Am Abend fand sie sich zwischen all den Leuten wieder, die laut johlend, lachend und jauchzend das Wiedersehen feierten. Der Honig war leer und der Kürbis bis auf den letzten Rest ausgeschleckt. Das Fleisch hatten sie teilweise zum Trocknen aufgehangen. Einen Großteil gegessen, aber nicht so viel, dass sie alle bewegungslos mit aufgedunsenen Bäuchen in den Ecken lagen. Alle hatten vom Knochenmark bekommen und die restlichen Knochensplitter hatten sie gesammelt und gemahlen und Wana übergeben. Fell, Haut, Hufe, Hörner, sie hatten alles sauber sortiert und gewaschen oder ausgelegt. Die Felle gespannt zur Weiterverarbeitung gewässert. Nach dem ganzen Nachmittag voller Arbeit waren sie zufrieden und stolz auf ihre Leistung. Und schließlich brieten einige Leckerbissen über dem Feuer oder lagen auf den heißen Steinen. Der Duft war ebenso betörend wie die Leute. Fuš sang schon eine ganze Weile. Erst hatte sie immer wieder Lieder zur Arbeit angestimmt. Dann zum Essen und wenn sie selbst grad nicht gesungen hatte, dann hatte jemand anderes gesummt.
So wie es jetzt war, gefiel es Niš am besten. Ihre Leute waren verhältnismäßig laut. Aber das konnten sie auch guten Gewissens sein, da sie eine große Familie waren und sich nicht fürchten mussten. Keine anderen Stämme oder wilden Tiere hatten es auf sie abgesehen. Selbst Nachts im Zelt hielten immer ein paar ihrer Leute Wache, vor allem jetzt, wenn das frische Fleisch viele neugierige Nasen anzog. Wie von Wölfen und Aasfressern, manchmal sogar Bären. Dann mussten sie auf der Hut sein, auch wenn allein der Hall ihrer Stimmen unter dem Vordach des riesigen Felsens die meisten Wesen abhielt näher zu kommen. Der Hall machte sie lauter, größer und mächtiger als sie wirklich waren. Das Feuer in der Mitte ihres Lagers, welches immer brannte und nie ausgehen durfte, für das sie alle mal verantwortlich waren und aufpassen mussten, hielt ebenfalls viele fern - eher Tiere. Manchmal kamen anderen Menschen absichtlich, weil sie den Rauch gesehen hatten, zu ihnen, um sich für eine Rast bei ihnen niederzulassen. Im Allgemeinen gewährten sie gerne den Wandernden einen Platz in ihrer Mitte. Denn wenn sie selbst unterwegs waren, dann freuten sie sich auch, wenn jemand ihnen einen Platz gab. Man konnte sich auf diese Gastfreundschaft verlassen, obwohl man sich gegenseitig nicht immer mochte. Meistens ging es bei ihnen friedlich zu, kluge Anführer der Familiengruppen erkannten schnell, dass es nicht gut war sich gegenseitig zu verletzen. Man musste sich nicht mögen, um nebeneinander zu leben und sich gelegentlich über den Weg zu laufen und auszuhelfen, wenn es nötig war. So konnte jeder Stamm tun was er wollte und für das beste hielt. Šari hielt es für das Beste ihre Leute offen und freundlich zu führen. Sie war eine starke Stimme, zusammen mit Wana, Wia und Niš. Sie sorgten zusammen dafür, dass sich Fehler nicht wiederholten, dass die Leute sicher waren, dass sie aber auch neue Wege beschritten, wenn es nötig wurde.
Jetzt waren erst einmal alle erleichtert, doch morgen würden sie mit den Jägern beraten. Sie brauchten einen Platz, der einen kürzen Beuteweg sicherte, aber ihnen genug Früchte des Waldes ließ. Damit sie als Sammler nicht auch soweit laufen mussten. Oder sie mussten mehr Vorräte anlegen und sich weiter hinaus in die Steppen wagen. Wia hatte bereits den Vorschlag gemacht, einen Reisenden auszusenden, damit sie sich umhören konnten wie es woanders aussah. Einen von ihnen der in alle Himmelsrichtungen gehen würde, alle Stämme aufsuchen, die entlegensten Sammelplätze und schaute, ob es etwas gab, was sie lernen konnte und ihnen in dieser Situation nützlich sein konnte.