Sklaverei! Selbst in Gedanken spucke ich das Wort aus, anstatt es auszusprechen.
Jemandem die Freiheit zu rauben ist Götterlästerung!
Ich atme tief durch und zwinge mich zur Ruhe. Jegliches Anzeichen einer emotionalen Regung könnte mich verraten. Hier, in dieser heruntergekommenen Taverne, haben die Leute keine Ambitionen, keine sichtbaren Emotionen mehr. Das Einzige, was sie zu einer Regung veranlasst, sind kostenloser Alkohol und Essen. Im Winter vermutlich noch ein Schlafplatz.
Fünf Tage bin ich schon hier. Fünf Tage ohne mich zu waschen, mir die Haare und den Bart zu stutzen, die Zähne zu reinigen oder auch nur die Kleidung zu wechseln. Ich stinke entsetzlich und fühle mich so dreckig wie noch nie in meinem Leben. Und doch weiche ich nicht von diesem Ort.
Ich bin auf der Jagd. Auf der Jagd nach denen, die sich hier ihre Opfer suchen, um sie an die Sklavenhändler von Al-Anfa zu verkaufen. Verkaufen!
Phex interessiert sich nicht nur in seiner Eigenschaft als Gott der Händler für diese Leute. Ja, ihr Handel frevelt seinen Prinzipien, doch etwas anderes entzürnt ihn noch mehr: Die Freiheitsberaubung! Und um etwas dagegen zu unternehmen, hat er meine Schritte hierher gelenkt.
Im hiesigen geheimen Phextempel hat man schon vor einiger Zeit von diesem Frevel erfahren. Doch alle, die dort Phex dienen, sind nicht stark oder erfahren genug, um sich gegen sie zur Wehr zu setzen - oder aber in der Stadt zu bekannt, als dass sie für einige Tage untertauchen und sich auf die Suche nach den Verbrechern machen könnten.
Auf mich trifft beides nicht zu. Ich bin nur auf der Durchreise. Außerdem passe ich in ihr Beuteschema. Zumindest äußerlich ...
Ich werde diese Gotteslästerer finden und zur Verantwortung ziehen! Unter meiner verdreckten Kleidung verberge ich nicht nur meinen trainierten Körper, sondern auch meinen Dolch - und ich kann mit beidem umgehen! Mal sehen, womit ich sie zuerst erwische!