33 Grad, 14 Minuten Nord. 16 Grad, 30 Minuten West.
Hier musste es sein. Der Nordatlantik lag wie ein Spiegel vor ihnen. Es war brütend warm und es wehte kein Wind, der ihre müden Leiber hätte erfrischen können. In südöstlicher Richtung konnte Hamid die Insel Porto Santo erkennen, jene Insel, die hinter ihrer Unscheinbarkeit eine reiche Geschichte verbarg. Die alten portugiesischen Entdecker hatten sie im 15. Jahrhundert erstmals auf ihren Karten verzeichnet. Man sagte, sie hätten hier ein trächtiges Kaninchen ausgesetzt, das sich so stark vermehrte, dass die gesamte Insel von einer Kaninchenplage heimgesucht worden war. 60 Jahre später heiratete Christoph Kolumbus an dieser Stelle die Tochter des damaligen Gouverneurs des „Heiligen Hafens“. Von diesem Glanz früherer Tage war heute, im Jahre 1724, kaum noch etwas zu spüren. Man sagte, die zahlreichen Angriffe von Piraten hätten der Insel stark zugesetzt. Piraten. Hamid wusste, dass man auch ihn und seine Brüder so bezeichnete. Seine Vorfahren waren Nomaden an Land, er war ein Nomade auf dem Wasser. Die See gab ihm vieles, doch zum Überleben reichte sie allein nicht aus. Plünderungen hatte es schon immer gegeben und Hamid sah keinen Grund, die Bedürfnisse der wenigen europäischen Siedler auf dieser heute so unbedeutenden Insel über sein eigenes Überleben zu stellen.
Doch diesmal ging es nicht ums reine Überleben, diesmal ging es um Reichtum. Die Karte, die Hamid in die Hände gefallen war, bezeichnete die Stelle, an der Bartolomeu Perestrelo persönlich sein Vermögen auf den Grund des Atlantiks sinken ließ, wo es der Legende nach noch heute lag. Und heute war es an den vermeintlichen Piraten, diesen alten Schatz zu heben. Ein Leben im Überfluss lag vor ihnen…