Baekhyun Pov:
Schon längere Zeit bewunderte ich den älteren Jungen namens Minseok. Wobei die meisten ihn eher Xiumin nennen. Den Grund dafür wusste ich leider nicht. Fragen war auch keine Option, schließlich hatte ich noch nie mit ihm oder einen seiner Freunde gesprochen.
Die meisten haben heutzutage keinen Respekt mehr vor Älteren. Ich schon.
Wobei, nicht unbedingt Respekt. Eher war ich zu schüchtern. Es ist schließlich nichts dabei mal eben jemanden anzusprechen der zwei Jahrgänge über mir ist und vor dem ich mich auf keinen Fall blamieren möchte. Genau. Somit schwärmte ich nur von Weitem für ihn und nahm alle Informationen die ich bekomme.
Oft beobachtete ich ihn, aber ich denke nicht dass man jenes schon als Stalken bezeichnen konnte. Zumindest hoffte ich das.
Wenn ich daran zurück denke, wie ich mich in ihn verliebt habe, war es wirklich etwas zu kitschig, aber mein Herz beschleunigt sich bei den Erinnerungen trotzdem jedes Mal.
Es war vor ungefähr zwei Jahren, da war ich grade in der neunten Klasse. Jungs aus der Zehnten schubsten mich auf dem Flur herum, ich stolperte. Als ich mich seelisch schon auf den Aufprall mit dem Boden gefasst machte, landete ich auf einmal ziemlich weich. Ich öffnete meine Augen und sah direkt in Xiumins, der mich aufgefangen hatte. Bei der Frage ob es mir gut ginge, konnte ich nur nicken. Mein Verstand fühlte sich benebelt an und mein Herz raste.
Er beförderte mich auf die Beine und spätestens als er den zehnt Klässlern eine Ansage machte, dass diese aufhören sollten mich zu ärgern, war es um mich geschehen. Ich hatte mich verliebt.
Und seit dem war ich still und heimlich sein Verehrer.
Eine tragische Geschichte, nicht?
So langsam hielt ich es allerdings nicht mehr aus, ich wollte ihm endlich meine Gefühle gestehen, doch traute ich mich nicht es ihm direkt zu sagen.
Nach langem Überlegen kam ich zu einem Entschluss.
Ich würde ihm einen Brief geben.
Doch es war mir zu peinlich, es direkt zu schreiben.
Da ich mich sehr für japanische Literatur interessiere, war ich auf die perfekte Lösung gestoßen.
Wie könnte man schöner seine Gefühle ausdrücken, als mit den Worten "der Mond ist schön."?
Es klingelte zur Pause und ich verließ nervös den Klassenraum.
Jetzt war es soweit. Mit dem Brief fest in meiner Hand ging ich raus auf den Pausenhof, zum Ort an dem Xiumin seine Pause meist verbrachte.
Als ich ihn sah, atmete ich noch einmal kurz ein und aus und schritt anschließend auf ihn zu. Nervös und mit vermutlich knallrotem Gesicht verbeugte ich mich kurz, als Begrüßung, vor ihm und hielt ihm dann den Brief hin. Ich merkte wie er ihn mir vorsichtig aus der Hand nahm und guckte ihn zögernd an. Er lächelte sein wunderschönes Lächeln und fragte, ob er ihn später lesen sollte. Ich nickte und flüchtete schnell, mit einer raschen Verabschiedung aus seinem Blickfeld.
Die restliche Zeit des Tages, und auch der Nacht, verbrachte ich Panik schiebend in meinen Gedanken. Wer weiß, was er nun über mich denken mag. Hat er den Zettel weggeschmissen und mich bereits vergessen?
Ich denke zumindest nicht dass er sich darüber lustig machte, ich hoffte es, aber er schien nicht so eine Person zu sein, auch wenn ich ihn nur von Weitem, hören sagen, beobachten, kannte.
Unsicher lief ich nun also zur Schule. "Ob es sich rumgesprochen hat, oder weiß es keiner?", fragte ich mich und lief nervös ins Gebäude, ohne Minseok oder einen seiner Freunde zu begegnen.
Nun gut. Könnte daran liegen, dass ich ziemlich spät dran bin. Dementsprechend verschnellerte ich nun auch meinen Schritt, um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen.
Zuerst brauchte ich noch meine Bücher aus dem Spind.
Also eilte ich dorthin und nahm mir schnell die benötigten Bücher aus dem Spind, wobei allerdings etwas auf den Boden fiel.
Verwundert hob ich diese Sache auf. Es war ein kleiner, weißer zusammengefaltender Zettel. Ich konnte mich an diesen nicht erinnern, also faltete ich ihn gespannt auf. Was darauf stand, ließ mich kurz stocken.
"Lass uns den Mond zusammen anschauen.
Heute Nacht, am See, hinter dem Park."
Nervös rannte ich in meinem Zimmer herum, nachdem ich bereits duschen war. Wann ist es Nacht und was soll ich anziehen?
Nach zwei Stunden, und fast jedem Kleidungsstück aus meinem Kleiderschrank, hatte ich es endlich geschafft mich passabel anzuziehen und daraufhin zu stylen.
Es war nun ungefähr 21Uhr und da der Park eine halbe Stunde von mir entfernt war, beschloss ich los zu gehen.
Schlüssel, Portemonnaie, Handy in den Hosentaschen und den Zettel in meiner Hand.
Es war zum Glück Anfang Sommer, weshalb es noch hell war. Doch da war die Frage, ob er denn diese Uhrzeit überhaupt schon als Nacht ansieht.
Nach einer halben Stunde, wurde meine Frage allerdings geklärt, denn ich sah ihn bereits von Weitem vor dem See, im Grass, sitzen.
Mit stark klopfendem Herzen ging ich langsam in seine Richtung und setzte mich mit etwas Abstand neben ihm, nicht trauend ihn anzusehen oder gar anzusprechen.
Doch auch er sagte Nichts.
Die Zeit verstrich etwas, das merkte ich anhand der Helligkeit, die sich änderte. Als er dann letztendlich etwas sagte, erschrak ich leicht.
"Siehst du den Mond dort?"
Ich wendete meinen Blick zu ihm und folgte mit meinen Augen seiner Hand.
Leise hauchte ich ein "Ja."
"Du hast recht, er ist wunderschön"
Daraufhin sah er mich an, ich ihn ebenfalls, unsere Augen trafen sich. Und er lächelte.