Ich war immer Sub gewesen. Alle meine sexuellen Erfahrungen hatte ich mit einem älteren, dominanten Mann gemacht.
Es ist nicht so, dass ich es nicht geliebt hätte, ganz im Gegenteil, es hatte Spaß gemacht und mich auch stabilisiert und ich war darin aufgeblüht.
Von einer verklemmten Teenagerin zur selbstbewussten Frau geworden.
Aber dann lernte ich Tobi kennen.
Ich lernte ihn nicht wie meine ehemaligen Sexualpartner über Datingseiten kennen, sondern auf einer Party.
Es war eine Studentenparty im Wohnheim meiner Freundin Sarah gewesen. Und ich hatte bei dem "ich hab noch nie" - Trinkspiel bei "gefesselt Sex habt" getrunken.
Es war nicht so ungewöhnlich. Viele hatten getrunken, junge Leute sind eben kinky. Aber ich hatte gegenüber von Tobi gesessen. Er hatte geschluckt.
Später saß ich mit einigen der Trinkspielleuten hinten im Partykeller auf den alten, klebrigen Sofas und Tobi setzte sich neben mich. Es war ziemlich laut, als er mir, leicht angetrunken gestand, dass er auch gerne Sub sein würde. "Ich kanns dir zeigen", hatte ich übermütig und angeschickert versprochen. "Morgen Abend, bei mir!", hatte ich noch gerufen. Er war einer der süßen Jungen. "Golden Retriever Boy", hatte Sarah ihn danach mal beschrieben. Nur eben groß. Ich hätte gewettet, dass er nicht Sub ist.
Ich hatte vergessen, dass ich mit einigen Menschen über die Wohnheime gesprochen hatte und ihnen auch erzählt hatte, wo ich wohnte. Und ich hatte vergessen, dass Tobi einer von denen war, die genau die Apartnummer mitbekommen hatten.
Als er am nächsten Abend vor meiner Tür stand, mit Blumen, war ich nach einem verkaterten Tag zum ersten Mal richtig wach. Ich hatte Essen im Ofen und nicht mit Besuch gerechnet.
"Morgen Abend bei mir", erinnerte mich Tobi. Ich schämte mich dafür, nicht mal geduscht zu haben.
"Ich geh mal kurz ins Badezimmer", entschuldigte ich und bat ihn herein, anstatt ihn wegzuschicken.
Vielleicht weil ich Schuldgefühle hatte, oder weil er der hübscheste Junge war, von dem ich je was gewollt hatte. Vielleicht aber auch, weil ich unbedingt mal Sex mit einem Kerl in meinem Alter wollte. Oder weil ich mir vorgenommen hatte, spontaner und entspannter zu sein.
Tobi war die Art von Junge, mit der ich unbedingt spontan sein wollte. Ich stand schon nackt vor der Dusche, als ich durch die geschlossene Tür raus rief: "Wenn der Ofen piepst musst du mein Essen rausholen!"
Als ich geduscht und rasiert herauskam, saß Tobi an meinem nun gedeckten, winzigen Tisch und schenkte mir gerade aus meiner Karaffe Wasser ein. Die Blumen standen in der einzigen Vase, die ich besaß. Meine Mutter hatte mal treffend gesagt: "Sesshaftigkeit ist graduell und kannst du an der Anzahl der Vasen messen, die jemand zuhause hat." Also war ich wohl noch beginnersesshaft, aber das störte mich nicht.
Ich war nervös, aber Tobi grinste mich nur an. "Jetzt iss erst mal was.", sagte er zu mir.
Ich teilte mein Abendessen mit ihm, lüftete dann und während er wie selbstverständlich begann, zu spülen, hastete ich ins Schlafzimmer und räumte gehetzt auf.
Mein Apartment war so aufgeräumt, dass zwischen der Haustür und dem Schlafbereich die Küche mit einer Tür lag. und neben der Haustür gings ins Badezimmer.
Es war klein aber für mich perfekt.
Zurück in der Küche war alles gespült. "Danke", sagte ich zu ihm.
"Keine Ursache", er lächelte.
Wir setzten uns wieder an den Tisch. Wir saßen uns Gegenüber und ich konnte sein Shampoo riechen. Es war männlich aber nicht zu intensiv. Die untergehende Sonne tauchte ihn in herrliches Licht. Ich sah ihn seine Augen, sie waren grün und wunderschön.
"Ich dachte eigentlich, du könntest mir etwas über deine Suberfahrungen erzählen", schlug Tobi vor.
"Und wie man einen Dom oder eine dominante Dame findet!"
Aber ich wollte gerade nicht erzählen.
"Hast du denn noch gar keine Erfahrungen?", fragte ich ihn. "Nein", sagte er. Und ich spürte, wie sich etwas dadurch veränderte, dass ich die Gesprächsführung an mich riss.
Er schluckte und atmete anders. Seine Augen begannen zu funkeln und er fuhr sich mit der Zunge über seine Lippe.
Es sah heiß aus, ihm dabei zuzusehen, unterwürfig zu werden.
"Erzähl mir von deinen Vorlieben", forderte ich.
Er holte Luft, bevor anfing aufzuzählen, die Hand noch immer fest um sein Wasserglas gelegt: "Ich weiß es noch nicht, aber der Gedanken an facesitting macht mich an. Außerdem stehe ich darauf, wenn ich markiert werde. Ich könnte mir vorstellen, dass ich es auch mag, beschämt und gedemütigt zu werden. Keuschhaltung ist vielleicht was, aber vielleicht auch nicht."
Ich nickte.
Wir redeten noch eine Weile.
An dem Abend passierte nichts zwischen uns, aber als wir uns verabschiedeten, küsste er als erstes meine Wange und ging dann auf die Knie und drückte einen Kuss auf meinen Fuß, bevor er eilig ging.