"Wir machen Shopping”, hatte sie gesagt.
Sie hatte mich nicht gefragt, ob ich Zeit hätte oder wollte, sie hatte einfach gesagt, dass wir das machen. Und ich hatte brav genickt.
"Du hast zehn Minuten, dich fertig zu machen.”
"Fertig machen? Machen wir was Besonderes? Wo gehen wir denn hin?”
"Ins Outlet. Muss dich aber nicht kümmern. Zieh einen Rock an!”
Da war schon das erste Problem. Ich hatte gar keinen Rock. Ich fand, dass ich für Röcke gleichzeitig zu alt und zu jung war. Ich hatte ein paar Kleider, aber damit war sie nicht zufrieden.
"Dann leihe ich dir einen!” Sie rollte die großen dunklen Augen gespielt genervt und verschwand in ihr Zimmer.
Als sie zurückkam, warf sie mir einen vor die Füße.
Wir hatten noch keine drei Sätze miteinander gewechselt, und schon waren wir wieder voll bei der Sache, und ich liebte es.
"Vielen Dank!” Ich fiel vor ihr auf die Knie, um ihn aufzuheben. Es wäre nicht notwendig gewesen, vor ihr zu knien, aber ich wollte ihr zeigen, dass ich mit ihr auf einer Wellenlänge war.
Vor allem aber wollte ich zu ihr hinaufschauen. Es gab keinen schöneren Anblick, als sie von unten, vom Boden aus zu betrachten. Sie wirkte so viel imposanter und mächtiger, und ich gierte einfach nach diesem Anblick.
Die Welt von unten sah anders aus und Neda von wurde zu einer anderen Person. Meine Sinne saugten sie auf. Schwarze Doc Martens, eine schwarze Jeans, eine lange, dunkle Bluse und eine schwarze Jeansjacke.
Ihr Stil an diesem Tag war schwarz und irgendwie grobschlächtig durch die klobigen Schuhe und den rauen Stoff der Jeans.
Der Rock war dagegen luftig, leicht. Er war außerdem lang. Er war einfach nicht so mein Stil. Es sei denn, Neda wollte es so. Allein der Gedanke, dass sie meine Klamotten aussuchte, gab mir schon ein wohliges Gefühl.
Ich stand auf, ein wenig unschlüssig. Sie war in mein Zimmer gekommen, und wir waren allein in der Wohnung.
Irgendwie hatte ich gedacht, dass sie mein Zimmer verlassen würde, damit ich mich umziehen könnte. Aber sie stand mitten in meinem Zimmer und machte keine Anstalten zu gehen.
Mir war es irgendwie peinlich, mich vor ihr auszuziehen. Ich sah sie an, aber ihr Blick gab mir zu verstehen, dass ich machen sollte, und ihr Zeigefinger rollte in der Luft, um mir klar zu machen, dass ich mich beeilen sollte.
Meine Finger waren ein wenig zittrig, als ich den Knopf meiner Jeans öffnete und sie langsam über meine Hüften streifte.
Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf. Mochte sie meine Beine, sie waren bleich und manchmal fand ich sie ein bisschen zu dick. Es war doof, dass ich mich in diesem Augenblick so über mein Äußeres definierte, aber es machte mich scharf. Als wäre ich eine Ware und sie würde mich begutachten, ob ich würdig wäre.
Es war mir peinlich. Ich zog mich nicht gerne vor anderen aus. Hatte ich noch nie, schon beim Sportunterricht nicht. Und da hatte man ja noch die Hoffnung, dass man nicht beobachtet würde. Aber sie machte kein Hehl daraus, dass sie mich begaffte.
Ich winkelte mein Knie an, um meinen Schoß zu verdecken. In meinem einfachen, weißen Slip wollte ich mich ihr eigentlich nicht präsentieren.
Aber ich wollte ihr auch noch den blauen Fleck zeigen, den ich mir eingefangen hatte der schreiend meinen Oberschenkel verunstaltete wie eine faulige Stelle auf einer reifen Frucht.
Dabei waren ihre Beine bestimmt genauso verbeult wie meine. Aber ich wollte eben hübsch sein vor ihr, und nun konnte ich das nicht mehr, nun hatte ich keine Kontrolle mehr über die Art und Weise, wie sie mich betrachtete.
Ich stieg schnell aus meiner Jeans und vorübergebeugt steig ich sofort in den Rock und zog ihn hoch. Er saß ein wenig locker, aber er passte. Unten ging er mir bis fast an die Knöchel.
Ich drehte meine Hüften und fühlte den Stoff, wie er über meine Beine fuhr. Ich mochte eigentlich dieses luftige Gefühl von Röcken nicht, weil ich nie genau wusste, was der Wind mit ihnen machte, was man alles sehen konnte und wie hoch sie rutschen könnten, wenn man sich falsch bewegte. Röcke waren in meiner Welt etwas für den Sommerurlaub. Für so richtig warmes Wetter an fremden Orten, an denen man sich wie eine Touristin verkleidete.
In meiner Welt waren Röcke nichts für deutsche Shoppingtrips.
Ich versuchte unsicher, aus Nedas Blick eine Meinung zu meinem Outfit zu interpretieren. Sie nickte und meinte:
"Sieht gut aus! Lass uns gehen!”
Ehrlich gesagt hätte ich schon gar keine Lust mehr, mit ihr rauszugehen. Viel lieber hätte ich es gehabt, wenn wir hiergeblieben wären. Sie und ich in meinem Zimmer. Sie hätte mich allerlei Klamotten anziehen lassen können, hätte mir befehlen können, mich vor ihr zu drehen, mich zu bücken, zu strecken, zu tanzen. Ich hätte alles getan. Ich hätte gerne in meiner Scham gebadet.
Ich glaube, sie merkte das auch, denn sie meinte, beim Rausgehen:
"Keine Sorge, du wirst es mögen! Hoffe ich zumindest.”
Bevor wir gingen, zog ich noch den schwarzen Choker an. Mein Zeichen meiner Unterwürfigkeit.
Neda wartete geduldig und meinte nur:
"Mach noch einen Knopf an deiner Bluse auf, dann kommt er besser zur Geltung!”
Der eine Knopf machte zwar nicht viel, führte nicht dazu, dass ich zu viel Haut zeigte, aber wenn ich an mir hinunterblickte und mich ein wenig vorbeugte, dann war mein BH zwischen meinen Brüsten schon zu sehen. Normalerweise hätte ich mir einen Knopf mehr gegönnt. Aber wenn Neda etwas mehr von meinem Dekolletee sah, würde das vielleicht ihren Appetit anregen, und vielleicht würde sie mir die Bluse vom Leib reißen, wenn wir wieder zurückkämen.
Man durfte ja wohl noch träumen und hoffen!
Im Flur warf ich einen flotten Blick in dem großen Spiegel auf mich. Ich sah feminin aus mit dem Rock, dem Ausschnitt und vor allem dem schwarzen Choker-Halsband, das doch etwas weiter hervorstach, als sich gedacht hätte.
In den vergangenen Tagen hatte ich das Halsband immer mal wieder getragen, aber war auch immer wieder vor meiner eigenen Courage zurückgeschreckt.
Barbara hatte mich darin gesehen, einmal von der Seite angesehen, aber nichts weiter gesagt. Ich hatte mich dann den Rest des Tages gefragt, was sie denken mochte. Als ich am Tag danach mit dem Choker nach draußen gegangen war und eine ältere Frau mich verächtlich angesehen und geschnauft hatte: "Also sowas!”, da hatte ich den Mut verloren. Dabei konnte ich mir noch nicht einmal sicher sein, dass sie mich gemeint hatte. Aber ich bildete es mir ein... dass sie wusste, was das Halsband zu bedeuten hatte und was ich damit ausdrücken wollte.
Und damit war mein Mut vollends in sich zusammengefallen, und ich hatte mich nicht mehr getraut, es in der Öffentlichkeit zu tragen.
Neda hatte meinen Blick im Spiegel bemerkt, hatte meine Hand genommen und mich zurückgeschoben.
Zusammen betrachteten wir uns.
Sie ganz in Schwarz gekleidet und mit einer lässigen Haltung sah fast aus wie ein Typ, zumindest ihr Körper. Auch wenn ihr langes schwarzes Haar sehr weiblich wirkte, stand sie da wie ein Mann, die Beine ein wenig breit, als müsste sie Platz für ihre protzige Potenz machen.
Und ich wirkte dagegen viel weiblicher als sonst. In dem Rock, der meine Hüften betonte. Ich posierte ein wenig, wie man für sich für ein Foto posieren würde, das Knie etwas angewinkelt, ein wenig mit gedrehten Hüften, um meine Kurven zu betonen, gleichzeitig aber auch kleiner zu wirken.
Aber das, was am meisten an mir auffiel, war eben der Choker. Dieses breite, schwarze Band an meinem Hals.
Jeder würde wissen, was es mit uns auf sich hatte.
Was wir darstellten.
Mein Herz schlug heftig, und ich musste einmal schlucken.
Neda spürte meine Unsicherheit und meinte:
"Süß siehst du aus!”
Dabei drückte sie meine Hand, um mir Mut zuzusprechen, lächelte mich an und hauchte:
"Komm, lass uns gehen!”