Wort: Seelensplitter
Fortsetzung von Sternenhimmel und Elexir in diesem Band
In der Taverne wurde vor einer Woche nach dem vermeintlichen Sieg nach dem Werfen der Glitchcube die ganze Nacht gefeiert. Nun ist meine dritte Woche auf Belle angebrochen. Ich habe mich soweit gut eingelebt und es ist einfach toll.
Heute Nachmittag war ich wieder in der gemütlichen Taverne, um die Einwohner besser kennenzulernen. Plötzlich merkte ich, dass verschiedene Bewohner anfingen, komisch zu reden. Die Sprache war unkontrolliert. Und nach und nach brach der eine oder andere zusammen. Medizinisch kenne ich mich nicht so gut aus. Ich habe so ein Minimalwissen in Erste Hilfe. Ich merkte, dass ich am Ende meines Lateins war! Die Einwohner von Belle hatten sich wohl zu früh gefreut. Dies hatte sicher etwas mit den Dämonen zu tun. Es fiel mir nichts Besseres ein, als mich sofort auf den Weg zum Zauberer zu machen. Ich öffnete die Tür der Taverne und ging raus in die dunkle Nacht. Der Wind blies mir eiskalt ins Gesicht und ich begab mich zu Lyns. Den Weg kannte ich, aber die paar Hundert Meter waren beschwerlich zum Laufen und ich versank bis zu den Kniekehlen im Schnee. Auf die Stunde genau vor einer Woche war ich das erste Mal vor dieser Tür gestanden. Ich klopfte und trat leise ein.
Das Labor war ziemlich dunkel. Zuhinterst sah ich zwei Kerzen brennen. Lyns saß an seinem Schreibtisch und war in einem dicken Buch vertieft. Er murmelte englische Sätze vor sich. Ich begrüßte ihn mit einem Nervösen: „Hallo Lyns…, eh, hum, ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, Meister, Schnee und …. liegen am Boden in der Taverne. Es scheint ihnen sehr schlecht zu gehen.“ Lyns schaute besorgt auf und meinte: „Ach, dies wundert mich jetzt nicht besonders, es lag schon den ganzen Tag ein komischer Geruch über Belle.“ Ich roch den Braten und fragte jetzt auch besorgt: „Meinst du, dies hat etwas mit den Winterdämonen zu tun?“ Lyns runzelte die Stirn: „Könnte es mir vorstellen. Warte ich hole rasch meinen Arztkoffer. Diese Dämonen sind auch nicht dumm und haben sich massiv weiterentwickelt!”
Zusammen liefen wir aus dem Labor, den dunklen Gang entlang und hinaus in die eiskalte Nacht. Der Wind blies noch fester als vor zehn Minuten. Wir kämpften vornübergebeugt und trotz größter Anstrengung kamen wir kaum vorwärts. Plötzlich hörten wir ein Zurren und wir schauten nach oben und sahen Drohnen, die gerade über uns waren und ein Zischen war auch zu hören. Lyns riss mich zu Boden und mit einer Hand bedeckte er mir Mund und Nase und mit der anderen Hand hielt er sich seinen eigenen Mund und Nase zu. Das Zurren entfernte sich. Wir standen wieder auf. Er meinte: „Ach, du heiliger Strohsack, dies muss Seelentinte sein!“ Entgeistert schaute ich ihn an und wiederholte im Schneckentempo halb stotternd: „Seeeleeentin..te!“ Er zog mich an der Hand und meinte: „Beeil dich Milu, jede Sekunde zählt! Es muss sich um das Gas „Anima assula“, handeln. Seelentinte hat dies an der Zauberschule erfunden und ja, er heuerte bei den Winterdämonen an. Dies ist die Rache für die Vernichtung der Flotte letzte Woche.“
Mittlerweile waren wir in der Taverne angelangt. Ich getraute mich, zu fragen: „Und was ist Anima irgendentwas.” Mit einem leichten Stöhnen erklärte er: „Dies ist ein Gas, dass auf die Seele wie Seelensplitter wirkt. Benommenheit und so weiter sind die Wirkung. Es ist fast schlimmer als ein Granatsplitter. Es sind chemische Kampfstoffe. Die Genferkonvention verbietet dies!“ Lyns kniete bei Schnee und öffnete seinen Koffer und holte das Zauberbuch hervor und murmelte ängstlich: „Das Antidot habe ich doch aufgeschrieben damals unter S, ach da ist es ja, soul splinter, keine Ahnung, ob ich es damals richtig übersetzte.“ Lyns wurde ganz bleich und stöhnte auf: „Atropinsulfat, ist das Gegenmittel, was habe ich da hingekritzelt, meine Güte, ich kann meine eigene Handschrift nicht mehr lesen. Ach, ja, ein mg sollte genügen. Milu, in der Zwischenzeit, könntest du über die Nottaste mit Ben telefonieren, dass er den Alarm auslöst. Die Einwohner sollen ja in ihren Häusern bleiben!“ Ich erledigte dies und Ben war wie immer sehr freundlich. Sekundenspäter war die Nachricht in allen Chats mit Eilmeldung markiert. Lyns spritzte Schnee, Meister und den zwei anderen am Boden liegenden Einwohnern das Antidot. Ich schaute ihm zu und dachte bei mir, dass Belle schon grosses Glück hatte, einen solchen Zauberer zu haben.
Kurz darauf tranken wir alle einen Grüntee an der Bar. Man merkte den vieren nichts mehr an vom Seelensplitter. Ich konnte mich nicht zurückhalten und sprach Lyns ein Lob aus. Sofort bedankte er sich auch und meinte: „Meine Tür ist immer offen für dich und du kannst ruhig auch einmal zu einem Schwatz vorbeischauen. Auf jeden Fall müssen wir bis Ende des Monats sehr wachsam sein. Bis dann können die Winterdämonen noch aktiv sein. Sie scheinen, sehr eifersüchtig auf uns zu sein. Ihre Rachsucht ist immens. Ich bin aber zuversichtlich! Zum wohl und auf Belle!“
Fortsetzung in das Tor zum Paradies.