„Es ist schön hier. Kommst du öfter her?“
„Ja schon vor allem im Winter, im Sommer schaue ich mir lieber den echten an“
„Versteh ich gut. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so gemütlich ist. Besonders dass die Sessel sich drehen lassen ist praktisch“
„Haha ja“
Er kuschelte sich weiter in die roten Polster seines Sessels und starte auf die pechschwarze Kuppel über ihm. Sie waren noch bei der Vorbereitung. Immerhin müssen sich die Augen erst an die Dunkelheit gewöhnen. Bei den normalen Programmen ist dafür keine Zeit, aber wenn man schon das ganze Planetarium zu zweit hatte konnte man sich doch Zeit nehmen.
Langsam kam Leben in die Maschine. Sie sah etwas aus wie eine Hantel. Zwei Kugeln verbunden durch ein großes Rohr. Unzählige Linsen, Spiegel und Blenden versteckten sich darin. Das Surren der Elektromotoren, die die Achsen antrieben, verstummte.
„Ah jetzt geht es los, oder?“
„Ja ich präsentiere dir den heutigen Sternenhimmel, ohne Wolken“ er grinste und er dachte im Schein der Sterne auch ein Lächeln auf Ihrem Gesicht entdeckt zu haben.
„So kannst du mir ein paar Sternenbilder zeigen?“
„Natürlich soll ich dir auch die jeweilige Geschichte dazu erzählen.“
„Oh ja bitte.“ Sie kam etwas näher, um besser zu sehen auf was er zeigte.
„Ok beginnen wir mit …“ er überlegte gespielt “mit der großen Bärin“
Er zeigte auf das auffällige Sternbild knapp über dem nördlichen Horizont.
„Aber das ist doch der große Wagen, oder“
„Ja und nein. Der Kasten des Wagens ist ein Teil des starken Körpers der Bärin. Die Deichsel ist der Schwanz. Du willst doch nicht der armen Bärin, die für Zeus Untreue bestraft wurde, auch die Beine nehmen.“
„Wie könnte ich.“ Sie lachte niedlich neben ihm „und Zeus hat mit einer Bärin geschlafen. Wow diese Griechen“
„Nein. Einst war sie eine Nymphe Kalisto genannt, deren Schönheit den großen Zeus selbst in seinen Bann zog. Er schwängerte sie und sie gebar ihm ein Kind namens Arkas. Hera die stets treue Ehefrau von Zeus war darüber höchst erzürnt und verwandelte Kalisto in eine Bärin auf, dass sie für ewig durch die Wälder streife. Arkas wuchs heran, zu einem stattlichen Mann, wie die meisten Halbgötter. Eines Tages begab er sich auf die Jagd und traf eine große Bärin. Bevor Arkas seine eigene Mutter erlegen konnte schleuderte Zeus sie beide an Ihren Schwänzen in den Himmel.“ Er zeigte auf die beiden hinteren hellen Sterne des Kastens und verlängerte ihre Linie bis er auf den glitzernden Polarstern traf.
„Dort ist er der Polarstern, den Arkas als Schwanzspitze trägt. Dieser Stern war schon immer der Wegweiser, vor allem in der Seefahrt.“
„ohh interessant. Was sind das für drei ganz helle Sterne fast im Zenit?“
„Das ist das Sommerdreieck. Altair aus dem Adler, Vega aus der Leier und Deneb aus dem Schwan“
„Das Sommerdreieck? Aber das ist doch Himmel von heute, oder?“ er nickte kurz
„Der Himmel verändert sich mit der Uhrzeit und wenn ich jetzt mal eine Stunde vor spule“ Er drückte ein Knopf und der Himmel drehte sich über Ihnen „Siehst du, dass diese drei bald untergehen werden und Platzmachen für das Wintersechseck. Noch kämpft der Sommer, doch bald sieht man diese Sterne nur noch am frühen Abend“
„Ist das die Milchstraße zwischen den dreien?“
„Ja genau Deneb liegt direkt auf dem weißen Band der Milchstraße. Altair und Vega sind durch diese getrennt. Daher gibt es den Mythos das Altair und Vega ein Liebespaar sind, die der reißende Strom der Milchstraße unüberwindlich trennt.“
„Oh wie tragisch“ Er spürte Ihre Finger an seiner Wange. Gut, dass es so dunkel war, dass sie nicht sah wie rot er gerade wurde. „Ein Glück, dass uns nicht eine ganze Galaxie trennt“