Zwischen den beiden Musen herrschte tobte eine erbitterte Feindschaft.
Modesty hatte stets einen steinigen Pfad zu bestreiten. Obwohl sie große Freude daran hatte ihre Pflicht zu tun, musste sie viele schmerzliche Momente erleben. Es brauchte Zeit ein ordentliches Leben führen, und sie führte oft Jahre und Jahrzehnte lang einen Menschen durch ein tugendhaftes und unbescholtenes Leben - nur um zusehen zu müssen wie Decadence in nur einem unachtsamen Augenblick die ganze Pracht zunichte machte.
Decadence hingegen machte jeden Tag zum Fest ihres Lebens. Sie schlief so lange sie wollte und noch länger. Sie verleitete jene, die es sich leisten konnten zu ausschweifenden Festen, auf denen sie auch selbst gerne verweilte. Und ein ganz besonders schönes Spielzeug fand sie in der Fleischeslust der Sterblichen...
Zu oft hatte Modesty einen Jüngling stolz und hoffnungsvoll begleitet, von Kindesbeinen an unbescholten durchs Leben geleitet, bis zum Tage der Vermählung, nur um zu erleben wie dieser am Vorabend der Hochzeitsfeierlichkeiten mit einer anderen als der seinen zu Bette ging. Was es bestimmt nicht schöner machte waren das hämische Grinsen, das sie am nächsten Tage von Decadence zu erwarten hatte.
Modesty und Decadence - wie sehr sie einander doch hassten. Doch jede fühlte sich im Recht, taten sie doch nur loyal ihre Pflicht, wie ihre Göttinnen es ihnen aufgetragen hatten. Und als die Jahrhunderte verstrichen, wurde Feindschaft zu Rivalität, und Rivalität wich langsam einem immer größer werdendem gegenseitigem Respekt.