Ich konnte mich nicht für eine Idee entscheiden, also hab ich gleich mehrere Drabbles geschrieben.
Die gehören nicht zusammen, sind Einzelgeschichten.
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Ich hatte lange nicht mehr getanzt. Als ich jünger war, gab es in meinem Leben nichts anderes. Es war mein Hobby, meine Berufung, meine Leidenschaft. Im Takt der Musik und durch das Brennen meiner Muskeln konnte ich alles vergessen, was mich bedrückte, fühlte mich frei und schwerelos.
Ich hatte geglaubt, ich würde für immer und alle Tage tanzen können. Doch es war anders gekommen. Heute hielten zwei Räder an meinem Stuhl mich in Bewegung und die Kraft meiner Muskeln war dahin.
Nur noch meine roten Tanzschuhe waren mir als Erinnerung geblieben. Eine, die manchmal tonnenschwer und kaum zu ertragen war.
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Lächelnd warf sie den langen Rock über ihre Beine, drapierte ihn und das leise Rascheln des Tülls verursachte ihr eine Gänsehaut. Schneeweiß war ihr Kleid, ebenso ihr Schleier, die feinen Perlen um ihren Hals und die zart duftenden Blumen ihres Brautstraußes. Etwas Altes, etwas Geliehenes, etwas Blaues, so hieß es, als Glücksbringer für die Braut zu ihrer Hochzeit.
Doch sie brach mit der Tradition. Der Wunsch, von ihrer Mutter, die sie allein großgezogen hatte, zum Altar geführt zu werden, konnte sich nicht mehr erfüllen. Der Krebs hatte sie zu früh genommen. Doch ihre geliebten roten Schuhe gaben der Braut Halt.
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»Ich habe sie zuerst gesehen, sie gehören mir, du Schlampe!«, keifte sie Susan an, mit rasendem Blick auf die blutroten Lackschuhe an deren Füßen. Diese war ein paar Schritte damit gelaufen, um sie zu testen und ihre Freude verwandelte sich in Schreck über die Reaktion ihrer Freundin.
»So ... funktioniert das nicht. Du hast dir ganz andere angesehen, Shelly«, stotterte Susan irritiert und wich zurück, als Shelly die Hand hob. Wollte sie sie schlagen, vor allen anderen? Drehte sie jetzt durch?
»Gib’ her. Sofort!«
Susan gab ihr die Schuhe und verließ das Geschäft. Mit Shelly sollte sie besser nicht befreundet sein.
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Erleichtert warf er die Tür hinter sich ins Schloss und lehnte sich dagegen. Endlich daheim, endlich konnte er die Maske der Rechtschaffenheit ablegen, die er der Welt zeigte und ihn mehr fesselte als es Ketten jemals könnten. Er warf die Tasche und das Jackett von sich und während er auf dem Weg in sein Schlafzimmer war, begann er zu lächeln.
In diesen vier Wänden konnte er sein, wer und was er wollte. Er öffnete den Schrank und tauschte seinen Anzug gegen einen Lack-Catsuit. Die Perücke schmeichelte seiner babyreinen Haut und genüsslich zog er den Reißverschluss der roten Lederstiefel nach oben.
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»Aber Rot ist die Farbe der Sünde«, hauchte sie schüchtern, während ihre Finger über den weichen Samt der Ausgehschuhe strichen. Fast schämte sie sich für die Wonne, die ihr dieses Gefühl bereitete. Sie hatte niemals etwas Farbenfrohes besessen, Mutter hatte es nicht erlaubt. Schon gar keine Schuhe! Nur Huren trugen so etwas, sagte sie immer. Eine sittsame Frau trug keine auffallenden Farben, die nur die Aufmerksamkeit des Teufels erregten. Doch war sie nicht ohnehin bereits verloren? Sie sah ihre Freundin an, die ihr sanft lächelnd über das Haar streichelte.
»Rot ist die Farbe der Liebe, der Leidenschaft und der Schönheit.«