Das Wetter ist wunderbar, als ich mit Alfons der kleinen, aber unverkennbar gut gepflegten Straße durch den Wald folge. Um den nächsten Ort zu erreichen, werden wir mindestens einmal am Wegesrand übernachten müssen, doch wenn die Witterung so bleibt, freue ich mich sogar darauf. Es ist angenehm warm, das Laub unter unseren Füßen ist trocken, und so manche kleinere Pflanze schiebt sich dort hindurch, wo sie genügend von Praios‘ wärmenden Strahlen findet. Alles um uns herum bietet ein Bild der Ruhe und des Friedens. Bislang sind wir keinen anderen Reisenden begegnet, nur einigen Hirschen, Wildschweinen, Rehen und einmal einem stolzen Wolf, der sich, ohne Interesse an meinem Esel zu zeigen, gemächlich von dannen machte. Die Vögel in den Bäumen pfeifen fröhliche Lieder und ab und an hört man das Summen eines fleißigen Insekts, während der Duft nach warmem Holz, Tannennadeln, anderem Blattwerk und ab und an der Geruch eines nahen Bachlaufs die Nase kitzelt. Es ist wahrlich ein Tag, den die Zwölfe gemacht haben, um uns Sterbliche zu erfreuen!
Gegen Mittag suchen Alfons und ich uns ein schönes Plätzchen für eine Rast. Ein winziges, aber stetiges Rinnsal kommt seitlich aus dem Unterholz und hat eine kleine Rinne in die Straße gegraben. Es fließt mit solcher Zuverlässigkeit, dass ich einen Teich oder See als seine Quelle vermute, und wir folgen dem fröhlich plätschernden Wässerchen ein bisschen tiefer in den Wald hinein.
Tatsächlich erreichen wir eine idyllische Lichtung. Sie ist wie für uns gemacht: Ein wenig Sonne bescheint das Ufer eines kleinen Teichs mit klarem, köstlich aussehendem Wasser und hat uns einen schönen, mit Moos bewachsener Felsen gewärmt, auf dem ich mich niederlassen kann, während Alfons die Sträucher des Unterholzes beknabbert.
Ich nehme meinem treuen Esel die Satteltaschen ab und gewähre ihm die Freiheit, jeden Busch in der Umgebung zu kosten. Ich esse derweil auf dem warmen, weich bemoosten Felsen einen Apfel, Brot und Käse.
Als ich in aller Ruhe in den Taschen krame, finde ich die Flöte, die ich beim Würfelspiel im Phextempel von Nordhag gewonnen habe. Lächelnd drehe ich sie in den Händen. Als Kind musste ich lernen, ein solches Instrument zu spielen – ob ich es wohl noch beherrsche?
Ohne weiteres Zögern setze ich sie an die Lippen, bedecke die Grifflöcher mit den Fingern und blase hinein, um einen Ton zu erzeugen, den ich durch Wechsel der Fingerpositionen zu Verändern suche. Ein Schwarm Vögel ergreift laut krächzend die Flucht, und Alfons‘ eindeutig vorwurfsvoller Blick lässt mich aus vollem Herzen lachend ins Moos sinken.
Es sieht ganz so aus, als ob ich das Flötespielen dringend wieder üben sollte!