersten Reihen der Winterdämonen, die nun langsam zurückwichen.
"Das ist kann nicht sein!" Der Anführer hatte die Augen aufgerissen und starrte auf die immer noch größer werdende Energiekugel aus Kreativität und Fantasie... und dann explodierte dieser Ball, das gesamte Licht schoss in Lichtgeschwindigkeit über die Armee hinweg. Die Druckwelle war gewaltig, doch konnte sie nur den Winterdämonen etwas anhaben, welche reihum niedergefegt wurden.
Oaky kam unterdessen wieder zum Vorschein und sprach grimmig, mit einem Blick auf die sich langsam aufrappelnden Winterdämonen: "Das war erst der Anfang!"