Nachdem es im letzten Kapitel eher um die trockene Theorie ging, kommt hier eine saftige kleine Übung dazu, deine Texte in dem richtigen Tempo zu erzählen – sich für die wichtigen Sachen Zeit zu nehmen und die spannenden Szenen nicht mit langatmigen Erklärungen zu zerstören.
Schrei drei kurze Szenen. Jede Szene soll ein anderes Tempo haben: Schnell, Neutral und Langsam.
Schreib für die schnelle Szene eine Actionszene: Einen Kampf, eine Tanzchoreografie, eine Naturkatastrophe …
Schreibe in möglichst kurzen Sätzen. Nimm am besten mehrere „Akteure“ und springe in raschem Wechsel zwischen diesen hin und her. Nutze viel Bewegung. Verzichte bestmöglich auf Adjektive und Nebensätze.
Schreib für die langsame Szene eine Innenansicht: Ein alter Mann, der über sein Leben nachdenkt, oder mehrere Patienten im Wartezimmer eines Arztes.
Schreib in möglichst langen Sätzen. Verzichte auf Handlung, soweit möglich, und konzentriere dich auf das Innenleben der Personen oder der Person. Nutze Wiederholungen und formuliere jeden „Schritt“ aus: Jeden Gedanken und jede noch so kleine Bewegung.
Schreib nun eine beliebige neutrale Szene. Mische darin Gedanken und Handlungen der Figuren und versuche, eine optimale Balance zwischen den vorherigen beiden Extremen zu bekommen.
Versuche, alle drei Szenen in etwa gleich lang zu halten - also eine annähernd gleiche Wortanzahl zu schreiben. Das macht den Unterschied im Tempo besonders deutlich.