Ich hatte Albträume fast jede Nacht. Die Letzte wachte ich auf von meinem eigenen Hilfeschrei. Schweißgebadet und zitternd setzte ich mich an den Bettrand. Es ging mir schlecht. Nicht verwunderlich nachdem, was passiert war. Mein schlechtes Gewissen zermarterte mir den Kopf. Ich lief in die Küche und machte mir einen Tee. Mit der Tasse sass ich am Küchentisch und überlegte, wie es weitergehen sollte. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir dicht auf der Spur waren. Der Tee hatte keine Wirkung. Meine Nerven waren blank. Heute war arbeitsfrei und ich entschied mich, dass arbeiten oder anders gesagt eine Beschäftigung mich beruhigen würde. Danach wollte ich in die nahe gelegene Stadt gehen.
Um 14.00 Uhr nach einem gemütlichen Mittagessen und Erledigung einiger Hausarbeiten verließ ich mein Zuhause. Ich lief auf die Straße und kehrte wiederum zum Haus zurück und vergewisserte mich nochmals, dass die Haustür abgeschlossen war. Das Wetter war trüb, aber dies war nicht ungewöhnlich für einen Herbsttag. Der Nebel, der immer noch in der Luft lag, befeuchtete meine Haut im Gesicht. In der Großstadt angekommen, war der Verkehr immens. Die Luft fühlte sich stickig an. In einem Kaffeehaus ging ich rein und bestellte einen Grüntee und ein Stück Torte. Ich ass diese gemütlich. Als es plötzlich schepperte und klirrte. Im Raum entstand ein Gewirr und laute Schreie ertönten. Ich schaute auf und erschrak. Ich war umringt von sechs Polizisten, in Vollmontur. Die Waffe hatten sie im Anschlag. Zwei stürzten sich auf mich, rissen mich vom Sessel herunter und zerrten meine Hände nach hinten. Ich hörte das Klicken der Handschellen. Ich war nicht erstaunt aber überrascht vom Ort des Geschehens. Hier und jetzt hätte ich es nicht erwartet. Etwas bleich im Gesicht schaute ich sie an. Der Polizist mit einem Schnauz sagte: „Sie sind verhaftet“, und zu den anderen gewandt fuhr er fort: „Abführen.“ Das musste der Chef des Sonderkommandos sein. Wie ein Schwerverbrecher wurde ich abgeführt. In einem Kastenwagen stiegen wir zu dritt ein. Ich wurde von zwei Polizisten bewacht. Mit quietschenden Reifen fuhren wir los, mir ging noch durch den Kopf: „Wieso diese Eile?“ Die Fahrt war unangenehm mit diesen Handschellen. Ich fühlte mich unwohl. Aber handkehrum fast erleichtert oder war dies die Erlösung.
Im Zentralgefängnis wurde ich sprichwörtlich grob in Empfang genommen. Meine Habseligkeiten wurden mir abgenommen und penibel genau auf eine Liste aufgenommen. Es lautete: ein Geldbeutel, ein Schlüsselbund und ein Feuerzeug. Ich musste mich umkleiden und nach fünf Minuten sah ich ganz anders aus in der blauen Anstaltskleidung. Über meine Rechte wurde ich informiert. Zwei ganze Tage konnten sie mich einfach so eingesperrt halten.
Zwei Wächter führten mich in mein neues Zuhause. Mit zwei verschiedenen Schlüsseln wurde die Tür aufgemacht und ich bezog meine Zelle. Ich setzte mich auf die Pritsche und fühlte durch die dünne Matratze den Lattenrost des Bettes. Die Stimmung in der Zelle war düster und ich dachte, hier werde ich bestimmt depressiv. Der Lichteinfall war kaum wahrnehmbar. Ich setze mich an den Tisch. Dort versuchte ich, meine Gedanken aufzuschreiben. Mein Gehirn konnte die heftigen Eindrücke nicht verarbeiten. Auf dem Block schrieb ich: „Ich bin schuldig, in aller Form, ich habe dieses Verbrechen begangen.“ Ich fühlte eine Art Erlösung!
Am nächsten Tag kam der von der Behörde eingesetzte Anwalt, da ich mittellos war, konnte ich diesen nicht selber auszusuchen. Ich erzählte ihm die Geschichte, wie ich meine Geliebte umgebracht hatte und wie alles gekommen war. Er zog die Stirn hoch und tiefe Runzeln bildeten sich. Er schien angestrengt nachzudenken. Dann meinte er: „Sie haben eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Diese wären: Ein volles Geständnis abzulegen oder aber die Aussage komplett verweigern. Ich empfehle ihnen, ein Geständnis abzulegen, dies wirkt sich strafmildernd aus! Zudem werden wir versuchen das Ganze vom Hergang her, als Unfall darzustellen.“ Ich schaute ihn entgeistert an und überlegte kurz. Danach informierte ich ihn, dass ich auch für ein volles Geständnis war. Meine Stirn war feucht. Mein Herz pochte. Ich war nun überzeugt, dass es mir nach dem Geständnis viel besser gehen würde. Dies war wie eine richtige Erlösung und mein Vertrauen in meinem Anwalt war groß.
Die Gerichtsverhandlung lief gut. Ich legte mein Geständnis ab und das Strafmaß war für mich akzeptabel für das, was ich gemacht hatte. Es lautete auf 7 Jahre wegen Totschlag.