Ein warmes Licht blendete, wie bei der Reise zuvor, Luans Augen. Doch dieses Mal plumpste das Schülerwesen nicht auf einen Stuhl, sondern landete im weichen Gras, dass sonnengewärmt die Knöchel um streichelte. Die Abendsonne färbte das Land bereits in ein feuriges Rot, doch der Frieden war weit und breit zu spüren. Keine Kampfhandlungen, Schreie oder Zerstörung. Für einen kurzen Moment schloss das Schülerwesen die Augen und atmete die angenehm warme Frühjahrsluft ein. Sie war so rein..., in diesem Moment mischte sich dem Geruch von Gras und Blüten, der beißende Geruch von Rauch hinzu. Lu rümpfte leicht die Nase, wo kam dieser Geruch den her? Die Augen öffneten sich und suchten die Umgebung ab. Auf einer Anhöhe erblickte das Schülerwesen ein mittelgroßes Haus, mit drei Schornsteinen. Diese waren für den Rauch verantwortlich und störten das Bild der unberührten Natur. Luan beschloss dort nach Gunbier zu fahnden, die Zeit drängte!
Lu erreichte bald die Annhöhe und als man auf das anfänglich zaghafte, später hämmernde klopfen nicht reagierte, beschloss das Schülerwesen die nicht verschlossene Tür zu öffnen. Im Haus selbst erschien alles in einem orangenen Schein. Überall befanden sich Werkzeuge, Kessel und andere Apparaturen. Es war nicht zu übersehen das Lu eine Schmiede entdeckt hatte. Vielleicht die des mysteriösen Zwergs Gumbier? Das Schülerwesen schlich, wie es sich für einen Assassinen gehörte, lautlos durch die Kesselschluchten. Bis es auf ein kleines, dickbäuchiges Wesen traf, welches sich an einem Hebel abmühte. "Entschuldigung, kann ich Ihnen helfen?", fragte das Schülerwesen den Zwerg.
Der Halbglatzige drehte sich rasch um, sodass seine roten Locken in der Bewegung mit wippten.
"Was willst du denn hier?"
"Ich suche den Schmiedemeister Gumbier und bedarf seiner Künste."
"Ahhh, dass wollen viele.", murmelte der Gnom. "Ich sag dir was, du hilfst mir den Hebel runter zu buckeln und ich helfe dir Gumbier zu finden."
Luan nickte und griff entschlossen das Metall, sodass die beiden den verklemmten Hebel mit vereinten Kräften herunterdrücken konnten. Einer der Kessel neigte sich und flüssiges Gold floss von einem Kessel in einen größeren. Der Gnom rannte zu einem Rad und drehte es, eine Weiche öffnete sich und das flüssige Gold ergoss sich in eine Form. Die Augen des grüngrauen Zwerges funkelten mit dem langsam erstarrenden Gold um die Wette. Auch das Schülerwesen betrachtete das glittzrige Metall begeistert.
"Du suchst also Gumbier?", fragte der Gnom und haute sich auf den rund, hervorstehenden Bauch, "Glückwunsch du hast ihn gefunden! Ich bin Gumbier, also was willst du von mir junger Schmied. Auszubildende nehme ich seit hundert Jahren nicht mehr an, auch wenn du sehr geschickt bist."
"Nein darum geht es nicht. Moment, woher wissen Sie das ich ein Schmied bin?"
"Jeder Schmied bekommt die Augen der Begeisterung, wenn er dem Schmiedehandwerk zusehen kann. Das war also keine Kunst, doch sag, wenn es nicht die Ausbildung, was ist es dann."
"Klakojin ist im Jahr 1999 zurückgekehrt. Tobsüchtig und alles vernichtend. Wir brauchen dringend einen neuen Kristall, um dieses Ungeheuer einzusperren!"
"Das ist seltsam, ich habe doch zwei Herrn einen Körper geschmiedet. Hatten diese nicht mit sich?"
"Doch, aber der Kristall wurde von Klakojin zerstört."
"Dafür hätte es doch keinen Grund gehabt.", murmelte der Schmied.
"Wieso den nicht? Man will diese Macht doch damit einsperren, damit sie keinem mehr schadet."
"Nein, nein.", schüttelte der Gnom den Kopf. "Klakojin ist kein böses Wesen, nur verbittert. Solange das Schwert hier auskühlt, erzähle ich dir seine Geschichte."
"Es war einmal vor lange Zeit, da existierte Klakojin mit all seiner Gestalt. Nicht nur der Energie, sondern auch einem umfassenden Körper. Damals nannte man ihn nicht Klakojin, sondern Token."
Lu kannte diesen Begriff aus der Systema Natura Belletristica, es handelte sich bei der Token um eine ausgestorbene, sehr Codereiche, Algenart. Wenn man so wollte der Urvorfahre alle Codepflanzen und damit dem Geflecht was Belletristica mit seinen Wurzeln umschlossen hielt.
"Ich sehe der Name sagt dir was. Also die Token waren Algen, doch keine kleinen Algen, sie wurden riesig, manche so groß wie Bäume. Die größte unter ihnen, war auch die älteste. Die Mutter aller Token und doch waren alle Kinder Teil der Mutter. Die Token sind so reich an Code, dass sie nicht nur von jenen geerntet wurden, die sie zu schätzen wussten. Nein, auch jene die sich nur Profit erhofften, ernteten sie im großen Stil. Diese bösartigen Hacker entrissen immer mehr Ausläufer der Token das Leben, bis sie sich an die Mutterpflanze wagten und auch diese töteten. So dachte man lange Zeit. Doch ich fand vor nicht mehr als zwei Jahrhunderten einen kleinen Ausläufer der noch um das Leben kämpfte. Es stellte sich heraus, dass es sich hierbei nicht um irgendeinen Ausläufer handelte, sondern um den letzten Rest der ursprünglichen Mutter, den die wildraubenden Hacker übersehen hatten. Ich formte aus Code der String eine neue Hülle, doch mit den vielen Strings ergaben sich auch viele Säulbruchstellen, welche den geformten Körper schlussendlich zerbrechen ließen. Doch natürlich war es mit den Säulbruchstellen allein nicht getan, ein gieriges Wesen, vermutlich ein Troll der bösen Sorte, verursachte die Schädigung im Namen aller Belltristicans. Erneut wurde die Token attackiert und erneut nannten sich diese Ungetüme Belletristicans, obwohl sie nicht den Geist, den wir in uns tragen, besitzen. Doch davon weiß Token nichts und seit sie ihren Körper verloren hat, bezeichnet sie sich nur noch als Kakujin. Ein Begriff ihrer Rache. Um der so tief verletzend Energie unsere wahre Natur zu offenbaren, erschuf ich einen weiteren Körper. Doch dieses Mal verwendete ich eine Frucht eines alten Cincyos. Es überrascht mich das diese reine Form des Cincyos nicht den Ansprüchen von Kakujin genügte.", und so endete die Erzählung des Zwerges Gumbier, in dem er sich an seinen wenigen Locken kratzte.
"Ich erinnere mich, dass Kakujin sagte: Ihr wagt es mir eine Fälschung zu zeigen! - Ich habe von Vin auch die letzten Reste des Kristalles erhalten, die bei der Zerstörung übrig geblieben sind.", antworte Lu und überreichte die Kristallsplitter.
"Als die Splitter in die Hand des Zwerges übergingen, stieß dieser sie mit einem Schmerzensschrei von sich. Die zu Boden gefallenen Splitter begannen in schwarzen, züngelnden Flammen zu verbrennen.
"Diese miese Heuchler!", fluchte Gumbier und wurde rot vor Ärger. Gewiss ist das eine Fälschung gewesen, ganz gewiss. Diese Flammen erkenne ich überall, sie sind das Werk meines ehemaligen Schülers Perfidulo. Er schien mir anfangs als ein guter Schmied, da die Werke, die er mit sich brachte, von ausgesprochener guter Verarbeitung waren. Doch er konnte nicht akzeptieren, dass auch andere gute Schmiedekunst fabrizieren konnten. So schikanierte und sabotierte er einen zweiten Schüler, der talentiert war als Perfidulo, doch lange nicht so selbst bewusst. Er trieb den armen Mistas in den Selbstmord. Mistas tötete sich mit einer Klinge, die ihm Perfidulo gegeben hatte. Doch war dem üblen nicht bewusst, dass Mistas auch gut unterrichtet in der Fluchkunde war. So opferte er sein Leben um all das Schaffen von Perfidulo mit einem selbstzerstörerischen Fluch zu belegen. Es dauerte ein wenig, bis ich der Sache auf den Grund kam, den Perfidulo sich seines Fluches bewusst, erfand natürlich auch selbst einige Geschichten, warum er denn nichts mehr schmieden würde. Als ich es heruas fand, stellte ich ihn zur Rede und er attackierte mich. Mein dritter Schüler, Sinofero, warf sich zwischen mich und die Klinge. Auch er musste sein Leben lassen, durch die Hand des Perfidulos. Leider entkam mir dieses Monster, doch ich schickte ihm einen Kosmaro auf den Leib. Du hast vielleicht von diesen alten Geschöpfen gehört, sie lassen nie wieder von ihrer Beute ab und verwandeln das Leben ihrer geplagten in einen unendlichen Alptraum. Natürlich ist der Kosmaro als Geschöpf der Dunkelheit nur an der dunklen Seele interessiert und unser eins muss sich nicht fürchten. Doch es verschafft mir ein wenig Genugtuung, das Perfidulos nun ein langes Leben voll Leid und Schmerz hat. Jeden Tag für all die Tage, denen er den anderen beiden Schülern genommen hatte. So bin ich auch zu dem Entschluss gekommen, dass ich nie wieder einen Schüler annehmen möchte, den weder den Verrat noch den Verlust eines weiteren Schülers könnte mein Herz verkraften."
Der Mond hatte bereits Einzug über der weiten Ebene gehalten und die Schmiede erschien im dämmrigen Licht und Schmiedemeister Gumbier fügte noch hinzu: "Wie sich später herausstellte, hatte er einige meiner Schmiedekunstwerke entwendet und mit billigen Fälschungen ersetzt, auch diese Taten wird ihm der Kosmaro anlasten. Doch ich fürchte, dass auch der Körper von Token darunter fiel. Gewiss belegte Perfidulos sie mit einem Zauber, dass sie mir nicht gleich als solche auffallen konnten. Ich werde morgen mit der Herstellung eines neuen Körpers beginnen."
"Morgen? Aber der Kampf? Solange werden Vin und Serlo nicht durchhalten.", entgegnete Lu panisch.
"Mach dir darüber keine Sorgen, du bleibst hier länger, die Herstellung dauert ein halbes Jahr, und nächstes Jahr wirst du einfach zu dem Tag, wie heute in die Zeit reisen in die du musst. Niemand muss länger durchhalten als du. Doch du kannst mir helfen, den Körper fertigzustellen und vielleicht kann ich alter Zwerg dir noch den ein oder anderen Kniff im Schmieden beibringen."
So war es beschlossene Sache, dass Luan dem alten Schmiedemeister Gumbier zur Hand gehen würde und mit ihm den Körper von Kakujin erschaffen würde, um sie als Token wieder zu gebären.