Nišō reihte sich bei den anderen ein, die alle um das Feuer standen und die Jäger anhimmelten. In der letzten Reihe rieb er sich den Arm mit der zerkratzten Hand und wurde noch eine Nuance röter um die Nase. Da waren sie alle. Kan, Šin, Izk, Fin, Fol, Har und Keš...
Fife und ihr Sohn, Ka und seine Tochter, Raik und sein Sohn - die drei Halbstarken waren alle das erste Mal mit auf dieser wichtigen Jagd gewesen. Erik und sein Bruder Kif hatten Akar schon letztes Jahr mitgenommen. Damit Kan, der alte Wolf endlich nicht mehr mit gehen musste auf diese langen und sehr Kräftezehrenden Rennen. Ini würde sich freuen, wenn ihr Lieblings-Jäger in Zukunft bei ihr bleiben würde. Verdammt alle wären so froh, wenn sie sich nicht noch einmal trennen müssten. Das Leben dauerte nicht so lange, dass man alles aufschieben konnte.
Er scholt sich selbst: 'So wie du den Wunsch aufschiebst Har nahe zu sein?'
Ein Raunen ging durch den ganzen Stamm, die Kinder schrien auf. Die Jäger hatten nicht nur fette Beute gemacht, sondern hatten auch Honig gefunden.
„Šaeš!“ (Bei der Sonne).
„Liel!“ (Und beim Mond).
Alle freuten sich so unglaublich. Nišō auch über den Honig gerade sogar mehr als die Rückkehr der Jäger. Er würde alle seine Beeren dafür geben, um... seine Beeren, ha ha, verdammt. Die Süße schon auf der Zunge, drängte sich in weite Ferne.
Es war Har, der den ausgehöhlten Kürbis trug, in dem der weiß-gelbe, klebrige Leckerbissen getragen worden war. Er war es auch, der nun da stand und jedem großzügig etwas abgab. Und sie stellten sich alle an, um einmal den Finger hineinzutunken.
Sobald sie das Fleisch, welches noch auf den Schlitten lagerte, verarbeitet hatten und alle Wunden versorgt, würden sie die Kinder fortschicken und sich zur großen Wiedersehensfreude alle am Feuer zusammensetzen. Sie würden tanzen und sich freuen, dass sie alle am Leben waren. Und später würden sie alle auf den Fellen zusammenliegen, bis das Feuer weit herunter brannte und das nächste Tageslicht anbrechen würde.
Nišō wollte unbedingt etwas vom Honig, aber er wollte Har nicht gegenübertreten. Ein kleines Dilemma, welches er versuchte zu lösen, in dem er sich so unscheinbar wie möglich in die Reihe stellte und nach vorn schieben ließ von Wia. Sie war hinter ihm aufgetaucht, als sie ihn entdeckt hatte und kümmerte sich wie immer liebevoll um ihn. Sogar hier, umarmte ihn von hinten und lächelte, während sie ihn sanft anschob auf Har zu.
Der große, trainierte Jäger hielt den Kürbis vor sich, jeder der hineinlangte, musste tiefer greifen, um noch genug von der süßen Masse zu bekommen. Vielleicht, wenn sie Glück hatten, sogar mit einem Stück Wabe daran, auf dem sie noch ein bisschen herumkauen konnten.
Als Nišō an der Reihe war und die grauen Augen des Jägers sich auf ihn richteten, bekam er weiche Knie. Alle hatten Har etwas gegeben, ein großer Teller aus einem Hirschgeweih war angefüllt mit den Gaben des ganzen Stammes, die alle dem Mann dankten. Und was hatte er? Nišō hatte die Hand schon ausgestreckt nach dem Topf, doch nun zog er sie hastig zurück.
Har streckte ihm den Kürbis entgegen. „Š, Niš.“ (Hier, Nišō, probier doch einmal.)
Er schüttelte den Kopf und riss sich von seiner Freundin los, um davon zu stürzen, mit der Hand über den Augen, damit er sich nicht ansehen musste, wie furchtbar er sich blamierte.
Wia und Har blieben zurück, sahen sich ratlos an. Während Wia sich dann einen Finger voll Honig gönnte, spürte Nišō Hars Blick auf sich, als wäre er die Beute des Jägers.