Basierend auf 'Catherine' Teil 1.
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Tuuut.
Tuuut.
"Hallo?"
Schweres Atmen.
"Hallo?! Wer ist da?"
"Wie geht es dir? Catherine."
Erschrocken knallte die Vampirjägerin den Hörer zurück auf die Gabel. Ihr Herz schlug heftig und schnell, sie konnte den Puls bis in ihre Schläfen spüren. Ein ängstlich nervöser Schauer rannte ihr über den Rücken, denn sie kannte diese dämonisch verzerrte Stimme nur zu gut. Sie gehörte dem Reinblüter. Ein Blutsauger der Ältesten. Nach tausenden von Jahren tiefen Schlafes in Vergessenheit geraten, war er wieder da.
Tuut.
Tuut.
Catherine fuhr augenblicklich hoch! Ihre kalten schweißnassen Hände das Kruzifix umklammernd, das auf ihrem bleichen Dekolletee lag, suchte sie mit ihren Augen die Fenster ab. Dieses Monster war nicht zu vergleichen mit ihrer bisherigen Beute. Dieses Monstrum machte ihr Angst.
Es war nun still. Lediglich das Peitschen der pitschnassen Zweige war zu hören. Es schien auch keiner da zu sein. Es regnete in Strömen, die Standuhr im Wohnzimmer schlug einmal. Die Nacht war noch lang.
Reumütig dachte Catherine zurück an die Zeit, als Viktor noch bei ihr war. Sie hätte ihn definitiv besser behandeln müssen. Sie war noch jung, nahm das alles nicht so ernst. Scherte sich kaum um die Gefühle anderer, schon gar nicht um die der Vampire. Fühlte sich überlegen, genoss das Spiel mit dem Feuer. Würde sie heute dafür bezahlen?
Wenn nicht heute, dann vielleicht morgen. Vielleicht auch nächste Woche. Doch eines stand mit Sicherheit fest, es war nur eine Frage der Zeit. Sie war jetzt die Beute. Die Gejagte. Und sie hatte eine scheiß Angst.
Tuut.
Tuut.
Schon wieder!
Bei Catherine lagen die Nerven blank. Im Nu knallte sie das Telefon und mit voller Wucht gegen die Wand. Mit dem Hörer daneben lag es nun in der Ecke. Catherine wagte es nicht, sich zu rühren. Ihr Körper zitterte und sie konnte das schwere Atmen hören..
Ein ohrenbetäubender Donnerschlag gefolgt von einem Blitz! Als sie die Silhouette am Fenster mit dem Handy in der Hand sah, schrie Catherine auf!
Ihrem Schreien folgte zerbrochenes Glas.
Dann geschah es! Dracula stürzte sich gierig auf seine Beute. Der Schmerz brannte sich in ihr Fleisch, an der Stelle, wo seine Fangzähne ihre Haut durchbohrten, und rannte schließlich durch ihren ganzen Körper.
Catherines Knie gaben nach, ihr Kopf drehte sich, ein flaues Gefühl durchzog ihre Magengegend. Mit jedem Augenblick wurde sie schwächer, ihr Blick trübte sich.
Dann ließ der heiße Schmerz nach und sie spürte eine leichte Brise. Dann war alles schwarz.
Ein vertrauter Geruch lockte Catherine zurück ins Bewusstsein.
Sie hörte das rauschende Meer, wie es regelmäßig seine Wellen an Land spülte. Sie blinzelte, doch konnte sie nicht klar sehen, alles war verschwommen. Sie war nicht alleine.
"Viktor.."
Ihre Stimme war so schwach, kaum hörbar und Viktor sagte nichts. Doch wurde seine Umarmung ein wenig fester, als sie seinen Namen flüsterte.
Es dämmerte der Morgen.
Bald würde die Sonne aufgehen.
Viktor! Er musste zurück in die Gruft, sonst..
Doch Catherine war unfähig zu sprechen. Es war einfach keine Kraft mehr übrig.
Die Vögel begannen zaghaft zu singen, als die Dunkelheit der Nacht sich löste. Verzweifelt wollte Catherine protestieren, Viktor sollte.. nein! Er durfte nicht hier bleiben! Doch wie inständig auch ihr Wille war, ihr Körper streikte.
Sie fühlte die kühlen Lippen Viktors auf den ihren, spürte seinen vertrauten Geschmack.. doch da war noch mehr. Es schmeckte warm. Und süß. Es lief in sie, durch die Münder der Liebenden trank die Vampirjägerin sein Blut. Es füllte sie, erfüllte sie. Und sie wurden eins.
Vereint durch einen letzten Kuss, gerade als die Sonne aufging.