Promt: - dunkel -
Es wird dunkel und die finstere Nacht beginnt. Eine Tür wird knarrend geöffnet und im Schein einer Stall-Laterne sieht man einen Mann mit einem gesattelten Pferd in den Hof treten. Er führt das Pferd vor das Wohnhaus.
Eine Frau kommt weinend aus dem Haus und hält etwas in ihren Armen. Und reicht es dem Reiter auf das Pferd.
„Bitte, beeile dich! Es geht ihm nicht gut", bettelt die Frau.
Ohne ein Wort zu sagen, drückt der Reiter das Kind mit einem Arm fest an seine Brust, ergreift die Zügel und lässt das Pferd schnell antraben. Immer schneller treibt er das Pferd an und das Kind in seinen Armen wird unruhig. Es scheint zu fantasieren, stöhnt und schreit leise auf.
„Beruhige dich, mein Sohn. Es ist nicht weit", versucht der Mann sein Kind zu beruhigen.
Wieder stöhnt das Kind auf und wirft den Kopf hin und her. Der Reiter treibt sein Pferd schneller durch die Dunkelheit der stürmischen Nacht....
Kommt euch das bekannt vor?
Diese Geschichte ist der Beginn einer Ballade, welche 1782 von Johann Wolfgang von Goethe unter dem Titel "Der Erlkönig" geschrieben wurde. In meiner Schulzeit mussten wir alle 8 Strophen auswendig lernen, die mit den Worten beginnen:
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
Nur das Ende der Ballade ist anders als man es sich erhofft hat
Dem Vater grauset’s; er reitet geschwind,
Er hält in Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not;
In seinen Armen das Kind war tot.
Noch heute mag ich diese Ballade bzw. Gedicht, was nicht nur von Franz Schubert und Carl Loewe vertont wurde