Der Morgen graut gerade, als ich erwache. Was mag mich geweckt haben? Bis zu der Zeit, zu der ich für gewöhnlich meine Augen öffne, kurz vor Sonnenaufgang, dauert es noch lange.
Ich lausche in die Dunkelheit, doch kein Geräusch weckt meine Aufmerksamkeit. Die ersten Vögel beginnen leise zu zwitschern, ab und an raschelt ein kleines Tier im nahen Gebüsch. Aber keiner meiner Instinkte schlägt Alarm, auch Alfons steht ruhig dösend ganz in meiner Nähe.
Es ist ein idyllischer Morgen, hier auf dieser Lichtung im Wald. Genüsslich kuschle ich mich wieder unter meinen Umhang, sehe zum nur langsam heller werdenden Nachthimmel hinauf und genieße sinnierend dessen Anblick. Mein Lagerfeuer ist längst verloschen, und die beginnende Helligkeit ist noch sehr schwach, sodass man noch immer viele der Sterne sieht, mit denen Phex die Finsternis geschmückt hat.
Wenn man den Geschichten Glauben schenkt, steht jeder von ihnen für die Seele eines seiner Diener, die ihm einen wahrhaftig großen Dienst erwiesen haben. Ob das stimmt? Die Vorstellung gefällt mir. Woher wissen die Götter wohl, wann wir etwas für sie tun? Haben sie überhaupt die Zeit, regelmäßig nach uns Geweihten zu sehen, auch, wenn wir gerade kein Gebet an sie richten? Weiß Phex, dass ich gerade hier in diesem Wald bin?
Ich denke schon, denn ich fühle mich nicht alleine. Und es ist nicht nur mein Glaube, der mich stets begleitet. Irgendwie habe ich das Gefühl, als sei mein Gott wahrhaftig in der Nähe und hätte ein Auge auf mich ...
Als ich wieder erwache, ist es kurz vor Sonnenaufgang. Ich fühle mich erfrischt und ausgeruht, bereit, den zweiten Teil meiner Wanderung anzugehen!
Auch Alfons wirkt außerordentlich erholt. Er begrüßt mich mit einem freundlichen Schnauben, als ich mich aufsetze und genüsslich strecke. Lächelnd berichte ich meinem treuen Esel von der Nacht.
„Es war, als würde der Listige persönlich auf uns aufpassen“, beende ich meine Erzählung, während ich meine Decke einrolle und in einer der Satteltaschen verstaue. „Was meinst du – war er hier?“
Schmunzelnd sehe ich zu ihm hinüber, der gerade interessiert die Überreste unseres Lagerfeuers beschnuppert. Ich trete zu ihm, um ihn zur Weiterreise zu überreden. Frühstücken werde ich unterwegs.
Ungläubig lasse ich mich auf ein Knie nieder. Die Asche des Feuers ist längst erkaltet, und ein sanfter Wind fängt bereits an, mit ihr zu spielen. Und dennoch kann ich die Spur, die darin eingedrückt ist, deutlich erkennen.
Ehrfürchtig berühre ich den Pfotenabdruck mit einer Fingerspitze, fahre ihn behutsam nach, bevor ich mich lächelnd wieder an meinen Esel wende. „Sieh nur“, flüstere ich andächtig. „Der Fuchs war tatsächlich hier!“
Ich hätte nicht geglaubt, dass meine Laune heute früh noch besser werden könnte, doch das Wissen, dass Phex nachsieht, wo ich bin und wie es mir geht, lässt mein Herz fast bersten vor Freude! Ich kann mir nicht helfen – Alfons wird auf dem Weg wohl ein wenig meines Gesangs ertragen müssen!